Einem Zeitungsbericht zufolge soll der Generalmusikdirektor Orchestermitglieder sexuell belästigt haben. Vorerst wird er nicht mehr dirigieren.
Kapellmeister François-Xavier RothSo geht es beim Gürzenich-Orchester nach den Belästigungs-Vorwürfen weiter
Das Gürzenich-Orchester hält nach dem Bekanntwerden von Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen seinen Chefdirigenten François-Xavier Roth an den bereits geplanten Konzerten fest. Sie sollen allerdings unter der Leitung von Gastdirigenten stattfinden: „Die Konzertprojekte, die in der nächsten Zukunft mit François-Xavier Roth geplant waren, möchten wir trotzdem umsetzen und sind derzeit in Gesprächen mit möglichen Gastdirigenten“, teilte die Geschäftsführung am Freitag mit.
Zu Details könne man sich aktuell noch nicht äußern. „Wir befinden uns noch mitten in den Planungen und Vereinbarungen mit möglichen Kandidaten, damit die Konzerte stattfinden können“, sagte eine Sprecherin des Gürzenich-Orchesters. Genauere Informationen würden zeitnah bekannt gegeben.
Kölner Gürzenich-Orchester plant mit Gastdirigenten
Konkret geht es etwa um das Konzert „Melting Pot“ am 15. Juni im Carlswerk Victoria. In der Ankündigung dazu heißt es: „Ein groß besetztes Orchester trifft auf Rap, DJ, Poetry-Slam, Beatboxing und Breakdance.“ Das Gürzenich-Orchester sollte planmäßig von Roth dirigiert werden. Auch für das kommende Sinfoniekonzert „Freiflug“, das am 23., 24. und 25. Juni auf dem Programm steht, soll ein Gastdirigent gefunden werden – ebenso für die dafür vorgesehene öffentliche Probe („Philharmonie Lunch“) am 20. Juni. Das Konzert des von Roth geleiteten Bürgerorchesters am 29. Juni soll nach Möglichkeit ebenfalls unter anderer Leitung stattfinden.
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Das Gürzenich-Orchester ist zugleich das Orchester der Kölner Oper. Auch dort plant man die kommenden Projekte ohne Roth: So übernimmt der Komponist Ondřej Adámek selbst die musikalische Leitung seiner Oper „Ines“, die am 16. Juni im Staatenhaus uraufgeführt wird. Adámek wird die Premiere sowie alle weiteren Vorstellungen dirigieren. Über die „Ines“-Produktion hinaus gebe es bislang keine Änderungen im Spielplan, teilte eine Opern-Sprecherin mit.
Gürzenich-Kapellmeister lässt sein Amt vorerst ruhen
Nach den Vorwürfen gegen ihn lässt Roth sein Amt vorerst ruhen. Die Geschäftsführung des Gürzenich-Orchesters teilte dazu weiter mit: „Da es unser oberstes Ziel ist, eine transparente und gründliche Aufklärung zu gewährleisten, werden gerade Strukturen geschaffen, um diese Angelegenheit zu untersuchen.“ Die französische Zeitung „Le Canard enchaîné“ hatte von anzüglichen SMS-Nachrichten an Musikerinnen des Orchesters berichtet. Unter anderem soll Roth Nacktbilder von sich verschickt haben.
Roth ist seit 2015 Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor (GMD) der Stadt Köln. Sein Vertrag läuft bis zum Ende der Spielzeit 2024/25. Noch ist unklar, wie sich die kommende Gürzenich-Saison gestaltet, die Roths letzte sein wird. Vor wenigen Tagen noch hatte er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ angekündigt, nach „der gleichen Philosophie wie vorher“ weitermachen zu wollen. „Es ist ja kein richtiger Abschied, denn wir werden auch nach meinem Weggang von Köln viele Projekte zusammen machen“, so Roth weiter. Das bleibt nach den Vorwürfen nun fraglich.
Geplant waren ursprünglich zehn Konzertprojekte unter der Leitung des scheidenden Kapellmeisters, darunter ein Konzert anlässlich des 150. Geburtstags von Arnold Schönberg, Gustav Mahlers 5. und 2. Sinfonie sowie das „Te Deum“ von Berlioz im Kölner Dom.
Das Ende der Ära Roth sollte im großen Saisonfinale am 13. Juli 2025 gipfeln: Mit einem Konzertmarathon in drei Teilen „mit François-Xavier Roth & Friends“ und einer Reise durch Roths zehn Kölner Jahre.