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Nach schwierigem JahrFord mit bestem Ergebnis seit 1999

Lesezeit 3 Minuten

Die Fiesta-Produktion in Köln

  1. Im vergangenen Jahr sorgte Ford in Deutschland vor allem mit seinem Sparprogramm für Aufsehen. Rund 5400 Mitarbeiter müssen gehen.
  2. Nun hat das Unternehmen Absatzzahlen für das vergangene Jahr veröffentlicht – und die können sich sehen lassen.
  3. Ford wuchs sogar rund doppelt so stark wie der Markt.

Köln – Gute Nachrichten waren im vergangenen Jahr bei Ford in Deutschland eher die Ausnahme. Nun aber kann sich die deutsche Tochter des US-Autobauers über die besten Verkaufsergebnisse seit mehr als 20 Jahren freuen. Insgesamt 279 719  Pkw-Neuzulassungen beim Kraftfahrtbundesamt konnte Ford von Januar bis Dezember verzeichnen. Besser lief es nur im Jahr der Umweltprämie 2009.

Mit einem stolzen Plus von 10,9 Prozent wuchs der Kölner Autobauer rund doppelt so stark wie der Markt. Im Durchschnitt legten die Hersteller 2019 in Deutschland nur um rund fünf Prozent zu. Der Marktanteil der Kölner wuchs von 7,3 Prozent auf 7,8 Prozent. Damit schaffte es Ford auf den dritten Platz – nach VW und Mercedes aber vor allem vor BMW und Audi.

Besonders erfolgreich liefen die Modelle Kuga ebenso wie der Ecosport – beide verzeichneten rund 20 Prozent Wachstum. Auch der aus den USA importierte Mustang konnte nach Unternehmensangaben erneut Rekorde brechen. Weiterhin zu den Spitzenreitern gehören auch Focus und Fiesta. Mit den Auslaufmodellen B-Max, C-Max und Ka+, deren Produktion eingestellt wurde, konnte Ford erwartungsgemäß nicht an die Verkaufszahlen der vergangenen Jahre anknüpfen.

Programme verlängert

Für die Mitarbeiter von Ford in Deutschland sowie in ganz Europa war 2019 wohl eines der mit Abstand schwersten Jahre der Unternehmensgeschichte. Wie nahezu alle Schwergewichte der Branche hat auch Ford sich ein rigides Sparprogramm verordnet. Im Zuge dessen sollen in Europa insgesamt 12 000 der mehr als 50 000 Stellen gestrichen werden. In Deutschland mit den Standorten Köln und Saarlouis fallen insgesamt 5400 der 24 000 Stellen den Sparplänen zum Opfer. Insgesamt 4000 Fordler haben bereits Abfindungs- oder Altersteilzeitangebote angenommen. Weitere 1400 Beschäftigte sollen nun im kommenden Jahr zum Weggang bewegt werden. Die entsprechenden Programme wurden um ein Jahr verlängert.

Sechs Werke in Frankreich, Großbritannien und Russland werden geschlossen, die Produktion des C-Max in Saarlouis eingestellt. Hintergrund waren zum einen hohe Verluste in Europa. Aber wie die gesamte Branche muss sich auch Ford dem tiefgreifenden Wandel der Industrie stellen. Die Suche nach neuen Antriebsarten und Mobilitätskonzepten der Zukunft setzen den Herstellern schwer zu. Der Druck wird erhöht durch neue Mitbewerber aus dem amerikanischen Silicon Valley aber auch aus China, die bereits begonnen haben, Mobilität gänzlich neu zu denken. Hier Schritt zu halten und im besten Fall die Fall die Entwicklung mitzugestalten, verursacht enorme Kosten, die viele Hersteller alleine nicht stemmen können.

Vermehrt Fusionen

So mehren sich die Fusionen, die die Konsolidierung der Branche weiter vorantreiben. Jüngst etwa der Zusammenschluss von PSA und Fiat/ Chrysler, der den weltweit viertgrößten Konzern der Branche formen soll – mit einem vielfältigen Markenmix von Opel über Peugeot, Citroen sowie Fiat, gemeinsam mit Alfa Romeo und Chrysler.

Die andere Variante, die in der Branche erprobt wird, ist die Kooperation auf Feldern der Zukunft. Ford hat sich etwa mit VW zusammengeschlossen. Für die Weiterentwicklung des autonomen Fahrens nutzt VW das Know-how von Ford. Für die Produktion von E-Autos greift der US-Konzern hingegen auf die MEB-Plattform der Wolfsburger zurück. Derweil arbeiten die Ingenieure im Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich daran, den VW-Baukasten ford-kompatibel zu machen. Auf dieser Basis soll dann in Zukunft das erste reine E-Auto in Europa gebaut werden. Zwei Modelle sind bislang geplant – ob eines davon in Köln gebaut wird ist aber nach wie vor unklar.

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Dringend nötig ist die Elektrifizierung der Flotte aller Hersteller, um die strengen Co2 -Grenzwerte der EU einzuhalten. Gelingt dies nicht, drohen milliardenschwere Strafzahlungen. Getrieben durch die politischen Vorgaben müssen die Konzerne in eine Technik investieren, deren dauerhafte Zukunftsfähigkeit nicht unumstritten ist. Derweil versucht man schon durch die Hybridisierung der Modellpalette den Co2-Ausstoß ein Stück weit zu senken. So soll jede Pkw- und Nutzfahrzeug-Reihe demnächst mindestens eine elektrifizierte Antriebsoption erhalten.