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99 Prozent weniger PassagiereFlughafen Köln/Bonn setzt Hoffnung auf Frachtflüge

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Die Frachtairline UPS setzt zusätzliche Boeing 747 nach Asien ein.

Köln – Am Flughafen ist die wirtschaftliche Lage angesichts der Corona-Krise angespannt. Am Mittwoch etwa starteten oder landeten am Airport Köln/Bonn gerade einmal sechs Passagiermaschinen mit insgesamt nur 38 Fluggästen, wie Flughafenchef Johan Vanneste am Donnerstag sagte. Zum Vergleich: Am selben Tag des Vorjahres 2019 gab es 31.000 Passagiere. So werden pro Tag im Schnitt 250 Passagierjets gezählt.

Man habe bei Krisenbeginn drei mögliche Szenarien am Flughafen herausgearbeitet. Das schlechteste Szenario sei inzwischen die Basis, sagte Vanneste. „Wir hatten für den März mit 55 Prozent weniger Passagieren gerechnet, am Ende war es ein Minus von 65 Prozent“. Für April und Mai war man von einem Minus in Höhe von 95 Prozent ausgegangen, jetzt seien es fast 100. „Wir schreiben tiefrote Zahlen und verlieren fünf Millionen Euro pro Woche“, sagte Vanneste.

Nur halb so viele Fluggäste wie 2019

Für das Gesamtjahr geht der Airportchef von nur halb so vielen Fluggästen wie 2019 aus. Unklar sei auch, wie schnell etwa im Juni und Juli das Vertrauen der Passagiere zurückkomme, auf engstem Raum mit anderen Menschen in einem Flugzeug zu sitzen. Zurzeit wird über Kurzarbeit verhandelt. Terminal 2 ist weitestgehend geschlossen, die wenigen verbliebenen Flüge werden an Terminal 1 abgefertigt.

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Johan Vanneste, Vorsitzender der Geschäftsführung des Flughafen Köln Bonn

Mieter des Flughafens fragten bereits nach Mietreduzierungen. Darüber soll gegebenenfalls der Aufsichtsrat entscheiden. Bei Flughafenfeuerwehr und im Kontrollturm gelten strengste Hygienevorkehrungen. „Wenn wir dort einen Corona-Fall hätten, stünde wirklich der ganze Betrieb still“, sagte Vanneste. „Ich war gestern noch auf dem Vorfeld, dort hörte man kein Geräusch, das war unheimlich und surreal“, so der Flughafenchef.

Flughafen Köln/Bonn: Die Luftfracht boomt

Alle wirtschaftlichen Hoffnungen ruhen nun auf dem Frachtflug. Köln/Bonn gilt als einer der wichtigsten Frachtflughäfen Deutschlands. Etwa 110 Millionen Euro oder ein Drittel des Umsatzes generiert der Flughafen über diesen Bereich. Und der boomt wie nie zuvor.

Weil viel Luftfracht normalerweise auch in Passagierjets mit-transportiert wird, arbeiten die reinen Frachter nun auf Hochtouren. „Die Zahl der Frachtflüge ist seit Krisenbeginn um mehr als 13 Prozent gestiegen“, sagte Vanneste. Neben den großen Carriern UPS, DHL und FedEx haben auch andere Linien Köln ins Programm genommen. So fliegt Cargolux nun täglich mit einem Jumbojet Boeing 747 Köln an. Egypt Air hat seine Flüge um drei verdoppelt. „Es zeigt sich, wie wichtig es ist, dass wir in diesen Krisenzeiten voll betriebsfähig bleiben. Auch unsere Nachtflugerlaubnis hat in diesem Zusammenhang besonders hohe Relevanz“, so Vanneste.

Medizinisches Material wird besonders viel transportiert

„Wir transportieren zurzeit besonders viel medizinisches Material, etwa Masken“, sagt Frank Sportolari, Chef von UPS-Deutschland. Dazu seien zusätzliche Flüge zwischen Köln und Asien aufgenommen worden. 43 Flüge pro Tag würde UPS inzwischen täglich über Köln abwickeln, so Sportolari. Köln sei eines der drei weltweit wichtigsten Frachtdrehkreuzen für UPS. „Mit 1000 Mitarbeitern ist Köln/Bonn unser wichtigstes Investment außerhalb der USA“, sagt Sportolari.

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Laut Vanneste und dem UPS-Chef arbeite der Frachtbereich in Köln/Bonn wegen hoher Nachfrage durch das Corona-Virus „am Limit“. Verstärkt werde dieser Effekt noch dadurch, dass im Moment mehr Menschen über das Internet bestellten, weil viele stationäre Einzelhändler geschlossen sind.

Unterdessen hat der Airport in der Wahner Heide noch eine weitere Einnahmequelle in Krisenzeiten für sich entdeckt: Und zwar als Parkplatz für Flugzeuge, die im Moment nicht gebraucht werden. Inzwischen wurden bereits 31 Maschinen in Köln/Bonn abgestellt. „Weil derzeit unsere kleinere Start- und Landebahn derzeit gesperrt ist, können dort neun Maschinen stehen, der Rest wurde auf dem Flughafengelände verteilt“, sagte Johan Vanneste.