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Bilanz Kölner WeihnachtsmärkteEin Fluch für die Händler, ein Segen für die Besucher

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Weihnachtsmarkt am Dom

Der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom

Köln – Wirtschaftlich eine Katastrophe, atmosphärisch ein Knaller. Ein Fluch für die Händler, ein Segen für die Besucher. So könnte man die Bilanz der Kölner Weihnachtsmärkte kurz und knapp zusammen fassen. Auf diese Weise oder ähnlich schildern es diejenigen, die die Märkte veranstalten, an ihnen verdienen oder sie besuchen, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

„Es war besinnlicher als sonst, weil es nicht so voll war“, sagt Monika Flocke. Sie betreibt seit 2010 den Weihnachtsmarkt am Kölner Dom. Wirtschaftlich sei es alles andere als berauschend gewesen. „Es war natürlich ein absolutes Ausnahmejahr. Wir haben sehr deutliche Einbußen, ebenso die allermeisten unserer Aussteller.“ Mehrere Jahre hintereinander wäre es so nicht tragbar.

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Monika Flocke

Die Geschäftsführerin der Kölner Weihnachtsgesellschaft schätzt, dass nur etwa halb so viele Gäste wie sonst den Markt besuchten. „Viele sind nur drüber gegangen, ohne sich länger aufzuhalten oder etwas zu essen und zu trinken.“ Statt der vielen Touristen aus dem Ausland seien vor allem Kölner gekommen. „Wir haben versucht, das Beste daraus zu machen. Traurig wäre nur gewesen, wenn es überhaupt keine Weihnachtsmärkte in Köln gegeben hätte. Wir haben uns gefühlt wie auf einer Insel der Glückseligen, während ringsherum immer mehr zugemacht wurde.“

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Kölner Künstler: „Wir waren permanent im Schlussverkauf“

Niko Willems verkauft mundgeblasene Kölschgläser mit Dom-Motiv sowie Schmuck und Kunstwerke aus Glas auf den Märkten am Dom, Neumarkt und Heumarkt. „Bei mir läuft es ganz gut. Die Umsätze dürften am Ende ähnlich wie 2019 sein.“ Das Weihnachtsmarktgeschäft mache rund 90 Prozent des Jahresgeschäfts aus. Willems ist seit 1999 auf Kölner Weihnachtsmärkten dabei und bezeichnet sich selbst als Lebenskünstler. „Es liegen zwei total anstrengende Jahre hinter mir. Aber wir Künstler sind Krisen gewöhnt.“

Lange sei unklar gewesen, ob die Märkte überhaupt öffnen oder ob sie früher schließen müssen. „Mein Team und ich haben beschlossen, wie die Musiker auf der Titanic bis zum Untergang weiterzuspielen. Wir haben jeden Tag genutzt, als wäre es der letzte, in jedem Moment alles gegeben und jeden Kunden hofiert, als wäre er Stammkunde. Wir waren quasi permanent im Schlussverkauf.“

Umsatzrückgang war massiver als angenommen

Mit guter Stimmung sei man auch am Rudolfplatz gestartet, wie Franz Hansel, Sprecher des Nikolausdorfes, berichtet: „Wir waren zunächst einmal alle froh, dass es so stattfinden konnte, ohne Einzäunungen.“ Doch die Stimmung habe sich nach und nach merklich verschlechtert bei Händlerinnen und Händlern. Der Umsatzrückgang sei massiver gewesen, als man das vorher vermutet hatte. „Weniger Besucher, weniger Einnahmen, es wurde weniger Glühwein ausgeschenkt, dazu noch die Masken – das sorgt schon für ein anderes Flair.“

Ellen Muck

Drastischer erlebten es manche Künstlerinnen und Kunsthandwerker: „Ich war froh, als es vorbei war. Wir Künstler waren nur Dekoration für die Glühweintrinker“, sagt die Kölner Künstlerin Ellen Muck, die aus verschiedenen Materialien Kunstobjekte erschafft. Sie hatte zum ersten Mal einen Stand auf dem Markt am Stadtgarten, für eine Woche. „Ich habe 700 bis 800 Euro Miese gemacht. Es wäre eine nette Geste der Veranstalter gewesen, einen Teil der Standmiete zu erlassen.“

Kölner Stadtgarten: Geschäft um die Hälfte eingebrochen

Monika Nemeth-Palanca verkauft ihre selbst gefertigten Ledertaschen normalerweise an internationale Labels und seit mehreren Jahren auch an einem Stand am Stadtgarten. „Der Markt war immer eine tolle Adresse für Kunsthandwerk. Aber in diesem Jahr ist das Geschäft um die Hälfte eingebrochen.“ Das Publikum sei sehr viel jünger gewesen und so naturgemäß weniger an hochwertigen Ledertaschen für 150 bis 200 Euro interessiert.

„In diesem Jahr hatte es teilweise etwas von einer Trinkveranstaltung in Biergarten-Atmosphäre. Aber da können die Betreiber natürlich nichts für“, sagt Nemeth-Palanca. Sie berichtet auch, dass viele ihrer Kunden offenbar nicht geimpft seien. „Ich wurde häufig gefragt, ob ich nicht mit ein paar Taschen vor das Markt-Gelände kommen könne, weil Kunden so die Einlasskontrolle umgehen wollten.“

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Stadtgarten-Sprecherin Christine Eitel bestätigt, dass Betreiber und Händler hohe Einbußen hinnehmen mussten. „Es waren natürlich viel weniger Besucher da als 2019. Aber es war zu hundert Prozent besser als 2020, als der Markt gar nicht stattfinden konnte.“ Der Personalaufwand allein für die Eingangskontrollen sei enorm gewesen, „aber wir sind dankbar, dass wir es machen konnten und so ein sicheres Umfeld für die Gäste schaffen konnten“. Den Eindruck, dass die Besucher vor allem zum Glühweintrinken gekommen seien, kann Eitel so nicht bestätigen: „Die Einbußen merken wir auch beim Glühweinverkauf deutlich. Wir haben sicher 40 Prozent weniger ausgeschenkt.“

Ähnlich bilanziert Christian Becker, der seit 2008 die gastronomischen Hütten Stapelhaus und Zunfthaus auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Heumarkt betreibt: „Es kamen etwa halb so viele Besucher wie vor Corona. Tagsüber war es viel zu ruhig auf dem Markt. Entsprechend hat sich das auf den Umsatz ausgewirkt.“ In den Hütten sei es nie „brechend voll“ gewesen. „Man konnte immer locker zum Tresen gelangen, um zu bestellen. Wir sind nie an unsere Kapazitätsgrenzen gekommen“, sagt Becker. Busse mit Touristen aus Frankreich, Italien und England hätten ganz gefehlt. Gegen Ende seien vermehrt Gäste aus Belgien und den Niederlanden gekommen. Früher hätten viele große Firmen ihre Weihnachtsfeiern in einer der Hütten gefeiert. „Das ist in diesem Jahr komplett weggefallen.“ Trotz aller Verluste: „Wir sind alle froh, dass wir arbeiten und Gastgeber sein durften.“