Der Stadtrat soll am 1. Oktober den neu gefundenen Kompromiss verabschieden. Dabei soll die Gleueler Wiese geschützt werden.
Ausbaupläne1. FC Köln soll im Grüngürtel bauen können – doch es gibt noch immer Hürden
Nach zehn Jahren, in denen der 1. FC Köln bislang erfolglos für den Ausbau seiner Trainingsstätten am Geißbockheim gekämpft hat, ist offenbar ein Durchbruch gelungen. Wie die Stadt am Freitag mitteilte, soll der Verein das geplante Leistungszentrum auf dem Gelände des Geißbockheims bauen dürfen. Es gehörte schon immer zu den Plänen und entsteht auf einem bisherigen Fußball-Platz neben dem Franz-Kremer-Stadion. Einige Beteiligte erwarten angesichts der Größe des Baus Diskussionen.
Der Kompromiss sieht vor, dass der FC den Erbbaurechtsvertrag für das Haus dafür erhält. Das ist nötig, weil der Klub die städtischen Flächen am Geißbockheim zwar seit Jahrzehnten ohnehin pachtet, doch für den Bau eines solchen Gebäudes benötigt er einen erneuten politischen Beschluss. Die Stadt bezeichnet den Vertrag als wichtige Grundlage zur Erteilung einer Baugenehmigung.
Ascheplatz umwandeln
Mit gleicher Vorlage soll die Vermietung des Ascheplatzes am Fort Deckstein an den 1. FC Köln beschlossen werden. Der möchte diesen auf eigene Kosten aufwerten und in einen Kunststoffrasenplatz umwandeln. Außerhalb seiner eigenen Nutzung ist zwischen Verein und Verwaltung vereinbart worden, dass der FC das Gelände dem Schul-, Verein- und Breitensport kostenlos zur Verfügung stellt.
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Da den bisher auf dem Platz spielenden Vereinen weniger Nutzungszeiten zur Verfügung stehen, prüft die Verwaltung derzeit, inwiefern den Betroffenen alternative Spielflächen zur Verfügung gestellt werden können. Über den Vorschlag der Verwaltung soll nun der Rat in seiner Sitzung am 1. Oktober entscheiden. „Ich finde es gut, dass wir nach langen und intensiven Gesprächen nun zu diesem Ergebnis gekommen sind und werbe dafür, dass der Rat dem Vorschlag der Verwaltung folgt“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Dass eine Mehrheit für den Ausbauplan zusammenkommt, hatte sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Wie berichtet, hatten die Grünen – bislang Gegner der FC-Ausbaupläne im Landschaftsschutzgebiet – ihre Zustimmung für diesen erneuten Masterplan des FC unter bestimmten Voraussetzungen signalisiert.
Ein Ja gebe es nur, „wenn die Verwaltung die Bebauung der Gleueler Wiese im Äußeren Grüngürtel planungsrechtlich ausschließt und die sogenannte Kampfbahn, einer der Plätze, die der FC nutzen möchte, baulich unangetastet bleibt“, hatte Fraktionsvorsitzende Christiane Martin betont.
Grüne bejubeln Kompromiss
Zudem hat das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt einen Änderungsantrag zur Sicherung der Gleueler Wiese eingebracht. Dort wollte der FC ursprünglich drei Fußballplätze bauen, sie war zum umkämpften Symbol eines Streits in der Stadt geworden, bei dem es um weit mehr als um Landschafts- und Denkmalschutz ging.
Teil des neuen Deals ist es, dass der Verein zwei schon bestehende Pläne im Äußeren Grüngürtel sowie einen in Hürth statt der Gleueler Wiese nutzt. Am Freitagnachmittag jubelte Martin: „Wir haben es geschafft: Die Gleueler Wiese wird dauerhaft geschützt! Damit bleibt die Wiese auch in Zukunft eine öffentliche Grünfläche.“
Die aktuelle Beschlussvorlage ist als Kompromiss zu werten. So sagte CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau: „Das ist aus unserer Sicht ein sehr ausgewogener Ausgleich zwischen den berechtigten Interessen der Bürgerinnen und Bürger vor Ort und denen des 1. FC Köln.“
Zum Änderungsantrag sagte er: „Darin beauftragen wir die Verwaltung, unverzüglich ein Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans einzuleiten mit dem Ziel, die Gleueler Wiese planungsrechtlich als öffentliche Grünfläche festzusetzen, um den Status quo dauerhaft zu sichern.“
SPD und FDP hatten bislang stets die Ausbaupläne des FC unterstützt. „Endlich“, kommentierte Ulrich Breite, Fraktionsgeschäftsführer der Liberalen, das Ergebnis der Verhandlungen. „Nach Jahren des Stillstands und Hinhaltetaktiken“ von Grünen und CDU erwarte man nun eine breite Mehrheit.
Viele Hürden bleiben
Doch selbst wenn diese zustande kommen sollte, gibt es noch einige Hürden. Die leichteste, die es dabei für den FC zu nehmen gilt, dürften die noch fehlenden Dusch- und Umkleidemöglichkeiten an der Sportanlage am Fort Deckstein sein.
Es kommt vor allem auf das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster an. Das Leistungszentrum ist Teil des Bebauungsplans, den das OVG noch mal behandeln muss. Das Bundesverwaltungsgericht hatte ein erstes Urteil von 2022 aufgehoben, nachdem der Bebauungsplan für unwirksam erklärt worden war. Wann in Münster eine erneute Entscheidung fällt, ist noch offen, für den Klub aber relevant.
Das teilte Stadtsprecher Alexander Vogel mit: „Sollte der 1. FC Köln die Baugenehmigung vor Abschluss des Normenkontrollverfahrens ausnutzen, besteht das Risiko, dass durch die Entscheidung des OVG Münster die Rechtsgrundlage für die Baugenehmigung entfallen könnte.“
Sicher hingegen ist, dass die Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ weiterhin gegen den Bau des FC-Leistungszentrums im Grüngürtel kämpfen wird. Der angepeilte Ratsbeschluss wäre eine Vorfestlegung für einen weiteren Ausbau des FC im Grüngürtel, meint deren Sprecher Friedmund Skorzenski. Der Bau eines Leistungszentrums führe zu „einer erhöhten Verkehrs- und Lärmbelastung sowie die Beeinträchtigung des Grüngürtels in seiner Funktion als kühlende Insel in der Großstadt“.
Die Initiative ruft daher am Sonntag ab 15 Uhr zu einem „Informations-Spaziergang“ vom geplanten Leistungszentrum bis zum Fort Deckstein auf, wo den Ausbau-Gegnern zufolge „der Profifußball den Breitensport an die Seite drängt“.