Köln – Der Flughafen Köln-Bonn leidet unter den vielen Insolvenzen in der europäischen Luftfahrtbranche. Die Passagierzahlen gehen zurück, und das wird sich so auch im nächsten Jahr fortsetzen. Viele Airlines verließen den Standort. Doch es kommen auch neue. Dieses Jahr gibt es Millionenverluste, doch schon 2020 will das Management wieder schwarze Zahlen schreiben. Flughafenchef Johan Vanneste und Finanzgeschäftsführer Torsten Schrank müssen bei Nordrhein-Westfalens zweitgrößtem Airport sparen und gleichzeitig mehr verdienen. Wie sie das machen wollen – ein Überblick:
Passagierzahlen
Dieses Jahr werden voraussichtlich 12,3 Millionen Passagiere den Airport genutzt haben. Das entspricht einem Minus von fünf Prozent gegenüber dem Jahr 2018. Für das kommende Jahr wird ein weiterer Rückgang auf nur noch zwölf Millionen Gäste erwartet, wie Flughafenchef Johan Vanneste am Montagabend mitteilte.
Die Gründe für den Rückgang
Zwar haben Easyjet, Ryanair und Pegasus ihre Flüge ab Köln gesteigert, die Verluste aber überwiegen. Neben den Insolvenzen von Germania, Air Berlin und zuletzt Thomas Cook belasten andere Weggänge den Airport. Eurowings hat alle Interkontinentalflüge und viele Mittelstrecken zu anderen Flughäfen verlegt. Allein die Langstrecken kosteten den Airport Köln-Bonn eine halbe Million Passagiere gegenüber 2018. Norwegian und Condor haben Köln-Bonn ganz verlassen, was ein Minus von 300.000 Fluggästen verursachte.
Verlust von 20 Millionen Euro
Diese Rückschläge und hohe Restrukturierungskosten bescheren dem Airport ein dickes Minus. Nach einer schwarzen Null im Jahr 2018 wird der Verlust 2019 auf fast 20 Millionen Euro steigen. Die defizitäre Bodensparte verstärkt die Verluste des allein der öffentlichen Hand gehörenden Flughafens. Zusätzlich belasten Rückgänge im Frachtgeschäft um ungefähr vier Prozent auf nur noch 825 000 Tonnen das Ergebnis.
Sparmaßnahmen
Jetzt will der Flughafen Kosten reduzieren und Personal durch Nichtbesetzung von Stellen und Altersteilzeitregelungen reduzieren. 80 bis 90 Mitarbeiter sollen an dem Abfindungsprogramm teilnehmen. Offene Stellen würden zu deutlich günstigeren Konditionen neu besetzt werden, was weitere Kosten spare. Das soll den Airport laut Vanneste 2020 wieder in die Gewinnzone führen. Dann will der Flughafen wieder eine schwarze Null schreiben oder sogar einen einstelligen Millionengewinn einfahren.
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Dazu soll beitragen, dass Airlines weniger stark gefördert werden. Außerdem sollen die Preise für Gewerbekunden erhöht werden. „Wir müssen den Mut haben, richtige Preise anzusetzen, sonst schaffen wir es nicht“, sagte Vanneste. Er ist zuversichtlich, das zu schaffen. Dauerhafte Verluste wie 2019 hingegen seien für den Flughafen Köln-Bonn „existenzgefährdend“. „Wir sind eine GmbH und somit ein Unternehmen und kein öffentliches Instrument der Daseinsfürsorge, die Zeiten sind vorbei. Wir können nicht jedem einen Gefallen tun“, sagte Finanzchef Schrank.
Die Geschäftsführung
Die beiden Geschäftsführer wollen durch eigenes Verhalten ein Zeichen zum Sparen setzen. „Wir sitzen heute auf einem Flur, teilen uns inzwischen eine Sekretärin, haben eine Referentenstelle nicht besetzt und den Fahrer abgeschafft. Heute fahre ich selbst“, sagt Flughafenchef Vanneste.
Neue Ziele
Im Winterflugplan gibt es 19 Airlines ab Köln mit 85 Zielen, sieben davon sind neu. Alitalia fliegt künftig täglich zum Mailänder Stadtflughafen Linate. Eurowings fliegt zusätzlich nach Arvidsjaur in Schweden und Pristina im Kosovo. Ryanair fliegt neu nach Bordeaux, Kaunas (Litauen) und Allenstein in Polen. Wizz fliegt künftig auch nach Varna in Bulgarien.
Sommerferien
Gegen den Trend waren die Sommerferien 2019 ein Rekord. Zum zweiten Mal in der Geschichte des Flughafens knackte man die Zwei-Millionen-Passagier-Marke. „Bei 99 Prozent der Fluggäste betrug die Wartezeit an der Sicherheitskontrolle weniger als zehn Minuten. Das ist im Deutschlandvergleich Spitze, wir sind sehr zufrieden“, sagte Vanneste.
Hotel
Anfang 2020 soll der Grundstein für ein neues Moxy-Hotel am Airport gelegt werden. Die Fertigstellung des Hauses mit 250 Betten und Dachterrasse ist für 2021 geplant. Bauträger ist die zu Zech-Bau gehörende Firma Art Invest. Der Airport stellt das Land lediglich gegen eine Erbpachtzahlung für Jahrzehnte zur Verfügung.