Vier Sampler präsentieren mehr als 80 Karnevals-kompatible Songs. Wir haben für Sie reingehört.
Vier SamplerGroße Auswahl für den Kölner Karnevals-Hit der Session
Jedes Jahr kurz vor dem 11.11. veröffentlichen die Kölschen Bands, Sängerinnen und Sänger ihre Lieder für die kommende Session. Die erscheinen dann auf eigenen Alben (in diesem Jahr gibt es neue Tonträger von Kasalla, Miljö, Querbeat, den Räubern und Maybach), oder auf Samplern. Dafür wählen Interpretinnen und Interpreten den Song aus, von dem sie hoffen, dass er im Karneval in den Sälen und Kneipen am besten ankommt.
Vier Karnevalssampler gehen für die Jubiläumssession 2023 an den Start, alle mit leicht unterschiedlichen Ausrichtungen. Es gibt nur wenige Dopplungen, deshalb sollte der Jeck, der nichts verpassen will, sich mit allen vieren beschäftigen. Insgesamt sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Musikalisch ist die Szene professioneller und in der Breite besser aufgestellt denn je. Auffällig ist ein Trend zur Mitmach-Animation mit Ohohohs, Lalalas und Nananas. Wir haben in die Sampler reingehört.
Karneval der Stars 52
Karneval der Stars 52 Seit mehr als fünfzig Jahren gibt es schon die Karneval der Stars von Pavement. Nicht ganz überraschend hat das Label auch die prominentesten Bands und 21 Songs versammelt und landete in der ersten Woche nach Veröffentlichung auf Platz eins der Deutschen Compilation Charts.
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Und direkt der Opener könnte zum Hit werden: „Wigga Digga“ von den runderneuerten Räubern ist ein witziges Lied über das Versacken in der Kneipe: „Viermol han ich schon tschö jesaat,/ Dreimol han ich ald schon bezahlt,/ Zweimol wor ich schon durch de Düür,/ Do kütt einer met nem Bier:/ Mer drinke wigger, Digga.“ Das wird gut ankommen bei den Jecken im Auge des Hurrikans an den Theken und in den Sälen oder Festzelten.
Gleiches gilt für die „Prinzessin“ von den Höhnern. „Do steihs aan d'r Thek/ Met dinge Schmetterlingsflüjele,/ Un all die Type nevven dir/ Sin koum noch ze züjele/ Dä Bär es am luure op di Dekolleté/ Un och dä Zombie donevve hät dä Kopp ald verdrieht/.../ Pass op, pass op, Prinzessin/ Dat Krokodil well dich fresse/ Villeich wör et am beste/ Do blievs bei mir“, singt der neue Frontmann Patrick Lück wissend.
In eine ganz andere Richtung geht „Eat Sleep Alaaf Repeat“ von Planschemalöör. Das Lied ist hochdeutsch gesungen (wie auch „Lass uns nicht geh’n“ von Cat Ballou) und richtet sich deutlich an die U30-Zielgruppe: WG-Party mit Wegbier und Döner auf der Hand – da sollte sich das Zülpicher-Straße-Publikum auf jeden Fall wiederfinden, honorige Sälen werden eher reserviert zuhören.
Die Fetze, die auf die Pirsch gehen und für eine Nacht zumindest Könige sein wollen, besingt Miljö in „För ein Naach“, und das werden diese dank der vielen Nananas auch zu vorgerückter Stunde noch kräftig mitgrölen können. Trotzdem hat der Song einen guten Text und zumal in „Loss mer Singe“-Kneipen gute Chancen auf den Sieg.
Ab die Post sollte auch bei Brings gehen, deren Song „Mir sin Kölsche“ mit endlos vielen Oh-oh-ohs nach Oktoberfest klingt und zum Mitmachen animiert, aber nicht zu den Stärksten der Band gehört.
Mit Lalalas laden Auerbach zum „Tanzturnier, und die Paveier singen „Humba Humba“ im Shanty-Gewand. Letztere bieten mit „Ben he doheim“ (das neue „Heimat es“) auch eine ruhige Nummer, aber den schönsten Schmuse-Songs des Samplers haben Kasalla (deren „Rudeldiere“, im letzten Jahr kaum gespielt, Kneipen und Säle zum Eskalieren bringen werden) mit dem gefühlvollen „Sing mich noh Hus“. Zuhause sind die Bläck Fööss am Dom, denn „En d’r Altstadt weed en Bud frei“. Und Stadtrand tut „Alles för die Liebe“.
Aus der Zeit gefallen, aber mit Sicherheit beliebt bei der Ruude-Ruuse-Fraktion ist Marita Köllners „Flieg mit mir heute Nacht in den Himmel“, ein angekitschter Schlagerwalzer für die Eck-Kneipe. Oder heißt das Walzerschlager? Köllner ist jedenfalls eine der wenigen Frauen, die seit vielen Jahren die Fahne im Männerbusiness Karneval hoch hält, ihre Fans danken es mit Treue.
Gleiches gilt für die fünf Frauen der Funky Marys („Föhls du dat och?“), die ihren Sound etwas modernisiert haben. Vielversprechend das Debüt von Mätropolis, einer Vier-Mädels-Band in klassischer Rockbesetzung, die mit Linda Theodosiu eine Frontfrau mit Charisma und Stimme hat: „Hingerm Horizont“. Tanzbarer Poprock über die Aufbruchstimmung nach einer durchfeierten Nacht. Da geht was, zumal die vier jungen Frauen live eine gute Show bieten. Auch das Finale bestreitet eine besonders live stark Sängerin: Nici Kempermann von Kempest Finest beschwört in „Naach verdieve“ eine bessere Zukunft.
Kölsch & Jot
Die fünfte Ausgabe von „Kölsch & Jot“ bietet zahlreichen jungen Bands eine Plattform und will in erster Linie Geschichten erzählen, wie Jürgen Hoppe von Spektacolonia es formuliert. Das gelingt nicht immer, passt aber bei den Höhnern, deren „Prinzessin“ auch hier vertreten ist. Oder bei Philipp Godard, der in „Su wie Jana“ von seiner Mutation zum Veganer erzählt – der Liebe wegen: „Selbst mein alter Weber-Grill steht nur noch traurig da.“ Und „wenn Kölsch nicht vegan wör, dann wör ich längs schun dud.“ Pimock stellt sich den „Kölsche Himmel“ vor, wo Schäfers Nas auf Stockhausen, Nico Päffgen, Heinz Flohe und Oma Kleinmann trifft – „wie in ’nem Klub, in dem ich iwig fier“.
„Du bes ene Rude Funk“, der eher getragene Song, den Jürgen Fritz den Roten Funken zum Jubiläum geschrieben hat und mit dem Eldorado durch die Säle zieht, wird ebenso gut laufen wie ihr eigenes Lied „Zick zo Lääve“. In einer ähnlichen Liga spielen Scharmöör mit dem rockigen „Dat jeit nur he“ oder Stadtrand mit „Ahle Kess“.
„Maach dich schick“ von Marie fällt vor allem musikalisch auf, karibischer Calypso-Sound mit Rap-Elementen. Kev mischt spanische Gitarrenklänge mit eher monotonen Textfolgen „Wenn ich dräum“. Julie Voyage mit „Kölsches Bloot“ klingt Eckkneipensentimental und beschwört die Weltoffenheit und Björn Heuser fordert „Loss et erus.“
Megajeck 26
Die 26. Ausgabe von Megajeck bringt Ausgefallenes auf den Sampler, garniert mit einem Hit aus dem vergangenen Jahr, „Die letzte Stroß“ von den Höhnern. Sehr originell das Krätzje der Zwei Hillije, die „Et letzte Schnitzel“ besingen, das im Schweinekoben hinterm Haus steht.
Oder der bläserlastige Reggae „Wiggerjonn“ von Def Benski, der rauchschwadenlastig über die Alltagsmalässen hinweggeht, denn irgendwie wird es weitergehen – karibisches Lebensgefühl herrlich Kölsch gesungen und gerappt. Klimpermännche Thomas Cüpper macht sich singend über „Dä Schwadlappe“ lustig, und die Gesellschaft, in der er lebt. Schräg auch die „Kaffeemaschiiiiin“ von Singsing, die mit „Daddy Cool“-Samples zum Tanzen bringt.
„Mir Pänz sin Superhelden“ singt das Kölner Kinderdreigestirn in seinem Mottolied „Krüzz oder quer“. Damit werden sie durch die Säle ziehen und Jung und Alt erfreuen. Ludwig Sebus ist gleich zwei Mal vertreten. Er besingt den „Circus Colonia“ mit dem Spielkreis Fritz Monreal, und mit Höösch freut er sich „Uns jeiht et jot, schwenk d’r Hot“.
Voll auf Schlager setzen Domhätzje Nadine mit „Die joode Fee“, während ihr Ehemann Torben Klein „Katharina“ besingt, die er gerne wiedersehen würde „vielleicht hück Naach.“ Auf „Veedelstour“ geht mit ähnlichem Rhythmus, aber Rap-ähnlichem Sprechgesang, Hans Danz. „Mir sin dobei“ und zwar überall gibt die KG Schlepp Schlepp Hurra zum besten. Kein Zweifel daran, denn das sind die Roadies der im Karneval aktiven Bands.
Kölsch för Alle
Ein neues Label auch für Kölsche Musik hat Manfred Rolef gegründet, der früher für das Label Rhingtön zuständig war. „M steht für Musik“ heißt es, und „weil es so viel phantastische Musik in dieser Stadt gibt“, hat er einen Sampler mit 21 Songs aus dem Boden gestampft. Innerhalb einer Woche ist „Kölsch för Alle –Runde 1“ entstanden. Darauf vertreten sind Künstler, die er auch sonst vertritt, wie Torben Klein, der mit „Marieche, ich kann nit danze“ überzeugt, aber auch mit dem Ostermann-Song „Einmal am Rhein“ vertreten ist, den er mit dem Swing-Sänger Tom Gäbel und Jörg P. Weber eingespielt hat.
Massenkompatibel und Arena-erprobt ist Björn Heusers „Kölle singt“. Auch gut kommt „Strossejunge“ von den Klüngelköpp feat. Funky Marys. Letztere sind noch mit dem Ballermann-tauglichen, aber wenig kölschen „Heut gehn wir morgen erst ins Bett“. Müller besingt stimmgewaltig die „Ahle Stadt“, auch Micky Brühl ist mit „Ohlala“ dabei. Die Domstürmer feiern „Nur zesamme“ und Knittler den Wellerman: „Wenn Fastelovend es“.