Der Center der Bayer Giants erzählt über seine lange Auszeit vom Basketball.
Bayer Giants LeverkusenDennis Heinzmann lässt tränenreiche Zeit mit mehr als 400 Reha-Terminen hinter sich
Wer mit 31 Jahren im Sport eine schwere Verletzung erleidet, die ihn für einige Monate außer Gefecht setzt, überlegt wohl zweimal, ob er oder sie die Karriere fortsetzt. Ob es sich lohnt, noch einmal die Zähne zusammenzubeißen und ein Comeback anzugehen. In hoch bezahlten Sportarten ist die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr sicherlich höher als in „Niedriglohnsportarten“. Zu diesen gehört auch Basketball unterhalb der 1. Bundesliga, wenn man nicht gerade ein gut bezahlter US-Amerikaner ist. Aber auch der wird nicht mit Mitte 30 finanziell ausgesorgt haben.
Noch schwieriger wird eine Entscheidung pro oder contra Karriereende, wenn es nicht bei einer Verletzung bleibt; wenn man gar nicht erst wieder zu Einsätzen in Pflichtspielen kommt, weil zum zweiten und dritten Mal Bänder oder Sehnen reißen. Wenn man zwei Jahre keine einzige Minute mehr im Trikot seines Klubs auf dem Parkett stand.
Bei Dennis Heinzmann, dem Center der Bayer Giants, war genau das der Fall. Am 14. September 2022 rissen bei ihm Innen- und Außenbänder sowie Kapseln am rechten Fuß. „Das war schon ein Schock und sah wirklich nicht schön aus. Ich bin mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus, später mit Krücken wieder raus. Wir hatten uns entschieden, die Verletzung ohne Operation zu behandeln. Das war das erste Mal, dass ich meiner Familie über ein paar Wochen kaum helfen konnte, weil ich nichts heben oder tragen konnte“, erinnert sich Heinzmann. Dazu sollte man anmerken: Das Ehepaar Heinzmann hat fünf Kinder. Nun hatte seine Ehefrau ein weiteres Mitglied daheim, das versorgt werden musste.
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Aber auch diese Zeit ging vorbei und der 2,16 Meter-Mann absolvierte mehrfach die Woche Reha-Termine, um wieder richtig laufen zu können. „Damals hatte ich gehofft, noch im Kampf um den Verbleib in der Pro A mithelfen zu können. Wir hatten schließlich nur eine Auszeit von vier bis sechs Monaten eingeplant“, erzählt er. Daraus wurde nichts: Heinzmann verletzte sich erneut am selben Fuß. Unter dem Fuß war eine Sehne gerissen.
„Diese war wohl mehr in Mitleidenschaft gezogen wurden, als wir erahnen konnten. Aber jetzt ging wieder alles von vorne los. Dieses Mal wurde aber operiert. Danach Gips und Krücken, der familiäre Ausfall, die Reha-Maßnahmen. Alles wie gehabt“, so Heinzmann.
Und wieder kämpfte er sich heran. Als ob das Verletzungspech ihn aber nicht schon genug gebeutelt hätte: Verletzung Nummer drei folgte. Ein Sehnenriss am großen Zeh. „Das war die härteste Phase. Diese Verletzung hatte sich überhaupt nicht abgezeichnet und konnte auch nicht erklärt werden. Jetzt wurden zum ersten Mal Meinungen laut, nach denen ich die Weiterführung meiner sportlichen Laufbahn überdenken sollte. Es war überhaupt nicht klar, wie diese Verletzung anzugehen war.“
Und weiter. „Wieder eine Operation und alles aufschneiden? In dieser Phase habe ich schon ein paar Tränen vergossen. Das war auch für meine Familie wieder eine schwere Zeit, denn sie mussten mich erneut auf Krücken erleben. Aber: Ich hatte mich entschieden, jetzt erst recht noch mal den Kampf aufzunehmen“, verdeutlicht der mittlerweile 33-Jährige seine Kämpfernatur.
Unterstützt von der Familie und den Giants quälte er sich wieder durch die Reha-Maßnahmen und am 14. September war es endlich soweit: Auf den Tag genau zwei Jahre nach seiner ersten Verletzung, nach 400 – 450 Reha-Einheiten, nach fast einem halben Jahr auf Krücken stand der Center beim Turnier der Giants in Luxemburg zum ersten Mal wieder im Trikot auf dem Feld. Er stand nicht nur, er bewegte sich in alter Manier. Was das bedeutete, bekamen die Zuschauer am vergangenen Sonntag beim Ligadebüt Heinzmanns gegen Schwelm zu sehen: 19 Punkte und acht Rebounds in nur 17 Minuten Einsatzzeit. Klasse Werte.
Heinzmann konnte seine Leistung danach gar nicht so recht fassen: „In dieser Partie lief alles so fantastisch für mich, als ob irgendjemand die vergangenen zwei Jahre gutmachen wollte. Die Jungs spielten mich hervorragend an, Bälle fielen mir irgendwie in die Hände, ich habe jeden Wurf getroffen, sogar einen Dreier. Das war einfach nur gigantisch.“
Für Dennis Heinzmann war das aber nur der Anfang mit dem Team. „Wir haben eine tolle Mannschaft beisammen, die Chemie in der Truppe ist hervorragend. Auch wenn wir vielleicht nicht die Tiefe der letzten Jahre haben, ist unsere Mannschaft mit den jungen Spielern stark ergänzt und auf allen Positionen sehr gut besetzt. Wir werden sicher noch besser spielen können, als es gegen Schwelm schon der Fall war.“
Das wird die Konkurrenz in der Pro B sicherlich nicht gerne vernehmen. Am Sonntag geht es für die Bayer Giants zu den TSK 49ers, die ihren Saisonauftakt gegen Aufsteiger Neustadt ebenfalls erfolgreich gestalten konnten.