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AschermittwochUnternehmer in Köln und NRW warnen vor De-Industrialisierung

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Die Arbeitgeberverbände auf Landesebene und in Köln warnen bei ihren traditionellen Aschermittwochs-Veranstaltungen vor Extremismus und Fremdenfeindlichkeit.

Arbeitgeberpräsident Gunnar Herrmann (v.l.), Net-Cologne-Chef Timo von Lepel, OB Henriette Reker und Arbeitsminister Karl-Josef Laumann.

Die Arbeitgeberverbände auf Landesebene und in Köln warnen bei ihren traditionellen Aschermittwochs-Veranstaltungen vor Extremismus und Fremdenfeindlichkeit.

Traditionell wenden sich die Arbeitgeberverbände am Aschermittwoch an Öffentlichkeit und Politik – meist um ihren Unmut kundzutun. Der Präsident von Unternehmer NRW, Arndt Kirchhoff, warnte in Düsseldorf vor den Gefahren des Rechtspopulismus. „Nationalismus und Fundamentalismus sind eine Gefahr für unseren Wohlstand“, sagte Kirchhoff dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Extremisten drohten vor der Europawahl die Oberhand zu gewinnen.

Zu den bekanntgewordenen Überlegungen aus dem rechtsextremen Umfeld zu einer „Remigration“ von Ausländern sagte der Arbeitgeberpräsident: „Das geht nicht und das wollen unsere Belegschaften nicht. 50 Prozent und mehr der Mitarbeiter unserer Betriebe haben nicht-deutsche Wurzeln“. In dem Punkt gebe es auch mit den Tarifpartnern, also den Gewerkschaften, absolute Einigkeit.

Insbesondere zu den Plänen der AfD zu einem geplanten Austritt Deutschlands aus der EU bezog der Unternehmer Stellung. „Den rechtsextremen Parteien in Europa geht es nicht darum, Europa besser zu machen. Sie wollen es zerstören“, so Arndt Kirchhoff weiter. Für Deutschland wäre ein Dexit, also ein Verlassen der EU, ein „Himmelfahrtskommando, das unser Land völlig ruinieren würde“. Die Europäische Union sei ein weltweit einzigartiges Wohlstandsprojekt. Zwei Drittel der deutschen Produkte würden mit Europa gehandelt.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Ein Lokführer oder eine Gartenbauerein muss ja nicht unbedingt Goethe rezitieren können
Gunnar Herrmann

Gleichzeitig stellte der NRW-Arbeitgeberverband ein wirtschaftspolitisches Fünf-Punkte-Papier zur Europawahl vor. Die Kernforderungen darin: Wettbewerbsfähigkeit, Bürokratieabbau, Binnenmarkt vollenden, Transformation gestalten und internationale Rolle Europas stärken.

Kritik übte Kirchhoff an der Energiepolitik der Bundesregierung. Das Strompreispaket aus dem vergangenen Herbst sei „völlig ungenügend“. In Sachen Technologie kritisierte er eine Verbotskultur. Außerdem bekräftigte er seine Forderung nach einem Brückenstrompreis. Lob gab es dagegen für die problembewusste Politik.

Kölner Arbeitgeberpräsident Gunnar Herrmann für mehr Integration auf dem Arbeitsmarkt

Der Kölner Arbeitgeberpräsident und Ford-Aufsichtsrat Gunnar Herrmann hatte zum Katerfrühstück traditionell ins Pullman-Hotel in Köln eingeladen. Bei der Integration ausländischer Bürger auf dem deutschen Arbeitsmarkt mahnte Herrmann, früher Chef der Ford-Werke, mehr Gelassenheit an, was Zeugnisse, Abschlüsse oder Sprache angehe. „Wir brauchen da mehr Mut zur Lücke, der Lokführer oder die Garten- und Landschaftsbauerin muss ja nicht unbedingt Goethe rezitieren können“, sagte der Kölner Arbeitgeberpräsident.

Wie auch Kirchhoff warnte Herrmann vor einer De-Industrialisierung der deutschen Wirtschaft, also der Abwanderung von Industrie-Unternehmen. Diese Erkenntnis müsse in der Politik ankommen. „Wenn wir jetzt nicht aufpassen, schlittern wir in eine viel schlimmere Krise. Dann brauchen wir am Ende auch keine Fachkräfte mehr“, sagte Hermann.

Gastredner Karl-Josef Laumann (CDU), Arbeitsminister von NRW, mahnte von den zuständigen Kammern in NRW eine bessere und schnellere Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen an. „Im abgelaufenen Jahr hat es nur 12.000 Anerkennungen ausländischer Ausbildungen gegeben, davon drei Viertel aus dem Gesundheitsbereich“, sagte der Minister.

Laumann kritisiert Handelskammern

Dadurch fühlte sich Kölns IHK-Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein offensichtlich kritisiert. In einer an die Rede anschließenden Fragerunde sagte der Kammer-Chef zu Laumann, es gebe keinen Stau bei den Anerkennungen, vielmehr sei die Nachfrage zu gering. Dies lies Laumann nicht gelten, bekräfigte seine Kritik an der Kammer und beendete den Dialog mit den Worten: „Es ist auch in Ordnung, verschiedener Meinung zu sein.“

Weitere Redner waren Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sowie Net-Cologne-Chef Timo von Lepel.