Köln/Bonn – Trotz heftiger Kritik und anders als der Konkurrent Deutsche Lufthansa will der US-amerikanische Logistikkonzern United Parcel Service (UPS) am Einsatz seiner Maschinen vom Typ McDonnell Douglas MD-11 in Köln/Bonn festhalten. Die Maschinen gelten mit einem am Boden gemessenen Geräuschpegel von 84 Dezibel als besonders laut. Die Lufthansa hatte ihre letzte MD-11 zu Beginn dieser Woche ausgemustert. Damit verfügt keine europäische Airline mehr über den als veraltet geltenden Flugzeugtyp.
Wie UPS nun auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilte, hält der Logistikkonzern an der MD-11 fest. UPS betreibt in Köln/Bonn ein großes Luftfracht-Drehkreuz. „Die Pandemie hat die weltweiten Frachtkapazitäten durch weniger Passagierflüge und damit weniger Frachtraum in diesen Flugzeugen an ihre Grenzen gebracht. Um die Welt des Warenverkehrs während der Pandemie in Bewegung zu halten, haben wir uns auf die Flexibilität unseres globalen Netzwerks verlassen und bei Bedarf ad hoc und vorübergehend zusätzliche Flugzeuge eingesetzt“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme von UPS. Ein Sprecher bestätigte außerdem, dass die Fluggesellschaft einen weiteren Einsatz der MD-11 nicht ausschließen könne und verwies auf die Bedeutung der Luftfracht, etwa für „lebensrettende Impfstoffe und medizinische Hilfsgüter sowie reguläre Kundenlieferungen“ in Corona-Zeiten.
„Maschinen werden in Corona-Zeiten gebraucht“
Konkreter heißt das: Weil Logistikketten weltweit ins Stocken geraten sind, sieht sich UPS gezwungen, die in die Jahre gekommenen Maschinen weiter einzusetzen. Durch die extrem gestiegenen Frachtraten bei Containerschiffen ist es aktuell teilweise wirtschaftlich, bestimmte Güter per Luftfracht zu transportieren. Und das, obwohl die alte MD-11 unter normalen Umständen alles andere als wirtschaftlich ist. Sie verbraucht 8000 Liter Kerosin pro Flugstunde. Zum Vergleich, das am häufigsten gebaute Flugzeug der Welt, die Boeing 737, verbraucht zwischen 3000 und 3200 Liter.
Fluglärmgegner fürchten Feinstaubbelastung
„Je höher der Verbrauch, desto höher ist auch die Feinstaubbelastung für uns Anwohner“, sagt Wolfgang Hoffmann, von der Lärmschutzgemeinschaft Köln/Bonn. UPS hat noch 42 MD-11 im Einsatz, die im Schnitt 27 Jahre alt sind. Fluglärmgegner Hoffmann kritisiert den Einsatz der alten Jets. Der Ersatz durch leisere Jets vom Typ Boeing 747-8 sei seit Jahren versprochen aber nicht eingehalten worden.Bei UPS denkt man aber auch in Zukunft nicht an ein Ende der MD−11 in der Flotte. „Wir prüfen ständig unsere Flottenerneuerungsstrategie und achten auch in Zukunft darauf, den Kapazitätsbedarf und andere kritische Faktoren einschließlich unserer Nachhaltigkeitsziele miteinander zu vereinen“, heißt es von UPS. Von einer Ausmusterung ist also nicht die Rede.
Fedex und UPS sind letzte Betreiber des Jets
Größter Betreiber der MD-11 und ebenfalls mit einem Drehkreuz in Köln vertreten ist der Logistikkonzern Fedex mit 59 Maschinen, die mit 28 Jahren noch älter sind als die von UPS. Fedex hat sich auf Anfrage bislang nicht zur Zukunft ihrer MD-11 geäußert. Fluglärmgegner Hoffmann fordert, Nachtflüge solch lauter Jets in Köln zu verbieten.
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Konsequenter als UPS ist der Konkurrent Lufthansa Cargo vorgegangen. Die letzte MD-11 landete diese Woche in Frankfurt nach ihrem letzten Flug. Es war die letzte von früher 19 Maschinen des Typs. Ersetzt wurden sie durch 15 wesentlich leisere und sauberere Boeing 777.