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Check-in kurz vor Abflug „waghalsig“Lage am Flughafen Köln/Bonn entspannt sich leicht

Lesezeit 4 Minuten
Flughafen UPS

Eine Frachtmaschine von UPS auf dem Vorfeld des Flughafen Köln/Bonn, die Frachtraten konnten in der Corona-Krise um 20 Prozent zulegen.

Köln/Bonn – Die Krise der Luftfahrt infolge der Corona-Pandemie dürfte nach Einschätzung der Branche noch bis Mitte des Jahrzehnts anhalten. „Wir sind praktisch im Luftverkehr in einem anderthalbjährigen Lockdown“, sagte Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Luftfahrtverbandes BDL am Dienstag bei der Präsentation der Verkehrszahlen für das erste Halbjahr in Deutschland.

Diverse Beschränkungen durch Pandemie hätten die zivile Luftfahrt in die schwerste wirtschaftliche Krise ihrer Geschichte gestürzt. Da sich der Nachfrageeinbruch 2021 über die komplette erste Jahreshälfte erstrecke (statt über 3,5 Monate wie 2020), sei der Rückgang gegenüber 2019 mit 67 Prozent noch einmal massiver als im vergangenen Jahr.

Im Februar Dreiviertel weniger Flüge

Der Tiefpunkt war im Februar erreicht. In dem Wintermonat lag die Nachfrage nach Flügen demnach um Dreiviertel unter dem Februar 2019. Der Verband vergleicht die 2021er Halbjahreszahlen nicht wie gewohnt mit dem Vorjahreszeitraum, sondern den Vergleichsmonaten des Jahres 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie.

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Gegenüber dem ersten Halbjahr 2020, in dem gut zweieinhalb Monate noch nicht von pandemiebedingten Einbrüchen gekennzeichnet waren, hat sich die Passagiernachfrage bei den deutschen Fluggesellschaften nochmals reduziert: von minus 65 Prozent im Jahr 2020 auf minus 85 Prozent im laufenden Jahr. „Der Luftverkehr ist was die Zahlen angeht im ersten Halbjahr auf das Niveau des Jahres 1971 zurückgefallen“, sagte Von Randow. Die Auslastung der Flugzeuge lag bei gerade einmal 51 Prozent und damit 31 Prozentpunkte unter der Auslastung des ersten Halbjahres 2019.

Erst 2025 wieder auf Vor-Krisen-Niveau

Eine Erholung zeichnet sich ab Juni ab. Diese sei insbesondere auf den beginnenden Urlaubsverkehr, die sinkenden Inzidenzen in Europa und den Fortschritt der Impfkampagne zurückzuführen. Bei weiteren Impfungen, zurückgehenden Reisebeschränkungen und einer robusten Konjunktur sind demnach 2022 bis zu 80 Prozent der Vorkrisen-Zahlen möglich. „Das Niveau von 2019 würde hingegen erst auf Höhe von 2025 erreicht werden“, so der Verbandschef.

Wegen zuletzt deutlich spürbarer Engpässe beim Einchecken am Flughafen Köln/Bonn und anderen Airports rät Von Randow dazu, möglichst vorab einzuchecken. „Das Problem sind die Verkehrsspitzenzeiten. Fluggäste sollten mindestens eineinhalb bis zwei Stunden vor Abflug am Flughafen sein. Eine Stunde, das kann klappen, ist aber waghalsig“, sagt Von Randow.

Schlangen in Köln/Bonn werden seltener

Am Kölner Flughafen hat sich die Lage gegenüber dem Andrang vor zwei bis drei Wochen etwas entschärft, heißt aus dem Unternehmensumfeld und vom Flughafen selbst. Es komme nur noch vereinzelt zu langen Schlangen. Die Bundespolizei habe ihr Personal aufgestockt, hieß es.

Die Zahl der bedienten Strecken von deutschen Flughäfen war im Februar 2021 am stärksten gesunken. Damals wurden 62 Prozent der früheren Destinationen nicht mehr angeflogen. Auch wenn viele Strecken nun wieder beflogen würden, so sei die Bedienungsintensität (Flüge pro Strecke) immer noch deutlich geringer als 2019: Innerdeutsch liegt sie bei minus 70 Prozent, innereuropäisch bei minus 60 Prozent und interkontinental etwa bei der Hälfte des Jahres 2019.

Preise für Tickets steigen deutlich

Trotz dieser stark nachgelassenen Nachfrage nach Flügen sind die Preise teils kräftig gestiegen. Die rar gewordenen Interkontinentalflüge sind zwar etwa gleich teuer wie vor der Pandemie. „Für Flüge zu europäischen Zielen sind die Preise in der Coronakrise stärker gestiegen: Die Kosten für ein Ticket sind gegenüber 2019 um bis zu 30 Prozentpunkte höher“, sagte Von Randow. Innerdeutsche Flüge verteuerten sich um etwa sieben Prozent, was immer noch deutlich über der durchschnittlichen Teuerungsrate liegt.

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Der weltweite Luftfrachtverkehr konnte sich von der negativen Entwicklung des Passagiergeschäfts entkoppeln und entwickelt sich grundsätzlich sehr positiv, obwohl weiter viel Kapazität aus den Passagierflugzeugen fehlt. Die Auslastung stieg weltweit von 46 Prozent im ersten Halbjahr 2019 auf 58 Prozent im ersten Halbjahr 2021.

Davon profitiert der Flughafen Köln/Bonn als drittwichtigster Fracht-Airport der Bundesrepublik überproportional. Während die Luftfrachtraten weltweit um fünf Prozent anzogen, weist der BDL für den Flughafen Köln/Bonn einen Anstieg der Ein- und Ausladungen um ein Fünftel aus. Deutschlands wichtigster Fracht-Airport Frankfurt konnte um neun Prozent zulegen.

Gründe hierfür: Insgesamt zieht die weltweite Konjunktur an und die Pandemie hat nicht zu den befürchteten Kaufkraftverlusten geführt. Der weltweite Container-Schiffsverkehr war durch die Probleme im Suezkanal, aber auch in chinesischen Häfen gestört. „Dies“, so Von Randow weiter, „führt zu erhöhten Preisen im Schiffsverkehr, was die Preisdifferenz zu Luftfrachtraten reduziert und die Luftfracht damit attraktiver macht“.