Ehrenamt in Köln: Verein bietet belasteten Kindern unbeschwerte Auszeiten

„Wir möchten Frauen, die häusliche Gewalt erlebt haben, helfen, ihre Ängste zu überwinden, damit sie gemeinsam mit ihren Kindern wieder am öffentlichen Leben teilnehmen und öfter einmal Glück erleben können“, sagt Gaby Schauenburg.

Die Diplom-Heilpädagogin hat gemeinsam mit Freundinnen und Bekannten während der Corona-Pandemie den Kölner Verein „Glück erleben“ gegründet – unter anderem auch deshalb, weil sie in ihrem mehr als 30-jährigen Berufsleben die Erfahrung gemacht hat, dass man Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien vor allem hilft, wenn man deren Müttern so früh wie möglich unter die Arme greift und ihnen damit Kraft gibt, ihren Alltag mit ihren Kindern gut meistern zu können.

Vereinsvorsitzende stammt selbst aus schwierigen Familienverhältnissen

Bestes Beispiel für den Erfolg dieses Ansatzes ist die Vereinsmitbegründerin und derzeitige Vorsitzende Martina Cömlek, die selbst aus schwierigen Familienverhältnissen stammt. „Ich bin mit 16 Jahren von zu Hause ausgezogen, lebte zeitweise auf der Domplatte, wurde mit 19 schwanger und war völlig hilflos. Bei dem Kölner Verein ‚wir für pänz‘ lernte ich damals Gaby Schauenburg kennen. Sie war meine Rettung. An Gabys Seite fühlte ich mich geborgen und konnte endlich glücklich sein“, sagt die 34-Jährige.

Angeboten werden Wochenendausflüge in die Eifel und Tagesausflüge in den Lindenthaler Tierpark, zum Geysirmuseum nach Andernach oder zum 3D-Minigolf-Spiel. „Unsere Ausflüge sind für die Frauen und ihre Kinder kostenlos. Trotzdem suchen wir bewusst erschwingliche Freizeitangebote aus, um den Müttern zu zeigen, dass man auch mit wenig Geld gemeinsam mit den Kindern einen unbeschwerten Nachmittag erleben kann“, sagt Schauenburg.

Zusammenarbeit mit Kölner Frauenhäusern

Neben dem Spaß, den die Gruppenausflüge bringen würden, böten sie den Frauen vor allem auch eine gute Gelegenheit, andere Frauen mit ähnlichen Schicksalen kennenzulernen. Und sich auszutauschen. Der Verein arbeitet eng mit den Autonomen Frauenhäusern in Köln zusammen und versucht, mit niederschwelligen, kostenlosen Angeboten, ein großes Netzwerk aufzubauen.

Da Glück zu erleben aber auch Geld kostet, ist der Verein auf Spenden angewiesen. Dank der Unterstützung von „wir helfen“ konnte der Verein beispielsweise das Projekt „Mit Farbe durch den Winter“ auf die Beine stellen. Einmal in der Woche treffen sich dafür bis zu zehn Kinder im Alter zwischen acht und 15 Jahren in den Räumen der Kirche St. Dreikönigen in Bickendorf.

Kinder stärken, die häusliche Gewalt erfahren haben

„Einige Kinder kommen aus hochstrittigen Trennungsfamilien und haben häusliche Gewalt miterlebt. Wir möchten ihnen helfen, sich nicht als Opfer zu verstehen, als hilflos, sondern wir möchten die Jungen und Mädchen in ihrem Selbstwertgefühl stärken. Dass das enorm wichtig weiß ich, denn genau das hat mir als Kind gefehlt“, sagt Martina Cömlek.

„Mit Farbe durch den Winter“ ist ein kunsttherapeutisches Angebot, das die Kinder und Jugendlichen nach Lust und Laune malen lässt, nur bei Bedarf schreiten die Therapeutinnen und Therapeuten ein. „Bewertungsfrei kann wertvoll sein“ lautet die Devise. Das Material, egal ob Holz, Gips, Ton oder Stein steht kostenlos zur Verfügung. Das Projekt dauert fünf Monate und richtet sich an Kinder aus sozial schwachen Familien und Jungen und Mädchen mit einer Autismusspektrumsstörung oder ADHS.

„Unsere Angebote sind inklusiv, bei uns darf jeder junge Mensch so sein, wie er ist. Dabei ist es aber wichtig, dass alle ihre schönsten Glücksmomente erleben sollen. Wir möchten Brücken zwischen verschiedenen Lebenswelten bauen. Bei uns treffen junge und alte, reiche und arme Menschen, mit und ohne Einschränkungen, gleich welcher Kultur, aufeinander, um gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen“, sagt Gaby Schauenburg.