AboAbonnieren

Kardinal WoelkiTreffen mit Kölner Neupriestern im Wallfahrtsort Kevelaer

Lesezeit 3 Minuten
20160526_tb_Pontifikalamt_Fronleichnam_020

Woelki beim Fronleichnamsgottesdienst 2016 (Archivbild) 

Köln/Kevelaer – Der Fußweg vom Marien-Wallfahrtsort Kevelaer bis nach Köln ist knapp 100 Kilometer lang. Ein trainierter Wanderer schafft das in drei, vier Tagen. Nur ein paar Stunden dauerte es, bis die Kunde vom Niederrhein nach Köln drang: Kardinal Rainer Woelki, noch bis Anfang März vom Papst beurlaubt, hat sich einen Monat vor seiner geplanten Rückkehr mit den Kölnern Neupriestern getroffen. Im Kevelaerer „Priesterhaus“ neben der mächtigen Basilika ließen die vier Geistlichen ihre ersten Seelsorge-Monate nach der Weihe Revue passieren. Am Montag aß man mit Woelki zu Mittag, setzte sich für ein Gespräch zusammen und nahm den Kaffee ein, bevor der Kardinal sich nach etwa drei Stunden verabschiedete.

Ein weiterer Hinweis, dass Woelki schon für die Zeit „nach Aschermittwoch“ plant, indem er jenseits der Bistumsgrenze seine Nachwuchspriester um sich schart? Auch im Bischofshaus an der Kardinal-Frings-Straße gewährt er bereits wieder Audienzen, assistiert von seiner treu ergebenen Büroleiterin Gerlinde Schlüter. Anzeichen für eine Veränderung eigener Haltungen und Perspektiven will noch niemand wahrgenommen haben.

Weihbischof Steinhäuser zum Rapport in Rom

Bistumsverwalter Rolf Steinhäuser sieht sich derweil als Auslaufmodell. In der Plenartagung des „Synodalen Wegs“ in Frankfurt stellte er sich als Leiter des Erzbistums für noch gut 20 Tage vor und fügte unter freundlichem Beifall der Synodalen hinzu: „Wir brauchen keine Form des aufgeklärten oder unaufgeklärten Absolutismus mehr.“ Dem Papst persönlich konnte Steinhäuser diese Erkenntnis dem Vernehmen nach nicht überbringen, als er jüngst zum Rapport in Rom war.

Die Neuigkeit von Woelkis Aufschlag in Kevelaer hatte sich in der Kölner Bistumszentrale schnell herumgesprochen. Steinhäuser ließ auf Anfrage erklären, es sei nicht seine Aufgabe, zu bewerten, wem der Kardinal in seiner „geistlichen Auszeit“ begegne. Ob solche Treffen mit dem römischen Dekret vereinbar seien, das die gut vier Monate von Mitte Oktober bis Anfang März regelt, solle man den Vatikan fragen.

Zufall oder Vorsehung?

Nach Rücksprache mit Regens Regamy Thillainathan, dem Leiter der Priesterausbildung, scheint eines klar zu sein: Das Treffen von Kevelaer war allenfalls ein Treffen in Kevelaer. Bloßer Zufall, wenn es in der katholischen Welt denn Zufälle gibt – und nicht nur Vorsehung.

Kevelaer imago Rainer Unkel

Ziel der Kölner Kevelaer-Wallfahrt ist die Marienkapelle (l.) mit dem Gnadenbild.

Im Programm der Reflexionstage sei Woelki nicht vorgesehen gewesen. Die Neupriester hätten ihn nach ihrem Mittagsgebet in der Anbetungskapelle entdeckt und spontan zum gemeinsamen Mittagessen gebeten. „Ein Gebot der Höflichkeit“, sagt Thillainathan.

Als Wallfahrer aus den Niederlanden gekommen

Woelki sei als Wallfahrer mit dem Auto aus den Niederlanden herübergekommen. Er habe eher gezögert, sich der Runde der jungen Mitbrüder mit dem Regens anzuschließen. „Mir schien, die Situation war ihm nicht ganz geheuer.“

Pfarrer Regamy Thillainathan_DR_Gerald Mayer

Der Kölner Pfarrer Regamy Thillainathan

Der Einladung zum Essen und auch zum Austausch sei er dann doch gefolgt, habe sich aber in der Runde „sehr bedeckt“ gehalten. Woelkis Rückkehr, die Lage im Bistum, Kirchenpolitik – alles kein Thema, versichert Thillainathan. „Ich lege die Hand dafür ins Feuer, dass kein politisches Signal gesetzt werden sollte“ – weder vom Kardinal noch von den Jungpriestern oder ihrem Mentor. „Ich will nicht polarisieren, und so viel Feingefühl habe ich schon, dass ich einen Monat vor dem 2. März keinen falschen Anschein wecken möchte.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Und der Kardinal? Jedenfalls nutzt er die Zeit, die ihm bleibt. Auch für das, was er im September angekündigt hatte: sich bei den niederländischen Nachbarn umschauen und geistlich rege sein. Eine Wallfahrt ist da Standard. Und Kevelaer ist ein probates Ziel: Das Gnadenbild der Muttergottes, das dort verehrt wird, trägt den Titel „Consolatrix afflictorum“ – Trösterin der Betrübten.