Noch nie musste das Krankenhaus Merheim geräumt werden – jetzt ist es so weit. Und zwei weitere Kliniken und tausende Anwohner dazu.
Aufwändige EvakuierungPlanungen laufen seit 2023 – Chronologie eines historischen Einsatzes in Köln-Merheim
Seit Mittwochmittag (9. Oktober 2024) läuft in Köln die aufwändigste und wohl teuerste Evakuierung nach einem Bombenfund seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Bis Freitag sollen das Krankenhaus Merheim, die LVR-Klinik und die Rehanova-Klinik geräumt sein, am Freitag müssen dann 6400 Anwohner in Merheim und Neubrück ihre Häuser verlassen. Die Planungen dieses Ausnahme-Einsatzes laufen seit Sommer 2023. Eine Chronologie.
15. Juni 2023
Der Stadtrat beschließt eine Neuaufstellung der Kliniken der Stadt Köln. Alle medizinischen Leistungen außer der Kinder- und Jugendpsychiatrie sollen auf einem neu zu errichtenden „Gesundheitscampus“ rund um das Klinikum Merheim gebündelt werden.
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14. September 2023
Die städtischen Kliniken entscheiden, das gesamte Gelände, das für Neubauten in Frage kommt, auf mögliche Blindgänger untersuchen zu lassen – auch wenn heute noch nicht feststeht, was und wo exakt gebaut werden soll. Aber sonst müsste später bei jeder möglichen Erweiterung erneut sondiert und gegebenenfalls aufs Neue evakuiert und entschärft werden.
Mai 2024
Die Sondierungen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KBD) sind abgeschlossen, gefunden wurden mehrere Verdachtspunkte auf Blindgänger sowie Stellen mit insgesamt weiteren ungefähr 350 Kleinteilen wie möglichen Granaten oder Munition.
28. Mai 2024
In einer großen Besprechung einigen sich 25 Verantwortliche aus den Bereichen Kliniken der Stadt Köln, Rehanova-Klinik, LVR-Klinik, Feuerwehr, Polizei, Ordnungsamt und Kampfmittelbeseitigungsdienst auf den 11. Oktober als Termin für eine mögliche Entschärfung. Vorher ging nicht, wegen Fußball-EM, NRW-Tag und anderen Events. Später auch nicht, denn am 11.11. steht mit der Sessionseröffnung der nächste Großeinsatz an, der jede Menge Personal von Stadt, Feuerwehr und Polizei bindet. Und: Im Winter sind die Kliniken stärker belegt, eine Evakuierung wäre dann noch aufwändiger.
9. Juli 2024
Im Ordnungsamt beginnt die heiße Phase der Vorbereitung. Ab sofort treffen sich Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen jeden Dienstag um 11 Uhr zu einem Jour Fixe, der so genannten „Merheimer Runde“. Aufgaben werden verteilt, die Fortschritte jede Woche überprüft. Beraten wird über Personaleinsatz, Ablauf der Evakuierung, Zusammenarbeit mit anderen Institutionen sowie Kommunikation mit Anwohnern und Medien.
Ab September 2024
Der KBD untersucht die 350 gefundenen Kleinteile rund um die Merheimer Klinik genauer und räumt sie ab – bis auf elf Objekte, die so groß sind, dass sie zusammen mit den elf möglichen Blindgängern am 9. Oktober aufgegraben werden.
25. September 2024
Das städtische Presseamt informiert die Öffentlichkeit über die mögliche anstehende Großevakuierung.
26. September 2024
Abschlussbesprechung bei der Berufsfeuerwehr mit mehr als 50 Teilnehmern aller beteiligten Ämter und Institutionen. Fazit: Die Planung steht, jetzt muss es nur noch funktionieren.
9. Oktober 2024
Nach Aufgrabungen durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst am Vormittag steht endgültig fest: Von 21 verdächtigen Objekten hat sich eines als Blindgänger herausgestellt, eine amerikanische 10-Zentner-Bombe mit Front- und Heckaufschlagzünder. Damit läuft Szenario 2 aus dem internen Einsatzplan an: „Aufschlagzünder - gestaffelte Evakuierung“. Die Entschärfung ist für Freitag geplant. Eine Uhrzeit steht noch nicht fest.