Köln – Es hätte sein großer Tag werden sollen: Alexander Dieper gab am Rosenmontag sein Debüt als Zugleiter. Doch zwei Unfälle überschatteten den Rosenmontagszug, der folglich mit deutlicher Verspätung an sein Ziel gelangte: Das Dreigestirn kam erst weit nach Anbruch der Dunkelheit an.
Später stürzte ein Mann im Auflösebereich an der Mohrenstraße von einem Wagen der Willi-Ostermann-Gesellschaft, abermals stand der Zug still. Dieper, Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und Ralf Schlegelmilch, der Präsident der Willi-Ostermann-Gesellschaft, waren am Dienstagmittag in der Uniklinik am Bett des Unfallopfers – und standen anschließend Vertretern der Medien Rede und Antwort.
Wie geht es dem Verletzten, der vom Wagen fiel?
Inzwischen geht es dem 49-Jährigen, der zum Vorstand der KG zählt, trotz erheblicher Verletzungen an Schulter und Kopf wieder besser. In einigen Tagen wird er die Klinik verlassen können – „ohne bleibende Schäden“, heißt es. Er hat sich über den Besuch der Karnevalsfunktionäre gefreut und schon angekündigt, im kommenden Jahr auf jeden Fall wieder beim Zoch dabei sein zu wollen. Inzwischen ist er in der Lage, wieder aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen.
Wie war es zu diesem Unfall gekommen?
Der 49-Jährige ist nicht, wie zunächst berichtet wurde, von oben vom Festwagen gefallen, sondern er stürzte nach einem Toilettengang im Wageninneren beim Anfahren des Wagens gegen die Außentür und auf die Klinke. Diese öffnete sich und der Mann fiel auf die Straße.
Nach Angaben von Schlegelmilch, der oben auf dem Wagen mitfuhr, waren sofort Sanitäter an der Unglücksstelle, um das Opfer zu versorgen und in die Klinik zu transportieren.
Wie geht es den beim Pferde-Unfall Verletzten?
Eine Person konnte schon am Montagabend wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden, drei weitere werden stationär behandelt. Dabei handelt es sich um einen Kutscher und drei Offiziere aus der vorausgehenden Fußgruppe. Zwei Verletzte, die zunächst auf der Intensivstation lagen, teilen sich jetzt ein Zimmer auf der regulären Station.
Der Festkomitee-Präsident war schnell an der Unfallstelle. Was hat er erlebt und beobachtet?
Bei der Frage musste Kuckelkorn erst einmal richtig schlucken, er wirkte sichtlich betroffen. Erst nach einer Weile antwortete er. „Polizei und Sanitäter sind mit äußerster Präzision und Professionalität vorgegangen. Sie hatten die Situation gut im Griff. Man hofft immer, dass alles gut geht. Aber solche Vorfälle nehmen einem natürlich die Feierlaune.“ Die Zugleitung hatte zunächst eine Umleitung überlegt, diese dann aber für unnötig befunden. Ein Abbruch des Zuges sei nie Thema gewesen.
Der Unfall befeuert neuerliche Diskussionen über das Sicherheitsrisiko von Pferden im Zug. Wird es Konsequenzen geben?
Darauf wollten weder Zugleiter noch Festkomitee-Präsident eine klare Antwort geben. Derzeit gehe es zunächst darum, richtige und wichtige Fragen zu stellen. Für Lösungen sei es gegenwärtig noch viel zu früh. Das Pferde-Thema müsse mit Besonnenheit diskutiert werden. Die Forderung der Tierschützer nach einem Pferdeverbot sei genauso voreilig wie die Anmerkung von NRW-Innenminister Herbert Reul, Karneval ohne Pferde sei Mist.
Man wolle zu dem Thema nun mit Pferdeexperten und den Reiterkorps der Karnevalsgesellschaft, mit Tierärzten und Vertretern der Veterinärämter sprechen. Schließlich seien Pferde eine Tradition aus Zeiten, als es noch keine Autos gab und seit dem Jahr 1823 ein fester Bestandteil im Zoch. Es gelte nun, diese Tradition und die Anforderungen an ein modernes Groß-Event miteinander abzuwägen.
War der Zugleiter mit dem ersten Rosenmontagszug unter seiner Regie zufrieden?
Bis auf die beiden Unfälle habe alles richtig gut funktioniert, sagt Alexander Dieper. Durch das zweimalige Anhalten war das Ziel, den Prinzen im Hellen ans Zugende zu bringen, nicht einzuhalten, er kam erst gegen 18.40 Uhr ins Ziel. Da war viel Pech dabei. Aber ansonsten war der Zug deutlich schneller unterwegs als in den Vorjahren.
Und auch das neue Informationssystem habe sich bewährt, auch wenn es erst etwa auf einem Drittel des Zugweges zum Einsatz kam. So konnten die Zuschauer über den Grund der Verzögerung informiert werden.
Das neue Motto lautet „Uns Sproch es Heimat“. Was verspricht man sich davon?
Man wolle ganz bewusst die Bedeutung und den Wert der kölschen Sprache in den Fokus setzen, sind sich Dieper und Kuckelkorn einig. Sie gehöre zur Stadt und müsse am Leben erhalten werden. Alexander Dieper sagt: „Wir wollen alle Leute, die sich in Köln heimisch fühlen, auch mit offenen Armen aufnehmen.“