Köln – In einem Gespräch über umstrittene Äußerungen des Priesterausbilders Pater Romano Christen über Homosexualität als therapierbare Fehlentwicklung hat Kardinal Rainer Woelki dem Geistlichen das Vertrauen ausgesprochen. Das Erzbistum zitiert Woelki mit den Worten: „Wir alle machen Fehler, ich auch, und es ist wichtig, dass ein einzelner Fehler nicht alles andere überschattet.“
Der Erzbischof habe seine Kritik an einzelnen Äußerungen Christens zur Homosexualität wiederholt, von denen er bis zur Veröffentlichung in der Presse keine Kenntnis gehabt habe. „Kardinal Woelki machte deutlich, dass er Homosexualität keinesfalls für eine Krankheit hält“, so das Erzbistum in einer Pressemitteilung. Davon abgesehen, leiste Christen „wertvolle Arbeit“, für die ihm der Kardinal ausdrücklich gedankt habe.
Zuvor Spekulationen
Vor dem Gespräch zwischen Woelki und Christen gab es Spekulationen, der Erzbischof könnte die Amtsausübung des Seminarleiters beschränken. Die Kölner Laienvertretung hatte seine Ablösung verlangt.
Mit Blick auf die Priesterausbildung im Bonner Collegium Albertinum, dem Christen seit 2015 als Direktor vorsteht, sagte Woelki nach Bistumsangaben: „Wir wollen allen Priesteramtskandidaten, ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung, zu einer vertieften Reflexion über ihre Sexualität verhelfen.“
Das Bistum trat überdies Vorwürfen von Seminaristen entgegen, dass Christen im Albertinum die strikte Grenze zwischen der äußeren Ausbildung der Priesterkandidaten (Forum externum) und der Sphäre der persönlichen Spiritualität (Forum internum) nicht wahre und damit systematisch seine Kompetenzen überschreite. Eine Eignung für den Priesterberuf zu prüfen, sei für die Kirche als künftige Arbeitgeberin wesentlich und gehöre „ausdrücklich“ zu den Zuständigkeiten der Ausbilder, betonte Bistumssprecher Christoph Heckeley. Die Ergebnisse der dabei angewandten Potenzialanalyse seien strikt vertraulich. Der Kandidat erhalte eine Rückmeldung, die er in eigener Verantwortung mit dem Leiter der Priesterausbildung besprechen könne.
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Entgegen dieser Darstellung unterstreichen die Seminaristen, dass Christen ständig darauf gedrängt habe, die Ergebnisse externer Beratungsgespräche zu erfahren. Auch habe er die geistliche Begleitung durch einen eigenen Leitfaden zu reglementieren versucht. Solche Grenzüberschreitungen hätten auch in der Leitungs-Crew des Albertinum zu Konflikten geführt und bei externen Experten Kopfschütteln ausgelöst.
Bistumssprecher Heckeley legte Wert darauf, dass Christen von einem „Ampelsystem“ zur Qualifizierung etwaiger psychologischer Mängel und damit der Eignung für den Priesterberuf nur einmal in einem Anschreiben gesprochen, den Begriff „wegen seiner Missverständlichkeit und entsprechender Rückmeldungen aber nicht wieder verwendet“ habe. Der fragliche Text sei überarbeitet und enthalte heute keine solche Formulierung mehr, so Heckeley.