Nach Kritik an den alten Organisatoren haben diese sich zurückgezogen. Die neue Camporganisation wird nun auch von linksradikalen Gruppen unterstützt.
Neue LeitungPro-Palästinensisches Camp an der Uni Köln organisiert sich neu
Von außen sieht das Pro-Palästina-Camp aus wie in den vergangenen vier Wochen: Rund zehn Zelte gruppieren sich um ein paar Pavillons neben der Mensa, Palästina-Fahnen flattern im Wind, auf Transparenten fordern die Campbewohner „Waffenstillstand jetzt“. Doch seit vergangenem Sonntag hat das Palästina-Camp eine neue Leitung. „Ein Neuanfang“ soll es werden, verkünden die neuen Organisatoren.
„Das Camp wird nach starker Kritik an den vorherigen Organisatoren nun von studentischen Kräften organisiert“, sagt einer der neuen Camporganisatoren dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, seinen Namen will er nicht nennen. Die alte Leitung, offenbar keinen Studenten an der Universität, hätten sich zurückgezogen. Noch sei vieles im Aufbau, auch ein eigenes Presseteam und konkrete Forderungen an die Universität sollen noch erarbeitet werden. „Grundsätzlich sprechen wir uns aber für einen Waffenstillstand aus und solidarisieren uns mit allen Menschen in Gaza, die dort leiden.“ Am Montag veranstaltete das Camp eine erste Kundgebung mit dem Titel „Rafah brennt“, an der rund 100 Personen teilnahmen.
Linke Gruppierungen stehen hinter neuem Camp an der Kölner Uniwiese
In den vergangenen Wochen hatte der alte Organisator Stück für Stück den Rückhalt verloren. Campbewohner und Sympathisanten waren, wie in vielen ähnlichen Camps in Deutschland, mit Antisemitismusvorwürfen konfrontiert.
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Tatsächlich kam es im Vorfeld der Gründung des Camps Anfang Mai zu antisemitischen Übergriffen: Laut Polizei versuchte unter anderem eine pro-palästinensische Demonstrantin einer Gegendemonstrantin ihre Israel-Fahne zu entreißen, eine Demonstrantin wurde bespuckt. Außerdem soll ein pro-palästinensischer Demonstrant einen Teilnehmer gefilmt und dabei mit einem roten Dreieck markiert haben.
Es gilt als antisemitisches Symbol, das auch die Hamas nutzt, um Angriffsziele zu markieren. Auch der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Universität zu Köln distanzierte sich von dem Camp, auch dem Asta hatten Studierende von Spuckattacken berichtet.
Kritik: Keine Sicherheitskonzepte, keine Organisation
Zu den Antisemitismusvorwürfen an die Ex-Leitung könne der neue Organisator nichts sagen, da er selbst noch nicht Teil des Camps gewesen sei. „Aber wir stellen uns hier klar gegen jede Form von Diskriminierung, auch gegen Antisemitismus.“
Kritik formuliert er vor allem an der Art und Weise, wie das Camp geführt wurde. „Es gab keine Sicherheitskonzepte und keine richtige Organisation, sodass sich Studierende nicht sicher fühlen konnten.“
Die Geschehnisse im Camp hatte der alte Organisator über Stunden live über Tiktok gestreamt. Auch Politiker der Erdogan-nahen Dava-Partei besuchten das Camp. Aufgrund dessen hatten sich linksradikale Gruppierungen wie „Migrantifa“ und „Young Struggle“ ursprünglich von dem Camp distanziert. Nun unterstützen sie es öffentlich. Beiden Gruppen wird immer wieder Hamas-Nähe und Antisemitismus vorgeworfen. Zuletzt riefen sie zu einer Demonstration in Köln auf, auf der zu einer „globalen Intifada“ aufgerufen wurde.
„Wir sind gegen jede Form von Gewalt, unser Verhältnis zur Hamas ergibt sich daraus“, sagt der neue Organisator darauf angesprochen. Eine entschiedene Distanzierung jedenfalls klingt anders.