Verletzungsbedingt musste Yannick Dehoff seine aktive Karriere beenden. Nun beerbte er den großen Jan-Marco Montag.
Hockey-TrainerYannick Dehoff ist erst 23, hat aber große Ziele mit Blau-Weiß Köln
Das BWL-Studium muss warten. Drei Klausuren und die Bachelor-Arbeit fehlten Yannick Dehoff (23) nur noch zum Abschluss, doch ein Lockruf aus Köln sollte seine Pläne im vergangenen Sommer schlagartig ändern. Um sich seinen Traum vom ersten Cheftrainerposten zu erfüllen, brach er seine Zelte in Mannheim ab und unterschrieb beim Feldhockey-Zweitligisten Blau-Weiß Köln.
„Natürlich macht man sich als Studienabbrecher nicht nur Freunde im eigenen Umfeld“, sagt Dehoff. „Aber jeder, der mich kennt, weiß: Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, ist es eigentlich schon zu spät.“
Yannick Dehoff konnte nur noch unter Schmerzen Hockey spielen
Um als Hockeytrainer durchzustarten, hat der A-Lizenz-Inhaber alles auf eine Karte gesetzt. „Bei mir gibt es nur ganz oder gar nicht“, sagt er. Auch deshalb beendete Dehoff im Frühjahr 2022 seine aktive Karriere. „Ich habe nur noch unter Schmerzen gespielt – das hat weder Sinn noch Spaß gemacht“, beschreibt der damalige Verteidiger des Bundesligisten TSV Mannheim die Folgen seines im Herbst 2019 erlittenen Achillessehnenrisses.
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Stattdessen widmete er sich ganz seinem Co-Trainer-Job bei den Damen des TSV, den er schon wenige Wochen nach der besagten Verletzung übernommen hatte. „Ohne Hockey geht es einfach nicht bei mir“, erklärt Dehoff. Ohne ambitionierte Ziele offenbar auch nicht: „Klar träume auch ich davon, eines Tages mal Bundestrainer zu werden.“
Nachfolger von Jan-Marco Montag
Laut BW-Co-Trainer Patrick Montag besitzt Dehoff die beiden wichtigsten Werkzeuge: „Yannick hat ganz viel Sachverstand und das nötige Feuer.“ Der Sportwart war es auch, der Dehoff nach Köln lotste – und damit die Lücke schloss, die sein Cousin Jan-Marco „Jambo“ Montag (39) hinterlassen hatte. Der Olympiasieger, Welt- und Europameister half selbst mit bei der Suche nach einem Nachfolger und sagte nach seinem Abschiedsspiel im Sommer: „Mit Yannick ist die Mannschaft in den besten Händen.“
Nach dem Abgang von Spielertrainer Montag, Olympiasieger Linus Butt (36) und weiteren „Oldies“ stand Dehoff stellvertretend für den Umbruch bei BWK. „Jambos Fußstapfen waren groß“, räumt der Trainer-Youngster ein. „Aber ich liebe Herausforderungen. Auch mit 23 und ohne 200 Länderspiele kann man sich Respekt verschaffen.“ Dabei setzt er auf „harte Arbeit gepaart mit Demut. Ich werde den Hockey nicht neu erfinden und lege großen Wert auf die Meinung meiner Spieler.“
Blau-Weiß Köln gelang in der Halle der Aufstieg
Die Vorgehensweise scheint zu fruchten. Zwar beendete Blau-Weiß die Feld-Hinrunde in der 2. Bundesliga Nord „nur“ auf Platz sechs, doch unterm Hallendach glückte unlängst der direkte Wiederaufstieg in Deutschlands Beletage. „Das war mein bislang größter Moment als Trainer“, berichtet Dehoff vom entscheidenden 6:3-Erfolg am vorletzten Spieltag gegen den Verfolger Gladbacher HTC.
Wenige Monate zuvor hatte der gebürtige Mannheimer bereits mit den TSV-Damen den Aufstieg in die 1. Feld-Bundesliga gefeiert, doch eben „nur“ als Assistent. Seinen ersten Coup als Chefcoach hatte er einer starken Teamleistung zu verdanken, aber auch herausragenden Spielern wie Joshua Delarber; der Zugang vom Stadtrivalen Rot-Weiss traf 23 Mal.
Für Blau-Weiß Köln geht es in der Feld-Saison um den Klassenerhalt
Seine Tore werden auch in der Feld-Rückrunde gefragt sein, auf die sich der Kölner HTC Blau-Weiß aktuell vorbereitet. Während man unter Jan-Marco Montag mehrfach am Aufstieg vorbeigeschrammt ist (2019 fehlte am letzten Spieltag ein einziges Tor), geht es diesmal um den vorzeitigen Klassenerhalt. „Nach dem Umbruch im Sommer und der deutlichen Kaderverjüngung müssen wir uns weiter finden“, sagt Dehoff vor dem Wiederauftakt am 22. April beim Topfavoriten Gladbacher HTC.
Früher oder später will Blau-Weiß aber erneut ans Tor zur 1. Bundesliga anklopfen. „Wir wollen mittelfristig hoch und uns auch auf dem Feld wieder mit Rot-Weiss messen“, bestätigt Patrick Montag, dessen Vater Hans dem letzten Erstliga-Kader von Blau-Weiß angehörte (1987/88). Die Rückkehr sei jedoch eine „Mammutaufgabe“. Eine Aufgabe ganz nach Dehoffs Geschmack.