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Kölner DomKunsthistorikerin erforscht Details der Wandmalereien

Lesezeit 3 Minuten

Die Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert beinhalten viele skurrile Details, die von weitem nicht erkennbar sind.

Köln – Der Kölner Dom hat viele Kunstwerke zu bieten, aber längst nicht alle sind für die Besucher zu sehen – wie zum Beispiel die sogenannten Chorschrankenmalereien hinter dem Chorgestühl im Binnenchor der Kathedrale. Doch auch wer einmal die Gelegenheit bekommt, den anspruchsvollen Wandmalereizyklus aus dem frühen 14. Jahrhundert zu betrachten, übersieht schnell die kleinen Drôlerien genannten grotesken Darstellungen. Von weitem sieht die Fläche aus wie ein roter Hintergrund oder kleine Dekorationen zwischen den Ranken. Sieht man näher hin, sind kleine Figuren und Szenen zu erkennen: Fabel- und Mischwesen, Musikanten, ritterliche Wettkämpfe und Minne-Szenen.

Schon oft habe er sich die Chorschrankenmalereien mit der abgebildeten Legende der Heiligen Drei Könige oder die Darstellung der Kaiser angeschaut – doch nach ganz oben zwischen die Architekturdarstellungen habe er nie geschaut, gibt auch Domdechant Robert Kleine zu. „Umso dankbarer bin ich, dass die vielen kleinen Szenen, die die Liebe zum Detail zeigen, nun gesammelt vorliegen.“

Katharina Bornkessel

Zehn Jahre hat Katharina Bornkessel – inzwischen verheiratete Popanda – an ihrer Dissertation gearbeitet. Nun ist der Forschungsband „Die Drôlerien der Chorschrankenmalereien des Kölner Domes“ mit 436 Seiten und 705 Abbildungen erschienen. Über 500 kleine Figuren und Szenen hat die Kunsthistorikerin identifiziert, kategorisiert, gedeutet und in den geistesgeschichtlichen Kontext ihrer Zeit eingeordnet.

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Figuren voller Lebensfreude

„Mich hat die Fantasiewelt von Anfang an begeistert und auch die Lebensfreude, die die Figuren ausstrahlen“, sagt die 37-Jährige. In Blattgold sind zum Beispiel ein Fidel-Spieler zu sehen, daneben tanzende Figuren.

Ein Fiedelspieler in Blattgold

Eine weibliche Figur im Schneidersitz hält eine Blume in der Hand. Eine männliche Figur daneben streckt die Hand aus. Bornkessel: „Die Frau gibt dem Mann die Blume und nicht andersherum – als Zeichen der Anerkennung“, erläutert Bornkessel. An anderen Stellen sind Geschichten aus der Romanliteratur zu finden, zum Beispiel von König Artus sowie ein Kampf von Ritter Dwain gegen einen Löwen.

Eine Frau im Schneidersitz überreicht eine Blume an einen Mann

Auf der Nordseite der Chorschranken ist auch ein Drache zu erkennen oder eine Frau, der ein kleiner Hund auf den Schoß springt. Dargestellt sind die Figuren bis ins kleinste Detail. Es sind Knopfleisten oder Hängeärmel an den Klamotten zu finden. „Die Darstellungen sind sehr modisch im Gegensatz zu den christlichen Figuren im Vordergrund, die zeitlos gekleidet sind“, so Bornkessel.

Aus Seminararbeit entstand Idee für Dissertation

Angefangen hat ihre Begeisterung für die kleinen Figuren mit einer Seminararbeit zum Ende ihres Studiums der Kunstgeschichte an der Mainzer Universität. Um in einem Seminar über den Kölner Dom eine Arbeit über die Architektur zu umgehen, habe sie sich mit den Chorschrankenmalereien beschäftigt.

Daraus entstand die Idee für die Dissertation. „Man wusste, dass es die Drôlerien im Dom gibt, aber ich habe mich mit meiner Forschungsarbeit als Erste detailliert damit befasst“, so Bornkessel. Zu Beginn habe sie dafür einen ersten Katalog mit selbst gemachten Fotos erstellt. „So konnte ich die Drôlerien benennen und wiederfinden und hatte dadurch eine Basis.“

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Von Anfang an habe es sie fasziniert, die kleinen Figuren zu sammeln und dann zu schauen, wo die Vorbilder herstammen – insbesondere, weil sie nicht alle christlich sind. Die Drôlerien seien eben auch lustig und amüsant. Außerdem findet sie die Qualität bemerkenswert: „Sie sind außergewöhnlich schön gemalt.“ Da die Geschichten aus dem 14. Jahrhundert nicht mehr allgegenwärtig sind, musste sie diese erst wiederfinden. Den größten Einfluss erkannte sie in der Pariser Hofkunst, besonders der Buchmalerei.

Katharina Bornkessel: Die Drôlerien der Chorschrankenmalerei des Kölner Doms, Forschungen zum Kölner Dom, Band 4, zwei Bände im Schuber, 436 Seiten, 139 Euro.