„Wir hatten letztes Jahr leider eine schlechte Betriebsqualität, das wissen sie“, sagte KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks auf der Pressekonferenz der KVB.
Personalmangel, LieferschwierigkeitenDie KVB fährt auch 2025 noch mit eingeschränktem Fahrplan
„Wir hatten letztes Jahr, das wissen Sie, eine schlechte Betriebsqualität“, sagt KVB-Chefin Stefanie Haaks gleich zu Beginn der Pressekonferenz zur Fahrgastbilanz 2023 am Dienstag. Und nimmt die harsche Kritik an den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) aus dem vergangenen Jahr damit selbst vorweg. Haaks kann dem Jahr 2023 aber trotzdem etwas Positives abgewinnen. Denn die Fahrgastzahlen sind stabil geblieben – der Rückgang liegt nur bei 0,1 Prozent. 235,8 Millionen Menschen nutzten im vergangenen Jahr die Busse und Bahnen der KVB. „Das ist für uns ein Ansporn, weil es zeigt, dass wir noch mehr Gäste befördern könnten, wenn die Qualität so ist, wie wir sie uns vorstellen“, so die Vorstandsvorsitzende.
Doch wie wird die Qualität besser – und vor allem, wann? Ein Überblick über die Bilanz der KVB und welche Erfolge es trotzdem zu verzeichnen gibt.
Fahrgastzahlen
Im Vergleich zu den 236,1 Millionen Menschen, die 2022 die KVB nutzten, schnitt das vergangene Jahr nur minimal schlechter ab. 235,8 Millionen Menschen waren in den Bussen und Bahnen unterwegs. 2022 habe das 9-Euro-Ticket einen Ausschlag nach oben bewirkt. „2023 haben wir zum Mai dann das Deutschland-Ticket eingeführt, was für uns ein enormer Kraftakt war, da die Abonnements aller Kundinnen und Kunden umgestellt werden mussten“, erklärt Haaks. Zu Rekordzahlen von über 316 Millionen Nutzerinnen und Nutzern wie 2019 werde man voraussichtlich nicht mehr zurückkehren. „Es gibt ein neues Normal“, so Haaks. Durch Homeoffice habe sich die Arbeitswelt und damit auch die Pendelwege nachhaltig verändert.
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Stammkunden
Um rund 8 Prozent erhöht hat sich die Zahl der Stammkunden der KVB, sie wuchs auf 298,1 Millionen. „Wir leben von den Stammkunden, sie sind das Rückgrat unserer Einnahmensituation“, sagte Haaks. Die Steigerung bei den Stammkunden sei ebenfalls auf die Einführung des Deutschlandtickets zurückzuführen, wodurch sich mehr Menschen für ein dauerhaftes Abonnement für den öffentlichen Nahverkehr entschieden haben. Im Dezember 2023 nutzten rund 222.200 KVB-Kunden das Deutschlandticket. Durch den erhöhten Preis des Deutschlandtickets im Vergleich zum 9-Euro-Ticket und Tarifanpassungen im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) konnte die KVB ihre Verkehrserlöse von 201,9 Millionen auf 233,4 Millionen Euro steigern.
Lieferschwierigkeiten
Das aktuell wohl größte Problem der KVB auf dem Weg zu Verbesserungen: die erhebliche Lieferverzögerung bei bestellten Niederflugfahrzeugen. 124 Fahrzeuge müssen ausgetauscht werden, die Lieferung der neuen Bahnen verzögert sich – nach jetzigem Stand – allerdings um mehr als zwei Jahre (25,8 Monate). Das ist gleich doppelt problematisch, weil die KVB stattdessen nun alte Fahrzeuge wieder ertüchtigen muss. Diese müssen für mehrere Monate in die Werkstatt und fallen für den Betrieb aus, außerdem fehlen für diese Bahnen Ersatzteile. „Das wird Auswirkungen auf den neuen Fahrplan für 2025 haben“, kündigte Haaks an.
Fahrplan
Während es auf den Linien, auf denen Hochflurbahnen fahren, bis Ende des Jahres Entspannungen geben dürfte, hat die KVB auf den Niederflurstrecken schlicht zu wenige Fahrzeuge, um zum alten Fahrplan zurückzukehren. Im Sommer wird die KVB gemeinsam mit der Stadt den neuen Fahrplan für 2025 abstimmen. Eine Rückkehr zum Normalzustand ist dabei nicht zu erwarten – der Fahrplan 2025 werde ein „besonderer“ sein, so die Vorstandsvorsitzende. „Ziel ist es, schnellstmöglich die Fahrplananpassungen auf den Hochflur-Linien, also vor allem auf der Linie 18, zurückzunehmen.“ Bevor man wieder über eine engere Taktung spreche, müsse aber zunächst die Qualität des aktuellen Betriebs gesichert sein.
Personal
Vor allem die angespannte Personalsituation bei der KVB führte im vergangenen Jahr zu vielen Ausfällen. Die Krankenquote war hoch, dutzende Stellen vakant. Die Gesundheitsquote verbessere sich aktuell, so Haaks. Außerdem habe man die Ruhezeiten zwischen Schichten verlängert. Es sei aber noch früh zu sagen, wie sehr sich die Entlastungen dadurch konkret auf den Krankenstand auswirken würden. Zum 31.12.2023 fehlten der KVB 60 Fahrerinnen und Fahrer. Mittlerweile ist dieses Soll aber sogar höher geworden – zum einen, weil man für den Jahresbeginn mit einer höheren Krankenquote kalkuliert habe, zum anderen, weil die KVB wieder Strecken bis nach Bonn übernommen habe, die bisher die Bonner Verkehrsbetriebe übernahmen.
„So hat sich das Soll in Summe erhöht, über Nacht sind aus 60 benötigten Stellen 88 geworden“, erklärte Haaks. Zum Jahresbeginn seien aber 30 Menschen neu in die Ausbildung als Bahnfahrer gestartet. Für das vierte Quartal erwarte man eine ausreichende Personalsituation.
Informationen
In der zweiten Hälfte deutlich verbessern sollen sich die Fahrgastinformationen. Das neue Betriebsleitsystem wird gerade implementiert, das die Kommunikation zwischen der Leitstelle und den Fahrzeugen steuert. Durch Inbetriebnahme der entsprechenden Software sollen bis Ende des Jahres auch die Fahrgäste verlässlich sehen, wann und ob ihre Bahn kommt. „Da ist eine erhebliche Verbesserung zu erwarten“, sagt Haaks. „Wir können unsere Fahrgäste dann endlich wahrheitsgemäß informieren. Denn eine Verspätung an sich ist schon ärgerlich, aber noch ärgerlicher ist es, wenn ich nicht weiß, ob die Bahn überhaupt kommt oder nicht.“
KVB-Rad
Einen Erfolg hat die KVB bei ihren Rädern zu verzeichnen. Mit 3,6 Millionen Ausleihen war 2023 für das KVB-Rad ein Rekordjahr. 2022 waren es noch 1,95 Millionen Ausleihen. 68.000 Menschen haben sich neu für die Nutzung der Räder registriert, das Stationsnetz wuchs von 44 auf 108 Stationen.