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FrauenfußballBayer-04-Trainer Pätzold kritisiert Platzverweis nach „Allerwelts-Zweikampf“

Lesezeit 3 Minuten
Leverkusens Julia Mickenhagen weint nach ihrem Platzverweis.

Untröstlich: Leverkusens Julia Mickenhagen weint nach ihrem Platzverweis.

Nach der Gelb-Roten Karte gegen Julia Mickenhagen, die tragische Protagonistin des Spitzenspiels, kippte die Partie in Richtung der Bayern.

Es war eine Niederlage, die schmerzte. Zum ersten Mal in dieser Bundesliga-Saison gingen die Frauen von Bayer 04 Leverkusen am 7. Spieltag ohne Punkte vom Platz. Der Siegtreffer des FC Bayern München fiel am Sonntagabend in der 90. Minute, zuvor hatte die Werkself zweimal gegen den Deutschen Meister in Führung gelegen. „Es tut wirklich weh, so spät noch zu verlieren. Wir haben sehr leidenschaftlich und mit viel Herz einiges dafür getan, etwas Zählbares mitzunehmen“, sagte Bayer-Trainer Roberto Pätzold.

Vor allem ärgerte ihn die Gelb-Rote Karte gegen Nachwuchskraft Julia Mickenhagen. Die 19-jährige Linksverteidigerin erlebte in ihrem zweiten Einsatz für Bayer 04 ein Wechselbad der Gefühle, angefangen mit dem Jubel nach ihrem ersten Bundesligator. Nur wenige Minuten, nachdem Pätzold sie eingewechselt hatte, zielte sie nach einer Ablage von Katharina Piljic außerhalb des Sechzehners mutig aufs Tor. Der Ball schlug flach im rechten Eck zum 2:1 ein (52.).

Ich hätte es den Spielerinnen einfach gegönnt, die Partie Elf gegen Elf zu Ende zu spielen. Dann wäre es bis zum Schluss eng geblieben
Roberto Pätzold, Trainer Bayer 04 Leverkusen

Zuvor hatte Cornelia Kramer gegen sonst dominierender Münchnerinnen in der ersten Halbzeit überraschend zum 1:0 (20.) getroffen, Bayern-Spielerin Sarah Zadrazil glich in der 50. Minute zum 1:1 aus.

Auf der Gefühlsskala von Mickenhagen und Trainer Pätzold folgte nach dem ansehnlichen Führungstreffer allerdings die Kehrtwende: Erst glichen die Münchenerinnen nach einem vermeidbaren Elfmeter zum 2:2 aus (Georgia Stanway/66.). Dann holte sich eben jene junge Julia Mickenhagen mit einem überstürzten Foul an Nationalspielerin Giulia Gwinn die Gelb-Rote Karte von Schiedsrichterin Angelika Söder ab (73.).

Großer Jubel nach Julia Mickenhagens erstem Bundesliga-Treffer

Ein Wechselbad der Gefühle: Großer Jubel nach Julia Mickenhagens erstem Bundesliga-Treffer

Ein tränenreicher Abgang folgte. Und Unverständnis vom Trainer: „Das Foul, das zum Platzverweis geführt hat, war aus meiner Sicht ein Allerwelts-Zweikampf und es gab keine Notwendigkeit, da eine Karte zu ziehen. Es ist sehr schade, dass dem Spiel dadurch eine entscheidende Wendung gegeben wurde“, kritisierte Pätzold.

Nach Länderspielpause: Bayer 04 startet Aufholjagd gegen 1. FC Köln

In Unterzahl kämpfte seine Mannschaft darum, das Unentschieden über die Zeit zu bringen – und musste schließlich das bittere 2:3 (90.) hinnehmen. „Ich hätte es den Spielerinnen einfach gegönnt, die Partie Elf gegen Elf zu Ende zu spielen. Dann wäre es bis zum Schluss eng geblieben“, sagte Pätzold.

So blieb es bei der immerhin hoffnungsvoll stimmenden Erkenntnis, ein Topteam wie den FC Bayern München „in vielen Momenten des Spiels in Bedrängnis gebracht zu haben“. Trotz verpasster Tabellenführung – mit einem Sieg gegen die Bayern hätten die Leverkusenerinnen die Bundesliga-Spitze übernommen – überwiege der Stolz, dem Titel Spitzenspiel durch einen mutigen Auftritt gerecht geworden zu sein, so der Bayer-Coach.

Eine starke Defensive, effiziente Spielmomente und der Kampfeswille geben zumindest weiter Mut für die Partien, die nach der Länderspielpause anstehen. Weiter geht es für die Leverkusenerinnen am 1. November (18.30 Uhr) im Derby gegen den 1. FC Köln. Während die FC-Frauen in dieser Saison noch ohne Sieg auf dem vorletzten Rang festhängen, hat Bayer 04 dort die besten Chancen, den Anschluss auf die vorderen Tabellenplätze zu halten. Die internationalen Ränge sind nur zwei Punkte entfernt.