Köln – Der städtische Energieversorger Rhein-Energie und das privatwirtschaftliche Essener Unternehmen Westenergie, eine aus der bisherigen Innogy SE hervorgegangene Tochter des Energieriesen Eon, wollen künftig enger kooperieren. Wie die beiden Unternehmen jetzt mitteilten, sei eine Grundlagenvereinbarung über eine „strategische Partnerschaft“ bereits von den Vorständen unterzeichnet worden. Auch die Aufsichtsräte beider Firmen hätten der Absichtsvereinbarung bereits zugestimmt.
Der Zweck der Kooperation wird dabei bislang eher unverbindlich umschrieben: „Ziel der Zusammenarbeit ist, die dynamische rheinische Region weiter zu stärken.“ Westenergie sei in der Region Partner für mittelgroße und kleinere Stadtwerke, die Rhein-Energie sei mit ihren Geschäftsmodellen auf städtische Zentren ausgerichtet.
„Moderate Erhöhung“ geplant
Schon jetzt sind die beiden Unternehmen miteinander verbunden. Die Eon-Tochter Westenergie hält aus einstigem RWE-Besitz 20 Prozent der Unternehmensanteile der Rhein-Energie, die restlichen 80 Prozent sind bislang im Besitz der Stadt Köln. Nun will die Westenergie ihren Anteil aufstocken – laut der gemeinsamen Mitteilung der beiden Unternehmen ist dabei an eine „moderate Erhöhung“ gedacht.
Die Rhein-Energie AG wurde 2002 gegründet, 80 Prozent der Anteile gehören der GEW Köln AG, die bis 2002 selbst als Energieversorgungsunternehmen tätig war, seitdem aber nur noch Holdinggesellschaft fungiert. Die GEW wiederum gehört zu 90 Prozent den Stadtwerken Köln, einer hundertprozentigen Stadttochter. Die restlichen zehn Prozent gehören direkt der Stadt.
Eine durchaus komplizierte Struktur, dennoch sind die Machtverhältnisse klar: Bislang hat die Stadt die erforderlichen Mehrheitsanteile an der Rhein-Energie, um das Unternehmen in ihrem Sinne zu steuern – inklusive der Dreiviertelmehrheit, die es für besonders weitreichende Unternehmensentscheidungen wie Satzungsänderungen, Abberufungen von Aufsichtsratmitgliedern oder Fusionsbeschlüsse braucht. Würde die Westenergie nach der „moderaten Aufstockung“ indes ihre Anteile nur um 5,1 Prozent erhöhen, hätte sie mit dann 25,1 Prozent der Anteile eine Sperrminorität, mit der sie im Zweifel wichtige Unternehmensentscheidungen blockieren könnte.
„Große Vorteile für Köln“
Und das könnte durchaus Folgen haben. Denn mit der Rhein-Energie besitzt die Stadt nicht nur einen potenten Energieversorger, sondern auch ein hochprofitables Unternehmen, dessen Gewinne (148 Millionen Euro waren es im Jahr 2019) für Köln unverzichtbar sind. So fließt ein Teil der Erlöse direkt in die Stadtkasse, mit anderen Teilen werden die Verluste chronisch defizitärer Stadttöchter wie der KVB oder der Köln-Bäder ausgeglichen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Rhein-Energie, CDU-Partei- und Fraktionschef Bernd Petelkau, hat indes keine Sorge vor einem Verlust des städtischen Einflusses auf die Rhein-Energie. „Die städtische Kontrolle bleibt ja erhalten“, sagte Petelkau am Sonntag und verwies auf die Satzung der Rhein-Energie. Darin ist festgelegt, dass sich der Energieversorger immer mit mehr als 50 Prozent in kommunalem Besitz befinden muss.
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Im Gegenzug zum Ausbau der Westenergie-Anteile soll die Rhein-Energie die Mehrheit am Energieversorger Rhenag übernehmen. Bislang ist die Westenergie dort Mehrheitseigentümer, die Essener wollen aber auch künftig einen „starken Anteil“ an der Rhenag halten. Das gesamte Paket, so Aufsichtsratschef Petelkau, bringe jedenfalls große Vorteile für Köln: „Wir gewinnen einen starken Partner, mit dem wir die gemeinsamen Interessen in der Region voranbringen können.“