Ob Sülz oder Südstadt: In den Kneipen war es friedlich und voller als erwartet. Im Zülpicher Viertel hingegen profitiert nicht jeder Wirt von den Menschenmengen.
„Bei der Weltlage mal nötig zu feiern“Kölner Wirte ziehen Bilanz – so war der 11.11. in den Kneipen
Für Raimund Stuka vom „Stukmans“, ehemals „ABS“ in Klettenberg, ist der Kneipenkarneval die Lösung. Wer den Karneval rein auf das „wilde Saufen“ auf der Straße reduziere, dem will er sagen: „Die Leute sollen in die Kneipen gehen. Das ist etwas Wunderschönes.“ Am Tag nach dem 11.11. ist der Gastronom noch ganz beseelt vom schönen Abend. Das „Stukmans“ führt mittlerweile Sohn Dylan. Die Nachwuchsgeneration habe friedlich unter Freunden gefeiert.
„Für einen Montag war es sensationell, eigentlich der Beste.“ Das liege zum einen daran, dass die Kneipe mit seinem Club im Keller großzügige Flächen aufweist, doch zum anderen sei die Organisation für den 11.11. mittlerweile Routine. „Die junge Generation hat den Ticketverkauf eingeführt. Das hat sich so etabliert. Das Schöne daran ist: Man kommt aufjedenfall rein und die Schlange ist nicht so riesig. Bei uns ist das früher im ABS teilweise ausgeartet“, erinnert sich Stuka.
Kölner IG Gastro über 11.11. in den Kneipen: Mehr los als erwartet
Auch in der „Wohngemeinschaft“ im Belgischen Viertel ist man mit dem Sessionsauftakt zufrieden. „Es war voll und trotzdem sehr entspannt“, sagt Betreiber Jens Ponke. Auf der Richard-Wagner-Straße sei es ruhig gewesen. Andrang im Veedel herrschte eher auf der Brüsseler Straße sowie Aachener Straße, wo die Menschen teils in Großgruppen auf der Straße standen. Auch Ponke hebt die Vorteile eines Ticketvorverkaufs für Karneval hervor: „Der Laden ist früh voll.“ Und wegen des enormen organisatorischen Aufwands seien sie mittlerweile wirtschaftlich auch auf den Eintritt angewiesen, so Ponke. Die Wohngemeinschaft setzt an der Tür allein fünf Personen für die Security ein.
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Till Riekenbrauk von der IG Gastro und Wirt des „Johann Schäfer“ in der Südstadt kann die positiven Eindrücke bestätigen. Der allgemeine Tenor innerhalb des IG-Gastro-Vorstands lautete: „Ruhig und entspannt. Alle hatten das Gefühl, es war mehr los als an einem Montag erwartet. Aber scheinbar war es nach allem, was sonst in der Welt abgeht, mal nötig, richtig zu feiern“, so Riekenbrauk.
Weniger erfreulich lief der Sessionsauftakt hingegen für die Wirte in der Kyffhäuser Straße im Zülpicher Viertel, die außerhalb des von der Stadt eingezäunten Bereichs liegt. Lutz Nagrotzki, jahrzehntelanger Wirt von der „Piranha“-Bar und Karnevalsjeck, sei gestern „richtig sauer“ gewesen. „Das Konzept hat mal wieder nicht gegriffen. Selbst mit den stadteigenen Bändchen sind die Gäste teilweise nicht durchgekommen oder wurden an andere Eingänge verwiesen.“
11.11. in den Kneipen: Gemischte Gefühle bei Wirten im Kwartier Latäng
Tagsüber seien vielleicht 30 bis 40 Gäste im Laden gewesen, in den eigentlich 200 passen. Nur gegen 17, 18 Uhr sei es mal kurz voll geworden. Seit Jahren ärgert sich Nagrotzki über diesen Kollateralschaden der Absperrung. An Weiberfastnacht und am vergangenen 11.11. habe es jedoch schon deutlich besser funktioniert. „Dieses Jahr war dann wieder ein Rückschritt.“ Die Kneipe Tankstelle an der Kyffhäuser Straße hat erst gar nicht geöffnet.
Maureen Wolf vom Kultlokal „Oma Kleinmann“ an der Zülpicher Straße hat ihren Laden erst um 17.11 Uhr geöffnet. „Dadurch hatten wir diesen 11-Uhr-Run nicht. Unsere Stammgäste sind dieses Jahr mit unseren Tickets als Eintrittskarten in den abgesperrten Bereich sehr gut durchgekommen, im Vergleich zum letzten Jahr. Auch unsere Mitarbeiter. Das muss ich positiv herausheben.“
Und dennoch bedauere sie nach wie vor, dass man sich wie in einem „unheimlich“ wirkenden, abgezäunten „Kriegsgebiet“ befinde. „Viele 14- bis 18-Jährige wirkten verloren, denn es gab nach wie vor kein Angebot für sie. Wir müssen ihnen etwas anbieten“, so Kleinmann.