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„Dieses System ist am Ende“Chaos beim Sicherheitscheck am Kölner Flughafen

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Flughafen Köln 220622

Am Flughafen Köln/Bonn bilden sich lange Schlangen am Sicherheitscheck.

Köln – Heiko Teggatz ist ganz sicher. Nach diesem Sommer wird der Bund eingreifen müssen, um das Chaos bei den Sicherheitskontrollen an den Flughäfen endlich in den Griff zu kriegen, sagt der Vorsitzende der Bundespolizei-Gewerkschaft. „Das kann nur heißen, dass die Kontrollen nicht mehr von Privaten übernommen werden. Dieses System ist am Ende.“

Das wird den Urlaubern, die am Wochenende von Köln/Bonn und Düsseldorf in die Sommerferien starten wollen, aber nichts mehr nutzen. Schon am Mittwoch vor dem Ferienstart reichte die Schlange am frühen Morgen vor der Passagierkontrolle im Terminal 1 in Köln/Bonn fast bis in das Terminal 2 hinein.

Hunderttausende Passagiere, überlastetes Personal

Zum Ferienbeginn rechnet der Flughafen Düsseldorf von Freitag bis Sonntag mit 200.000 Passagieren, in Köln/Bonn werden es 115.000 sein. Zu den Stoßzeiten am Morgen und am Nachmittag werden die Urlauber an den Kontrollen auf Sicherheitspersonal treffen, das bereits jetzt chronisch überlastet ist. Der Krankenstand liegt nach Angaben der Gewerkschaft Verdi in Köln bei 24 Prozent, in Düsseldorf sind es mehr als 20 Prozent.

„Wir haben schon vor mehr als zehn Jahren, also weit vor der Corona-Pandemie davor gewarnt, dass es eines Tages problematisch werden kann, die Durchführung der Sicherheitskontrollen in die Hände privater Sicherheitsdienste zu legen“, sagt Teggatz.

„Die Bundespolizei hat seit Jahren nur noch die Aufsicht. Die eigentlichen Kontrollen übernehmen Privatunternehmen.“ Während der Pandemie hätten diese Unternehmen die Mitarbeiter entweder in Kurzarbeit geschickt oder entlassen. „Die Verträge mit den Sicherheitsdienstleistern sind gemacht, sie müssen sie erfüllen, haben aber das Personal nicht.“

Hunderte Arbeitskräfte fehlen

In Köln/Bonn müsste es nach Angaben von Verdi 700 Stellen geben, es sind bei Securitas in der Fluggastkontrolle aber nur 580. In Düsseldorf besteht die Stammbelegschaft aus knapp 1000 Mitarbeitenden, das sind 500 weniger als aus Gewerkschaftssicht gebraucht werden. In Düsseldorf habe man während der Corona-Pandemie gerade noch verhindern können, dass weitere 300 entlassen wurden, so Verdi.

„Corona hat den Personalmangel nur kaschiert“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim. „Das haben wir im vergangenen Sommer schon gesehen, als die Passagierzahlen in die Höhe gingen. Natürlich versuchen die privaten Sicherheitsunternehmen mit möglichst wenig Personal möglichst viele Passagiere abzufertigen. Jetzt bricht dieses System in sich zusammen. Spätestens zu Ostern war das absehbar.“

Unzumutbare Belastung

Die Arbeitsbedingungen seien unzumutbar. „Die Kollegen und Kolleginnen fertigen im Akkord Fluggäste ab, sollen dabei die Sicherheit garantieren und stehen bei diesen Schlangen unter einem enormen psychischen Druck. Schließlich dürfen keine gefährlichen Gegenstände in die Flieger kommen“, sagt Tarim. „Und dann müssen sie sich von den Fluggästen noch beschimpfen lassen, obwohl sie für die Situation gar nichts können.“

Neue Mitarbeiter zu finden, sei auch deshalb extrem schwierig, weil die Vertragsbedingungen völlig unattraktiv seien. „Die Privatfirmen stellen ausschließlich nur Teilzeitkräfte mit Verträgen ein, die auf ein Jahr befristet sind. Da heißt es dann: ‚Sie können halbtags auch noch bei Rewe oder Aldi arbeiten‘“, so der Gewerkschaftssekretär. „Wie soll das funktionieren, wenn ich jeden Tag am Flughafen eine andere Schicht habe?“

Wegen frühem Arbeitsbeginn auf Auto angewiesen

Ein Teilzeitjob am Airport bei einem Arbeitsbeginn um drei Uhr am Morgen sei schon deshalb unattraktiv, weil man auch noch auf das Auto angewiesen sei. „Um die Zeit gibt es keinen Zug zum Flughafen. Bei den Spritpreisen rechnet sich das nicht. Wir haben Leute, die kommen aus dem Ruhrgebiet, um in Köln zu arbeiten.“

Die Arbeitgeber vermieden es, Vollzeitkräfte einzustellen, weil sie dann im Winter bei der geringeren Auslastung nicht flexibel genug seien. „Die Luftsicherheit darf nicht länger privatwirtschaftlich organisiert sein“, sagt Tarim. „Das ist eine hoheitliche Aufgabe des Staats. Viele wollen am Flughafen arbeiten, aber nicht zu diesen Rahmenbedingungen.“

Um die Krise ein wenig abzumildern, habe die Bundespolizei vorgeschlagen, Hilfskräfte bei der Kontrolle zum Befüllen und Umräumen der Plastikwannen einzusetzen. Dazu könne man auch Personal einsetzen, das die Prüfung zum Luftsicherheitsassistenten nicht bestanden hat. „Für uns ist das Flickschusterei“, sagt Tarim. „Wir reden hier über einen sicherheitssensiblen Bereich. Das sagt auch die Gewerkschaft der Bundespolizei.“ An den Kontrollen arbeiten grundsätzlich Dreierteams und wechseln alle 20 Minuten zwischen Bildschirm, Passagierschleuse und Wannentransport. „Das ergibt Sinn, weil der Wannentransport die einzige Tätigkeit ist, bei der man mal abschalten kann. Sie können nicht durchgehend im Akkord am Bildschirm nach verdächtigen Gegenständen suchen. Das macht das Auge nicht mit.“

Bayern könnte Vorbild sein

Schluss mit den Privaten? Die Gewerkschaft der Bundespolizei ist dafür und verweist auf das Modell im Freistaat Bayern. Dort sind halbstaatliche Luftsicherheitsgesellschaften für die Kontrollen an den Flughäfen München und Nürnberg zuständig. Probleme bei den Kontrollen gibt es dort nur selten.

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Die Bundespolizei übernähme dann die Mitarbeitenden in eine Bundes-Luftsicherheitsgesellschaft, an der der Bund die Mehrheit von 51 Prozent hält. „Die wären dann Angestellte des öffentlichen Diensts, nach Tarifvertrag bezahlt. Sie bräuchten sich keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze zu machen“, sagt Teggatz. „Die Beschaffung der gesamten Kontroll- und Sicherheitstechnik käme dann in die Hände der Flughafenbetreiber. Das ist in Frankfurt schon der Fall und läuft sehr gut.“

FDP bremst in der Ampelregierung

Er habe Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) das schon vor ein paar Wochen vorgeschlagen und sei auf offene Ohren gestoßen. In der Ampelkoalition stehe die FDP in dieser Frage noch auf der Bremse.

Dass Einsatzkräfte der Bundespolizei in den Sommerferien an den Sicherheitskontrollen eingesetzt werden, um die Abfertigung zu beschleunigen, schließt der Gewerkschaftschef aus. „Auf die Schnelle kriegen wir da gar nichts gelöst. Wir haben noch bis Ende des Monats rund 10.000 Beamte beim G7-Gipfel in Elmau im Einsatz“, sagt er. „Zum Ferienbeginn wird es an den Flughäfen eine Katastrophe geben.“