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„Schlag ins Gesicht“Studierende werfen Reker wegen Wohnkrise Ignoranz vor – So reagiert die OB

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Hörsaal I der Spoho Köln während einer Vorlesung.

Vorlesung in der Spoho Köln

Einen offenen Brief der Kölner Asten ließ die Stadtverwaltung unbeantwortet. OB Reker sagt: Antworten auf offene Briefe seien keine gängige Praxis.

Zwei Wochen nach einem offenen Brief von Studierenden über die studentische Wohnungsnot (wir berichteten), erheben die Asten von Uni Köln, Spoho und Musikhochschule erneut Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung sowie insbesondere gegen Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

In der Mitteilung der Studierenden heißt es: „Die Studierendenschaften warten seit über zwei Wochen auf eine Antwort der Stadt auf ihren Brief.“ Auf Anfrage dieser Zeitung hatte die Stadt zum offenen Brief lediglich mitgeteilt, dass „keine Verpflichtung der Kommunen besteht, Studierende unterzubringen oder Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Da es sich bei den Universitäten um Einrichtungen des Landes NRW handelt, ist das Land NRW hierfür alleinig zuständig. Insoweit gibt es auch keine entsprechenden Stellen/Ansprechpartnerinnen bei der Stadt Köln“.

Asta-Vorsitzender konfrontierte OB Reker bei Auftritt an Uni Köln mit Fragen

Diese Aussage sei ein „ein Schlag ins Gesicht für die etwa 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, die hier studieren“. „Das zeigt eine erschreckende Ignoranz gegenüber der Verantwortung, die die Stadt als Lebensraum für ihre Bürgerinnen und Bürger – zu denen auch Studierende gehören – trägt“, sagt nun Nils Lange, erster Asta-Vorsitzender der Sporthochschule Köln.

Alles zum Thema Henriette Reker

Auch kritisieren die Studierenden einen Auftritt von OB Reker von vergangener Woche: Im Rahmen einer Gesprächsreihe an der juristischen Fakultät stellte sich Reker den Fragen der Studierenden. Da habe sich, heißt es, „ein besonders enttäuschendes Bild“ gezeigt, so die Studierenden. „Frau Reker antwortete in der offenen Fragerunde weder auf die Frage der Asta-Vertreterinnen, ob die Stadt noch plane, auf die Studierenden zuzugehen, noch zeigte sie, dass sie die Forderungen des Briefs ernst nehme“.

Und weiter: „Allein, dass Frau Reker andeutete, dass wir gefordert hätten, dass die Stadt selbst Wohnungen baut, zeigt, dass sie den Brief nicht gelesen hat. Das unterstreicht wieder einmal, wie wenig Frau Reker uns und unsere Situation ernst nimmt“, sagt Adrian Moser, erster Asta-Vorsitzender der Uni Köln.

Die Studierenden hatten gefordert, dass die Stadt zum Semesterstart jeweils kurzfristige Notschlafstellen einrichtet und sie hatten einen Wohngipfel vorgeschlagen, in dem Vertreterinnen und Vertreter von Verwaltung, Studierendenwerk, Genossenschaften und weitere Akteure aus Wissenschaft und gemeinwohlorientiertem Wohnungsbau das Problem des knappen Wohnraums angehen.

Kölner OB Reker zeigt Verständnis und schlägt Austausch vor

Entsprechend fühlen sich die Studierenden nun missverstanden, weiter heißt es: „Das zeugt nicht nur von einer mangelnden Bereitschaft, sich den drängenden Herausforderungen zu stellen, sondern auch von Ignoranz und Respektlosigkeit gegenüber den Studierenden.“ Sie fordern Reker daher „erneut dringlich dazu auf, in den Dialog zu treten“.

Und wie reagiert Henriette Reker auf die Vorwürfe? Auf Anfrage dieser Zeitung zeigt sie Verständnis. „Ich bin mir der schwierigen Situation und den drängenden Herausforderungen bewusst, die viele Studierende in Köln auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum erleben.“ Sie habe den offenen Brief des Asta wahrgenommen, so Reker, „aber es entspricht nicht der gängigen Praxis, auf offene Briefe zu antworten“.

Und schließlich: „Ich bin für einen konstruktiven Austausch mit der Universität zu Köln offen, um über mögliche Lösungen und eine Verbesserung der schwierigen Wohnsituation für Studierende zu diskutieren.“