Die Kammern des Landesverbandes drohten der Kölner Präsidentin Grünewald mit Abberufung. Nun tritt die IHK Köln aus dem Verbund aus.
Auf Ultimatum folgt der AustrittStreit der Kölner IHK mit den NRW-Kammern eskaliert
Der Streit zwischen der IHK Köln und den anderen Kammern in NRW ist offenbar eskaliert. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ kam es bei einer Sitzung in der vergangenen Woche zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Kölns Kammerpräsidentin Nicole Grünewald und den Spitzenvertretern der anderen Kammern des Landesverbandes.
Kammern stellten Grünewald ein Ultimatum
In der Folge stellten die NRW-Kammern Grünewald ein Ultimatum, dass sie bis diesen Montag ihr Amt als Vizepräsidentin des Landesverbands niederlegen solle. Damit wäre sie nicht mehr Mitglied des NRW-Führungsgremiums gewesen.
Das lehnte Grünewald dem Vernehmen nach ab. Nun will sie zusammen mit Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein, dass die Kölner Kammer – die größte in NRW – gleich ganz aus dem Landesverband austritt.
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„So ein offener Streit unter den IHKs ist bundesweit einmalig“, sagt Kai Boeddinghaus, Chef der kammerkritischen Organisation bffk. Wichtiger als die Rettung einer einheitlichen Vertretung der IHKs in NRW scheine der Führung der IHK Köln die Rettung ihrer Präsidentin.
Köln weigerte sich, den Reviervertrag 2.0 zu unterzeichnen
Rückblick: Die Kontroversen auf der NRW-Ebene schwelen schon länger. Einer der Auslöser war die Tatsache, dass Köln im Mai den Reviervertrag 2.0 mit der NRW-Regierung als einzige Kammer nicht unterzeichnet hatte. Das Abkommen soll den Strukturwandel im Rheinischen Revier regeln. Im September dann kündigte die IHK Köln an, aus der gemeinsamen IHK-Initiative Rheinland zum Jahresende auszutreten. Begründung: Weil es mittlerweile den Zusammenschluss „Metropolregion Rheinland“ gebe, sei eine Vernetzung der Kammern selbst auf dieser Ebene „nicht erforderlich“.
Die Kammern in NRW übten aber auch darüber hinaus deutlich Kritik an der Kölner Führung unter Grünewald und Vetterlein. Es werde „ein auf öffentliche Wirkung und weniger auf Solidarität ausgerichtetes Verhalten zur Schau getragen, das uns alle auch in der Wirkung auf unsere Mitgliedsunternehmen betrifft“, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben aus dem September. Die Kammern wollten sich deshalb nicht mehr von Nicole Grünewald als Vizepräsidentin im Dachverband IHK NRW vertreten lassen, hieß es damals weiter.
Offenbar haben sich die Gräben seit Anfang September weiter vertieft, so dass dies nun im Ultimatum für eine Abberufung beziehungsweise dem Austritt aus dem Landesverband gipfelt.
Kölner IHK sieht Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Gefahr
Die Kölner IHK antwortet zu den Vorgängen auf Anfrage, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und der Wirtschaftsstandort in ernsthafter Gefahr seien. Klare Äußerungen und die kommunikative Umsetzung der Vollversammlungsbeschlüsse der IHK Köln hätten unter den NRW-IHKs zu Debatten über Wege, Stil und Form der Interessenvertretung gegenüber der Politik geführt, hieß es.
Zudem seien die Positionen der IHK Köln von anderen Mitglieds-IHKs abgeschwächt oder sogar unterlaufen worden, schreibt die Kammer. Weiter ist die Rede von langwierigen Abstimmungsprozessen. In zahlreichen Gesprächen sei deutlich geworden, dass die IHKs nicht mehr in der gleichen Richtung unterwegs seien und grundsätzlich unterschiedliche Sicht- und Herangehensweisen in der politischen Arbeit für die Wirtschaft hätten. Eine Mitgliedschaft im Verein IHK NRW sei nicht mehr zielführend und daher von Präsidentin und Hauptgeschäftsführer beendet worden.
Von Seiten IHK NRW heißt es: Die wirtschaftlichen Herausforderungen seien aktuell schwieriger denn je. Umso wichtiger sei es, mit einer starken, gemeinsamen Stimme zu sprechen. Daher sei man bestrebt, sich mit einem gemeinsamen Handlungskonzept für den Industrie- und Wirtschaftsstandort NRW einzusetzen. Man versuche, alle Meinungen abwägend und ausgleichend in den Prozess einfließen zu lassen und in Einklang zu bringen.
Weiter schreibt IHK NRW: „Die unterschiedlichen Auffassungen in der Ausrichtung der gemeinsamen, politischen Zusammenarbeit zwischen der IHK zu Köln und den IHKs in NRW waren zu unserem Bedauern nicht miteinander vereinbar. Wir bedauern es daher sehr, dass die IHK zu Köln sich daraus folgend zu dem Schritt entschlossen hat, aus IHK NRW e.V. austreten zu wollen.“
Für den 13. November hat die Führung der Kölner Industrie- und Handelskammer die Mitglieder der Vollversammlung nun zu einer Sondersitzung geladen, um über die Vorgänge zu informieren.