Köln – Erst ganz zum Schluss der Diskussionsrunde verschlechterte sich die Stimmung von Domprobst Gerd Bachner zusehends. Dass die Deutsche Bahn rund zehn Jahre brauche, um die Sanierung des nach Urin stinkenden und verdreckten Tunnels an der Johannisstraße zu planen und umzusetzen, mache ihn „kirre“. Der Tunnel und die Johannisstraße unterhalb des Hauptbahnhofs seien eine Zumutung für den Dom, die Bahn setze falsche Prioritäten.
Stadt und Kirche müssten nun gemeinsam für eine schnellere Beseitigung dieses Schandflecks eintreten. Kürzlich hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ publik gemacht, dass die Bahn voraussichtlich bis 2028 brauche wird, um das marode Tragwerk des Tunnels zu erneuern. Erst dann kann auch die Stadt ihre Sanierungsarbeiten starten.
Für bessere Laune auf dem Podium des Kölner Presseclubs im Excelsior Hotel Ernst sorgte das eigentliche Thema des Abends. Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Domprobst Bachner und Architekt Kaspar Kraemer waren der Einladung der Journalisten Peter Pauls und Hildegard Stausberg gefolgt, um das Projekt „Historische Mitte“ zu erläutern. Dass das Vorhaben, das Stadtmuseum, das Kurienhaus und einen Teil des Römisch-Germanischen Museums auf dem Gelände des jetzigen Kurienhauses auf dem Roncalliplatz zusammenzuführen, nicht weniger als eine Jahrhundertaufgabe sei, darin waren sich alle Beteiligten einig.
Kosten von 144 Millionen Euro gemeinsam stemmen
Stadt und Domkapitel wollen das Bauprojekt mit vorläufig geschätzten Kosten von 144 Millionen Euro gemeinsam stemmen, dazu haben sie kürzlich eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet. Zusammen mit der Hohen Domkirche im Schatten des Doms zu bauen, sei eine „einmalige Chance“, sagte Reker. Einen endgültigen Baubeschluss gebe es voraussichtlich erst 2021. Bis dahin soll das Projekt sorgfältig geplant werden.
Architekt Volker Staab, der als klarer Sieger aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangen war, will die Historische Mitte in zwei Gebäuden unterbringen. Sein Entwurf sieht ein kleineres Haus für Büros vor und ein größeres für das Stadtmuseum. „Eine geniale Idee“, fand Kaspar Kraemer, dessen Büro unter anderem das Zugangsbauwerk am Südturm des Doms entwarf: Die funktionale Gliederung des Entwurfs sei schlicht großartig.
Kritik am massigen Museumsgebäude
In die Kritik, das Museumsgebäude sei zu massig, wollten die Diskutanten nicht einstimmen. Das Volumen des viergeschossigen Baus sei durchaus städtebaulich verträglich, so Kaspar Kraemer. „Wir waren alle der Meinung, es geht“, sagte Henriette Reker. Der Dom dürfe durch sein Umfeld nicht erdrückt werden, sagte Gerd Bachner: „Das ist hier nicht der Fall.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Ende des 19. Jahrhunderts habe die Jahrhundertaufgabe darin bestanden, den Dom von seiner umgebenden Bebauung zu befreien, so Bachner. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kathedrale wieder verstärkt umbaut. Nun bestehe die Aufgabe in der Neufassung der „Kostbarkeit Dom“. Doch nicht nur die Historische Mitte soll das Herz der Stadt stärken, das gleichzeitig Endpunkt des Kulturpfads „Via Culturalis“ ist. Auch die Sanierung des Dom-Hotels, des Domforums und des Laurenz-Carrés stehen auf dem Plan.
„In zehn Jahren werden wir ein fantastisches Zentrum unserer Stadt haben“, sagte Kaspar Kraemer. Nur auf den neuen Tunnel an der Johannisstraße wollte an diesem Abend niemand so lange warten.