- In den vergangenen Jahren entstehen immer mehr Netzwerke speziell für Frauen – die die Entwicklung in der Wirtschat spiegeln.
- Marie-Christine Frank hat in Köln eines gegründet, dass die verschiedensten Frauen an einen Tisch bringen soll – von der Ärztin bis zur Influencerin.
Köln – Es gibt eine Frage, mit der Marie-Christine Frank regelmäßig konfrontiert wird: Ob ihr wohl noch eine Frau einfalle, für ein Panel. Etwa zweimal im Monat passiere das, sagt sie, und dann sei es ihre persönliche Herausforderung, so lange zu suchen, bis sie eine geeignete Kandidatin gefunden habe. Zum Beispiel eine Gründerin, die an der Kölner Universität studiert hat, oder eine Expertin aus der Wirtschaft, die über Corona sprechen kann.
Frank ist PR-Beraterin und Netzwerkerin – es ist ihr Job, die richtigen Menschen zusammenzubringen. Im vergangenen November hat sie die „Macherinnen“ gegründet, ein Netzwerk, das Frauen mit ganz verschiedenen Hintergründen an einen Tisch bringen soll: Gründerinnen und Kulturschaffende, Medienfrauen und Sportlerinnen. „Es kann auch eine Lehrerin dabei sein, die ihre Schule digitalisiert oder eine Eurofighter-Pilotin“, sagt Frank. Bislang seien viele Angebote für Frauen sehr branchenspezifisch gewesen. Die Stärke ihres Netzwerks liege darin, verschiedenste Frauen zusammenzuführen. Und die Nachfrage sei groß: Schon beim ersten Treffen hätte es mehr Interessentinnen gegeben als Plätze. Beim zweiten Treffen seien rund 120 Teilnehmerinnen dabei gewesen. Die Frauen treffen sich an wechselnden Orten, Expertinnen halten Vorträge, man knüpft geschäftsgetriebene Kontakte. Beim Auftakttreffen sprachen eine Eurofighter-Pilotin, eine Ärztin und eine Influencerin, zum digital abgehaltenen Treffen am Mittwoch wird Oberbürgermeisterin Henriette Reker zugeschaltet.
Immer mehr Netzwerke
Die Macherinnen sind bei weitem nicht das einzige Frauennetzwerk in Köln und Region. Da wären zum Beispiel das Netzwerk Nushu mit Treffen in der Region oder Tijen Onarans Global Digital Women, die Frauen aus der Digitalbranche auch im Rheinland vernetzen. Es gibt den Verband deutscher Unternehmerinnen, weitere branchenspezifische Netzwerke wie die Frauen in der Immobilienwirtschaft. Der Female Innovation Hub von Zerrin Börcek fördert und vernetzt Gründerinnen in der Region.
Die Angebote, die sich speziell an Frauen richten, haben in den vergangenen Jahren rasant zugenommen. Ins Rollen gebracht habe das Ganze vor allem auch Sheryl Sandberg, sagt Frank. 2013 schrieb die Facebook-Co-Geschäftsführerin mit „Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg“ eine vielbeachtete Autobiografie, die eine Debatte über Frauen in Führungspositionen anstieß und mit der Gründung eines eigenen Netzwerks einherging.
Wirtschaftliche Veränderungen
Der Boom der neuen Netzwerke gehe einher mit den Veränderungen in der Wirtschaft, sagt Frank. Jetzt, wo Frauen häufiger in führende Positionen vorrückten, müssten andere mitgezogen werden. „Zu sagen, dass Frauennetzwerke durch diese Entwicklung obsolet würden, ist Quatsch“, sagt Frank. Sie wählt ein lokales Beispiel, um ihren Standpunkt zu verdeutlichen: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, eine der größten außeruniversitären Forschungseinrichtungen Europas, hat mit Pascale Ehrenfreund eine Chefin an ihrer Spitze. „Es kann doch nicht sein, dass das selbst in Köln kaum jemand auf dem Schirm hat.“
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Marie-Christine Frank selbst hat 2018 die Kommunikationsberatung Drei Brüder gegründet, die so heißt, weil Frank mit drei großen Brüdern aufgewachsen ist. Neben der Arbeit dort ist sie Dozentin für strategische Kommunikation und PR. Vor ihrer Selbstständigkeit hat sie im Bereich Genderwissenschaften/Soziologie promoviert und unter anderem fünf Jahre beim Kompetenzzentrum Frau und Beruf in Düsseldorf gearbeitet. Im Juni möchte sie einen Podcast starten, der die Erfahrungen der Expertinnen, die bei den Macherinnen sprechen, für alle frei zugänglich macht. Dabei sollen ausschließlich Kölnerinnen zu Wort kommen.
Akademie für Gründerinnen
Daneben arbeitet Frank auch an einem weiteren Projekt: Gemeinsam mit Zerrin Börcek vom Female Innovation Hub möchte sie mittelfristig eine Female Founders Academy ins Leben rufen – eine Art Akademie für weibliche Gründer. „Frauen gründen anders“, sagt Frank. Börcek und sie haben die Erfahrung aus erster Hand – als sie selbst gründeten, merkten sie, dass ihnen in den bestehenden Angeboten etwas fehlte. „Wir hätten uns gewünscht, dass wir neben Businessplan, Finanzierung, Recht und Steuern auch erklärt bekommen, wie man mit seinen Ängsten umgeht. Und wie man selbst zur Marke wird.“ In ihrem Konzept möchten sie bestehende Angebote von beispielsweise Stadt und Wirtschaftsförderung mit neu geschaffenen Angeboten zusammenführen.
Aktuell ruht das Projekt aufgrund voller Terminkalender – von NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart gab es jedoch schon positive Rückmeldung. Ihm und der NRW Bank haben Börcek und Frank das Konzept der Female Founders Academy bereits vorgestellt. Pinkwart hatte zuletzt versucht, Gründerinnen besonders zu fördern. Laut dem aktuellen Female Founders Monitor sind nur rund 15 Prozent aller Gründer weiblich.