Bei der Erweiterung für das Gebäude ist es mehrfach zu Verzögerungen gekommen. Jetzt gibt es den Termin für den ersten Spatenstich.
Altstadt in KölnNach 20 Jahren Durchbruch für den Neubau am Wallraf-Richartz-Museum erzielt
Die Erleichterung war Peter Jungen am Donnerstag deutlich anzumerken. Der Vorsitzende des Stifterrats des Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud hat gemeinsam mit den anderen Mitwirkenden einen Durchbruch für den seit mehr als 20 Jahren geplanten Erweiterungsbau auf der gegenüberliegenden Straßenseite erzielt. Der Auftrag für den Tiefbau ist an ein Unternehmen vergeben worden, der erste Spatenstich ist für April 2024 geplant. Die Ausschreibung für den Hochbau läuft. „Es ist jetzt alles so konkret, dass wir Termine nennen können“, sagte Jungen.
Fast ein Vierteljahrhundert ist vergangen, seit erstmals die Idee aufkam, das Wallraf-Richartz-Museum in der Innenstadt zu erweitern. Der Grundstein für den von Architekt Oswald Matthias Ungers entworfenen Neubau gegenüber dem Historischen Rathaus war gerade erst gelegt, als 1999 die Frage aufkam, ob sich dieser um eine weitere Etage aufstocken ließe. Die Statik habe das aber nicht hergegeben, erinnert sich Jungen.
Die Stadt kaufte deshalb das ehemalige Kaufhaus Kutz, das sich direkt gegenüber dem Wallraf-Richartz-Museum befand. 2004 ließ die Verwaltung das Gebäude abreißen, um Platz für den Museumsneubau zu schaffen – doch danach passierte sehr lange nichts. Die Stadt nutzte das leere Grundstück zunächst vor allem, um dort Baumaterial zu lagern und Container aufzustellen – unter anderem für den Bau der Nord-Süd-Stadtbahn.
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Wallraf-Richartz-Museum Köln: Durchbruch für Erweiterungsbau
Das Projekt nahm erst wieder Fahrt auf, als der Stifterrat einen Architektenwettbewerb finanzierte. Das Büro Christ & Gantenbein setzte sich 2013 mit seinem Entwurf gegen 15 Konkurrenten aus England, Frankreich, der Schweiz und Deutschland durch. Der Erweiterungsbau wird über rund 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche sowie weitere 500 Quadratmeter für Nebenräume verfügen und soll unterirdisch mit dem Hauptbau verbunden sein. In dem Neubau soll die ewige Leihgabe des 2017 verstorbenen Schweizer Sammlers Gérard Corboud einen Platz finden, die dieser der Stadt bereits vor 20 Jahren übergeben hatte.
Aufgrund eines Vergabestreits verzögerten sich Planung und Bau anschließend mehrfach. Kurz vor dem für Ende 2022 geplanten Baubeginn kam neues Ungemach hinzu. Es stellte sich heraus, dass im Untergrund Hohlräume existieren. Der Baugrund wir bis dahin noch nicht in aller Tiefe untersucht worden, obwohl das Kaufhaus zu diesem Zeitpunkt bereits seit 18 Jahren abgerissen war. „Jeder weiß, dass der Untergrund in der Kölner Altstadt seit den Römern vor 2000 Jahren schwierig ist – nur die Stadt Köln weiß das offensichtlich nicht“, sagte Peter Jungen damals.
Die Stadt verpflichtete daraufhin mit Jürgen Marc Volm im August dieses Jahres einen externen Projektmanager, der alle notwendigen Entscheidungen trifft und die Arbeitsaufträge erteilt. Die Besonderheit: Er ist nicht nur verantwortlich für den Erweiterungsbau, er koordiniert auch die parallele Generalsanierung des Hauptgebäudes. Das soll sicherstellen, dass beide Projekte möglichst problemlos über die Bühne gehen und keine Konflikte entstehen. Die Instandsetzung des Ungers-Baus soll bis 2026 abgeschlossen sein und somit vor der Eröffnung des Erweiterungsbaus. Peter Jungen rechnet damit, dass dieser im zweiten Halbjahr 2028 fertiggestellt sein wird.
„Damit wird eine großartige Heimat auch für die Bilder der Sammlung Corboud geschaffen“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die Kosten für den Neubau belaufen sich laut einer Schätzung auf 76 Millionen Euro – hinzu kommt eine Risikoreserve in Höhe von 19 Millionen Euro. Da die Schätzung aus dem Juni 2020 stammt, dürfte das Projekt aufgrund inzwischen stark gestiegener Baukosten aber wohl teurer werden.
Archäologische Funde in der Kölner Altstadt sehr wahrscheinlich
„Mit großer Befriedigung habe ich die Nachricht erhalten, dass nunmehr der Baubeginn kurz bevorsteht – dies markiert in der Tat eine Zäsur bei dem Projekt des Erweiterungsbaus des Wallraf-Richartz-Museums“, sagte Marisol Corboud, Präsidentin der Fondation Corboud. Sie bedankte sich bei der Oberbürgermeisterin und Peter Jungen, der als Vorsitzender des Stifterrats in seinen Bemühungen nie nachgelassen habe, sowie dessen Vorgänger Alfred Neven DuMont. Der 2015 verstorbene Herausgeber des „Kölner Stadt-Anzeiger“ habe das Projekt nie aufgegeben.
Ob der Erweiterungsbau tatsächlich im Jahr 2028 eröffnen wird, hängt auch von den weiteren Untersuchungen des Baugrunds ab. Da sich das Grundstück mitten im Zentrum des römischen Kölns befindet, ist zu erwarten, dass es archäologische Funde aus dieser Zeit geben wird – möglicherweise könnten es aufgrund der besonderen Lage bedeutende Funde sein. Hinzu kommt, dass Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg im Verborgenen liegen könnten. Klarheit darüber wird es erst geben, wenn Bagger in die Tiefe graben werden.