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Kölner Schauspielerin„Karneval vermisse ich gar nicht, meide generell Ansammlungen“

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Die deutsch-russische Schauspielerin Nadja Bobyleva war neun Jahre alt, als sie von Moskau nach Köln einwanderte. Mittlerweile lebt sie in Hamburg.

Köln – Nadja Bobyleva hat in der Corona-Krise wieder zum Pinsel gegriffen. Die Schauspielerin räumt sich nun regelmäßig Zeit für das Malen frei. „Ich kann mich wieder Dingen widmen, die auf der Strecke gebelieben sind. Meine Lieblingskünstler sind zur Zeit Jackson Pollock und Gerhard Richter. Dessen Bilder könnte ich mir stundenlang ansehen“, sagt die 37-Jährige, die als Neunjährige mit ihrer Mutter, der Schauspielerin Natalia Bobyleva („Ziemlich russische Freunde“, „Heldt“), von Moskau nach Köln kam. „Ich habe mir ein paar Techniken von Richter abgeschaut und versuche nun damit zu experimentieren“.

Schauspielerin spielt in ARD-Krimiserie „Harter Brocken“

Um Kunst oder vielmehr Kunstfälschung geht es auch in der neuen Episode der ARD-Krimi-Reihe „Harter Brocken“: Im niedersächsischen St. Andreas versucht Kunstfälscherin Anna Sorenko (Katharina Heyer, ein millionenschweres und weltberühmtes Gemälde vor der kalabrischen Mafia zu verstecken. Bobyleva steht daher dem Polizisten Frank Koops, gespielt von Aljoscha Stadelmann, bei den Ermittlungen als Susanne Kramer zur Seite – die Ministerialbeamtin wurde in das Dorf entsandt, um die Auslastung der abgelegenen Polizeistation zu überprüfen.

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Eine unangenehme Aufgabe? „Susanne ist sehr genau und liebt ihren Job in dieser Genauigkeit. Sie ist ein steifer Charakter, erfährt aber eine Transformation im Film, denn Koops nimmt sie mit auf ein Abenteuer. Dadurch wird sie locker und geht darin auf. Das war das Spannende an ihr“. Dass der Kunstmarkt ein beliebtes Terrain für Geldwäsche ist, habe sie nicht sonderlich überrascht. „Als ich den Film über den Kölner Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi gesehen habe, ist mir erst bewusst geworden, wie viel Geld in diesen Kunstmarkt fließt. Klar, dass die Mafia und andere da auch mitspielen wollen“, sagt Bobyleva, die 2002 etwa bei „Der Freund meiner Mutter“ mit Jürgen Vogel mitspielte und schon Rollen bei „Soko Köln“ oder im „Tatort“ hatte.

Mittlerweile lebt sie in Hamburg, studiert dort Produktion an der Media School. Doch in Köln besucht sie noch immer regelmäßig ihre Mutter sowie Freunde aus der Schulzeit. Obwohl sie sich sehr verbunden mit der Domstadt fühle, war ihre Ankunft in Köln als Kind eine „heftige Erfahrung“. „Ich habe kein Wort deutsch gesprochen, niemanden verstanden. In der Schule wurde ich ein Jahr zurückversetzt. Das heißt, ich war immer die Älteste, was auch nicht angenehm war. Meine Familie und Freunde waren alle in Russland“, sagt Bobyleva, die schließlich auf das Humboldt-Gymnasium in der Südstadt wechselte. Heute vermisst sie die überschaubare Größe Kölns und dass sie im Viertel ihre Freunde zu Fuß besuchen kann.

Was Bobyleva nicht vermisst: den Kölner Karneval

„Was ich gar nicht vermisse ist Karneval, da ich generell versuche, große Ansammlungen zu meiden.“ Ihre bewegende Familiengeschichte – vaterlos aufgewachsen und ihre Migration nach Deutschland – hat die Schauspielerin in einem künstlerischen Projekt verarbeitet. So gab sie bei ihrer Dokumentation „Vater. Mutter. Ich“ von 2017 ihr Debüt als Regisseurin.

Lange Zeit wusste sie von ihrem Vater lediglich, dass er in einem Zirkus in der Ukraine arbeitete. Die Frage nach dem unbekannten zweiten Part gab ihr keine Ruhe. Also reiste sie mit dem Zug von Deutschland nach Russland und dokumentierte dabei ihre Suche nach ihren Wurzeln. „Es war sehr aufregend. Ich war ohne Team unterwegs – ganz alleine mit der Kamera. Dadurch habe ich das Land neu kennengelernt. Obwohl ich erst einmal eine Woche krank war“, erzählt Bobyleva.

Schauspielerin findet ihren Vater in Russland

Was sie dann vorfand, durchkreuzte ihre Pläne, denn sie musste ihren Vater entgegen aller Vorsätze in seiner Wohnung aufsuchen. Der Mann, der da nun vor ihr stand, hatte zuvor einen Schlaganfall erlitten und war weder imstande zu sprechen noch zu schreiben. „Das war ziemlich krass. Es war ein sehr warmherziges Treffen, wir konnten den jeweils anderen spüren, aber uns nicht unterhalten. Er ist dadurch weiter ein Phantom für mich geblieben“. Ein Gefühl nach der Reise sei aber immer noch sehr präsent: „Ich habe mich zum ersten Mal ganz gefühlt, als ob ein fehlendes, zweites Teil endlich zu mir zurückgekommen wäre. Das war sehr schön“.

Harter Brockenwird am 17. Dezember um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.