„Das wäre Quatsch“Stadt Köln lässt Bürger doch noch auf den Kalkberg

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Blick auf den nicht fertig gestellten Hangar.

Blick auf den nicht fertig gestellten Hangar auf dem Kalkberg

Erst wollte die Stadt die Bürgerinnen und Bürger beim Kalkfest nicht auf den Kalkberg lassen, doch jetzt hat sie ihre Meinung geändert.

Der skandalumwitterte Kalkberg wird wie im vergangenen Jahr beim Kalkfest am 7. September für die Bürgerinnen und Bürger geöffnet – obwohl er seit Jahren eine abgesperrte Bauruine mit unklarer Zukunft ist. Eine Stadtsprecherin teilte mit: „Bezüglich des Kalkfestes können wir mitteilen, dass nach aktuellem Stand der Kalkberg – unter den gleichen Rahmenbedingungen wie 2023 – zur Verfügung gestellt werden soll.“

Zuvor hatte die Bürgerinitiative (BI) Kalkberg mitgeteilt, dass die Stadt eine Nutzung untersagt habe. Die BI bezog dabei sich auf eine E-Mail der Verwaltung an die Veranstalter, die Stadteilkonferenz und den Verein Agora.

Sieverts ist glücklich über Entscheidung

Darin hieß es demnach: „Für die Einbeziehung des Kalkbergs als Veranstaltungsort muss ich Ihnen mitteilen, dass es sich bei dem Areal nach wie vor um eine Baustelle handelt, deren Nutzung für die Öffentlichkeit in der Vergangenheit nur mit erheblichen Einschränkungen und unter Einhaltung strenger Auflagen möglich war.“ Die Feuerwehr als Besitzer lehne deshalb eine Genehmigung in diesem Jahr ab. Doch durch die Aussage der Stadtsprecherin hat sich das geändert.

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Boris Sieverts von der BI sagte: „Wir begrüßen diese Entscheidung. Der Kalkberg ist ein Symbol für Kalk. Ein Kalkfest ohne Kalkberg wäre Quatsch.“ Und: „Wir denken, dass es angesichts der Sachlage sowie der seit langem bestehenden politischen Beschlusslage zum Kalkberg weder akzeptabel noch zielführend ist, dass die Feuerwehr immer noch das Sagen auf dem Kalkberg hat.“

Besucherinnen und Besucher im Hangar

Besucherinnen und Besucher im Hangar

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte voriges Jahr gesagt: „Ich und die Verwaltung schließen eine Nutzung des Kalkbergs für eine Rettungshubschrauberstation auch weiterhin aus.“ Wie der Kalkberg zukünftig genutzt werden kann, will die Verwaltung laut der Sprecherin dem Stadtrat voraussichtlich bis Ende des Jahres präsentieren. Bis eine neue Nutzung gefunden ist, bleibt der Kalkberg im Besitz der Feuerwehr.

Wie mehrfach berichtet, sollte auf der Altlastenhalde der Chemischen Fabrik Kalk eine Station für Rettungshubschrauber entstehen. Doch 2015 hatte die Stadt den Bau gestoppt, weil der Hang ins Rutschen kam und Risse in den Wänden entstanden waren.

Unterbringung am Flughafen

Seit Jahren steht der nicht fertig gebaute Hangar auf der Halde an der Zoobrücke leer, ein Baugerüst samt Planen ersetzt die nicht eingebauten Tore. Der Berg hat die Stadt bisher mehr als 30 Millionen Euro gekostet.

Seit 2008 sind die zwei Hubschrauber inklusive Besatzung in Containern am Flughafen Köln/Bonn interimsweise untergebracht, laut Verwaltung ist „ein dauerhafter Standort für die Luftrettung weiterhin offen“.

Der Hubschrauberhangar ist nie fertiggestellt worden.

Der Hubschrauberhangar ist nie fertiggestellt worden.

Während der Corona-Pandemie hat die Stadt die Container für den Intensivtransporthubschrauber (ITH) ausgetauscht, nun sollen die Container für den Rettungshubschrauber (RTH) folgen. Laut Verwaltung weisen sie „altersentsprechende und nutzungsbedingte Mängel“ auf. Außerdem fehlt die nötige Schallschutzisolierung, um die Ruhezeiten der Piloten zu sichern.

Ein Hubschrauber muss Standort wechseln

Die Container für beide Besatzungen stehen an unterschiedlichen Orten, das soll sich ändern, auch weil der Flughafen ab 2025 die Rollbahn erneuert und der RTH seinen Standort laut Stadt verändern muss. Er soll zusätzlich auf das Areal des anderen Hubschraubers wechseln.

Die Stadt erhofft sich davon Synergieeffekte und weniger unnötige Flüge des RTH zur Desinfektion in Sankt Augustin und zum Auftanken auf dem Flughafengelände. Jeder Flug wirkt sich demnach auf die Ruhezeiten der Piloten aus, die „reale Verfügbarkeit“ der Hubschrauber reduziere sich.

Zum geplanten neuen Standort schreibt die Stadt: „Sowohl die Desinfektion als auch die Betankung können ohne zusätzliche Flugbewegungen erfolgen.“ Der Gesundheitsausschuss des Rates der Stadt Köln soll am 10. September entscheiden, der Finanzbedarf beträgt 1,04 Millionen Euro für fünf Jahre.