Köln – Viele Gemeinden in NRW machen seit diesem Montag Gebrauch von der Option, Kunden mit einem aktuellen negativen Schnelltest Zutritt zu Geschäften und Kultureinrichtungen zu gewähren. Die meisten Städte und Kreise, für die das Gesundheitsministerium mit der Notbremse eine Rückkehr zu schärferen Maßnahmen angeordnet hatte, will diese Testoption umsetzen. Dadurch ergeben sich in Köln und der Region teils völlig verschiedene Regeln beim Einkaufen.
Vorerst mit Ausnahme der Städte Köln, Hagen, Remscheid sowie dem Kreis Düren und dem Märkischen Kreis, wollen alle 31 Kreise und kreisfreien Städte mit Inzidenzen, die drei Tage in Folge über dem Wert von 100 lagen, mit Schnelltests weiter Zugang zu Einrichtungen und Läden des nicht täglichen Bedarfs ermöglichen, die ansonsten im Zuge der Lockdown-Verschärfungen geschlossen werden müssten. Dazu zählen auch Museen oder Kosmetikstudios.
Testoption kam überraschend
Nach den Bund-Länder-Beratungen hatte auch NRW eine konsequente Umsetzung der vereinbarten „Notbremse“ angekündigt. Die in der am Freitag veröffentlichten Coronaschutzverordnung verankerte Testoption hatte daher viele Rat- und Kreishäuser sowie Gewerbetreibende überrascht.
Im Einzelhandel ist dabei weiterhin nur ein Kunde auf 40 Quadratmetern zulässig, in Museen und Tierparks gilt eine Obergrenze von einem Kunden auf 20 Quadratmetern. Möbelhäuser wie Segmüller und Möbel Brucker Kall weisen die Kunden auf ihren Internetseiten auf die Testpflicht in den entsprechenden Kreisen hin.
Rhein Sieg und Rhein Berg offen
Im Rhein-Sieg- und dem Rheinisch-Bergischen Kreis bleiben die Öffnungsmöglichkeiten dagegen unverändert: Hier sind Geschäfte und Kulturangebote weiter ohne negativen Test geöffnet, weil die 7-Tage-Inzidenz dort noch nicht drei Tage infolge über die 100er-Marke gestiegen ist. Deshalb greift die Corona-Notbremse nicht, die entweder eine Schließung oder eine Testpflicht erforderlich gemacht hätte.
Bei der Stadt Köln hieß es mit Blick auf die derzeit so unterschiedlichen Öffnungsregelungen am Montag, man spreche sich für ein abgestimmtes Vorgehen zumindest in der Region aus.
Die Testoption für Handel und Kultur war in der Politik zuletzt hitzig diskutiert worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte das Öffnungsmodell in der ARD-Sendung Anne Will scharf. Sie sah darin einen Verstoß gegen die Corona-Notbremse. Das Land NRW wies diesen Vorwurf zurück.
Der Handelsverband NRW begrüßte das Modell derweil. „Der Weg, den Nordrhein-Westfalen eingeschlagen hat, ist richtig, weil er den Einstieg in differenzierte Regelungen bedeutet“, sagte Hauptgeschäftsführer Peter Achten dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Montag. Man müsse genau hinschauen, wo Infektionen entstünden und passgenau reagieren – anstatt pauschal Schließungen durchzusetzen, die nichts brächten. Achten forderte deshalb die Städte ohne Testoption auf, entsprechend nachzuziehen, sofern sie die dazu notwendige Infrastruktur bereitstellen könnten. „Zu glauben, dass wir damit volle Innenstädte provozieren, ist eine Illusion.“
Handelsketten loben Idee
Auch von großen Handelsketten kam Zuspruch: Thalia kündigte an, „Buchhandlungen für Kundinnen und Kunden mit negativem Testergebnis in jedem Fall“ offenzuhalten und die Einhaltung entsprechend zu kontrollieren. Das Unternehmen appellierte zugleich an die Politik, die Testkapazitäten auszubauen und Tempo beim Impfen zu machen.
Der Elektronikhändler MediaMarktSaturn betonte, er begrüße jegliche politischen Konzepte, die ein sicheres Einkaufen in seinen Märkten auch bei hohen Inzidenzen weiter ermöglichten. „Aktuell beobachten wir, welche weiteren Vorgaben Bund, Länder und Kommunen in den kommenden Wochen in Bezug auf mögliche Öffnungen im Einzelhandel planen. Dies schließt auch den Ansatz mit ein, das Einkaufen mit einem aktuellen, negativen Corona-Test zu ermöglichen.“
Die Parfümeriekette Douglas verwies darauf, dass im Moment noch viele Details zu den künftig geltenden Reglungen ungewiss seien und ließ sein weiteres Vorgehen offen: „Wir prüfen das.“ (mit dpa, red)