Er gilt als einer der einflussreichsten Menschen in der Stadt Köln. Bernhard Conin, Manager, Karnevalist und sogar Bademeister, wird in den Ruhestand verabschiedet.
„Mr. Gürzenich“ gehtAbschied von einem Top-Manager, den es in Köln so nicht mehr geben wird
Welche Spuren man hinterlassen hat, lässt sich am einfachsten bei der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte feststellen. Bernhard Conin nimmt die vielen Stufen der mächtigen Treppe im Gürzenich sportlich wie eh und je. Oben angekommen, zieht er sofort viele freudige Blicke auf sich. „Och, Herr Conin! Wie isset Ihnen?“, fragt ihn eine Service-Mitarbeiterin. Noch bevor das „Jo, janz jot“ kommt, schlägt ihm sein Nachfolger kumpelhaft auf die Schulter. Ralf Nüsser leitet nun seit November 2022 die Geschäfte von Koelncongress.
Er sei einer, der „in vielen Dingen wie ich ticke“, sagt Conin. Nüsser und er kennen sich seit vielen Jahren. So wie es in der Kölner Stadtgesellschaft wohl kaum jemanden gibt, der Bernhard Conin nicht kennt. Er gilt als einer der einflussreichsten Menschen in der Stadt. Und wer in den Veranstalter-, Kultur- und Karnevalskreisen über seinen Abschied aus dem Berufsleben spricht, bekommt oft zu hören: „So einen wird es in Köln nicht mehr geben.“
Köln: Bernhard Conin geht in den Ruhestand
Wenn „Mr. Gürzenich“ auf den Plan trat, dann agierte da kein abgezockter, kühl kalkulierender Manager. Conin und Köln, das war auch immer viel Jeföhl, Klaaf, Tratsch – sehr kölsch. Sicherlich, der Mann kann auch rechnen, sehr gut sogar. Schließlich absolvierte er zunächst eine Bankausbildung – übrigens mit Kabarettistin Biggi Wanninger – da auch Conin einen Vater hatte, der nichts mehr wollte, als dass aus seinem Sohn etwas Vernünftiges wird.
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Dass er für sein BWL-Studium einen Platz in Düsseldorf zugelost bekam, entpuppte sich im Nachhinein als Glücksfall: Als eines Tages das Auto seines Professors streikte, nahm ihn Conin mit nach Köln. „Wenn Sie einen Studenten-Job bei der Kölnmesse haben wollen, kann ich Ihnen da was vermitteln“, schlug dieser vor. Nach nur wenigen Monaten freier Mitarbeit hatte Conin gleich zwei Angebote für einen festen Job. Am 15. August 1978 startete er als Sachbearbeiter für Kongresse, Tagungen und Events. Wenig später wird er damit beauftragt, eine eigene Kongressabteilung aufzubauen.
Mit dem Einstieg ins Berufsleben war keine Zeit mehr für die Nebenjobs, mit denen sich der vielseitige Kölner zuvor verdingt hatte. Im Eisstadion legte er unter dem Synonym „Pop Syndicat“ als DJ auf. In den 70ern veranstaltete er kleinere Bläck-Fööss-Konzerte; die Einnahmen des Getränkeverkaufs gingen an Conin.
Außerdem war er Bademeister: „Ich hatte einen DLRG-Rettungsschein, und die im Eis- und Schwimmstadion suchten immer einen“, erzählt der 69-Jährige. Und dass er mehrere Jahre Reiseleiter in Finnland war – Turku und Köln sind Partnerstädte. „Jot, ich spreche zwar kein finnisch…“ – aber auch das wusste Conin zu managen.
Messdiener war er auch noch, aber den Großteil seines Lebens gestaltete Conin als „Messediener“, wie er selbst sagt. Nach 44 Jahren schaut er vor allem stolz auf den Gürzenich, den Tanzbrunnen und die Flora, die er sanierte und umbaute. „Der Gürzenich war Anfang der 90er in einem miserablen Zustand. Ich weiß noch, wie ein deutscher Malerverband sagte: Wir können den Gürzenich streichen, aber tagen können wir da drin nicht.“
Die Restaurierung von Kölns guter Stube, die bis dahin vom städtischen Verkehrsamt gemanagt wurde, gilt als Geburtsstunde von Kölnkongress, die 1994 von Messe und Stadt gegründet wurde. 2020 wurden Kölnkongress und die Koelnmesse Ausstellungen GmbH als Tochter der Kölnmesse fusioniert – seitdem schreibt sich das Unternehmen „koelncongress“. Er habe doch früher Diskotheken und Musik „und so“ gemacht, „dann kannst du doch auch bestimmt den Tanzbrunnen“, wurde Conin 1998 gefragt. Er konnte. Mit der Sanierung und des Umbaus der Flora, die 2014 feierlich eröffnet wurde, kam ein drittes „Baby“ hinzu.
„Geht nicht, gibt's nicht“ – das scheint eine Maxime Conins zu sein. „Das kriegt ihr nicht genehmigt“, habe es einst bei den Rheinterrassen geheißen, als Conin einen Biergarten über dem Rheinufer plante. Heute ist er im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel, ebenso wie der benachbarte Beachclub. Conin hatte sich vom „Monkey Island“ in Düsseldorf inspirieren lassen.
„Man muss immer offen sein für Neues“, sagt der Diplom-Betriebswirt. Dabei helfen ihm vor allem Gespräche mit den „Jungen“ in der Familie: Conin hat vier Kinder und sieben Enkelkinder. Die marode Bastei, die inzwischen wieder im Besitz der Stadt ist, nennt er ein schwieriges Objekt. Es gebe keinen Parkplatz, keine Bus- oder Bahnhaltestelle. Als Conin nach dem Ende der Blatzheim-Ära ab 2017 auch für die Gastronomie der Bastei verantwortlich war, habe er diverse Pläne gehabt.
„Im Sommer muss da eigentlich ein Biergarten sein. Aber davor ist ein Rettungsweg, der muss frei bleiben. Dann haben wir über einen Steg und einen Ponton mit einem schwimmenden Biergarten nachgedacht.“ Auflagen des Denkmalschutzes und der Baubehörden hätten bauliche Veränderungen unbezahlbar bis unmöglich gemacht.
Der Blick in die Zukunft stimme ihn optimistisch, sagt Conin vor allem hinsichtlich des neuen Kongress-Zentrums „Confex“ für bis zu 6000 Gäste. Eine Mehrzweckhalle dieser Größenordnung habe Köln seit Jahrzehnten gefehlt. Im Herbst 2024 soll Eröffnung sein.
Conin, der seit 1. März 2023 im „aktiven“ Ruhestand ist, wird am Montag im Gürzenich feierlich verabschiedet. Aber irgendwie trifft es das nicht. Er ist Wirtschaftsbotschafter der Stadt, Beiratsmitglied bei Kölntourismus, Chef des Vereins „Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums“, Vorsitzender des Vereins „Leuchtendes Rheinpanorama“, Beiratsmitglied im „Förderverein der Freunde des Kölner Hänneschen-Theaters“, ebenso in der „Akademie för uns kölsche Sproch“ und Ehrenmitglied in 29 Karnevalsvereinen. Dieser Mann bleibt der Stadt erhalten.