Als der Brandschutz abgelaufen war, musste die Stadt das Römisch-Germanische Museum 2018 schließen. Dabei waren die Probleme lange bekannt.
„Das ist ein Skandal“Rat beschließt Museumssanierung am Kölner Dom
Am Tag, nachdem der Stadtrat die Umsetzung der Sanierung des Römisch-Germanischen Museums (RGM) beschlossen hat, sind einige Politiker immer noch sauer. Darüber, dass es dafür mehr als ein Jahrzehnt gebraucht hat – denn dass das Museum von 1974 am Welterbe Dom saniert werden muss, steht seit 2009 fest, zwei Jahre später stellte auch der Rat den Bedarf formal fest. Doch viele Jahre passierte kaum etwas, das Projekt kam nicht recht voran.
Und Ende 2018 kam tatsächlich der Tag, an dem die Stadt nicht mehr länger Jahr für Jahr notdürftig den Brandschutz verlängern konnte: Das denkmalgeschützte RGM musste schließen, weil diese Stadt es zuvor nicht geschafft hatte, rechtzeitig die Sanierung durchzuführen. Und trotz des langen Vorlaufs fehlten, erstens: eine fertige Planung für die Sanierung, zweitens: eine fertige Interimsheimat und drittens eine Lagerstätte für die vielen Exponate.
Ulrich Breite, Fraktionsgeschäftsführer der FDP, sagte am Mittwoch: „Das ist ein Skandal und beispiellos. Das ist Schlamperei. Das kann man doch niemandem erklären, dass das sieben Jahre braucht.“ Breites letzter Satz bezieht sich auf den Sommer 2017, als der Rat die Verwaltung mit der Planung zur Sanierung beauftragte.
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Auch Ralph Elster, kulturpolitischer Sprecher der CDU, sagte im Rat am Dienstagabend, die Politik habe jahrelang „völlig umsonst gewartet“. Und sein Pendant von den Grünen, Brigitta von Bülow, sagte: „Es ist wirklich Zeit.“
Noch braucht es aber einen Generalunternehmer, der die Sanierung für die Stadt übernimmt, deshalb soll der Bau erst ab Oktober 2025 starten, auch wenn im Museum erste vorbereitende Arbeiten seit März 2023 laufen. Das Haus ist leer gezogen. Laut den aktuellen Plänen der Verwaltung soll der Museumsbetrieb zwischen Januar und März 2028 wieder starten.
Am Ende werden zwischen der Feststellung des Sanierungsbedarf bis zur Fertigstellung und Wiedereröffnung fast 20 Jahre liegen – wenn der Bau tatsächlich 2028 beendet ist. An neuen Terminen hat es in der Geschichte der RGM-Sanierung ja nicht gefehlt.
Beispielsweise legte das Kulturdezernat der Politik 2017 eine Übersicht über die geplante Sanierung vor, zuvor war noch 2021 als Termin zur Wiedereröffnung angedacht. In der präsentierten Übersicht nannte das Dezernat zwar präzise, wie viele Monate die einzelnen Etappen dauern sollten, doch die Gesamtdauer fehlte – und die lag bei mehr als sechs Jahren. Vorbei war es mit 2021, plötzlich war 2023 die neue Realität. Die Kulturpolitikerinnen und -politiker fühlten sich damals veräppelt.
Beispielsweise sagte Elster damals: „Es ist unfassbar, was in dieser Kulturverwaltung seit Jahren alles schief geht.“ Jeder sei davon ausgegangen, dass die Sanierung im Januar 2018 beginnen würde. „Wer zieht denn zuerst aus und beginnt erst dann zu planen, wie man das Gebäude umbauen will.“
Erst Ende 2019 konnte das RGM schließlich im umgebauten Belgischen Haus eröffnen. Das deutlich kleinere Haus steht rund 1,5 Kilometer entfernt an der Cäcilienstraße nahe des Neumarkts und eben nicht mehr am Dom, die Touristen fallen im übertragenen Sinne nicht mehr automatisch in das RGM.
Der neue Standort wirkt sich drastisch auf die Besucherzahlen aus: In den vier Jahren vor seiner Schließung am Roncalliplatz kamen jährlich im Schnitt knapp 183.000 Gäste. Diese Zeiten sind vorbei, im Jahr 2022 beispielsweise besuchten nur knapp 43.000 Menschen den Interimsstandort.
Über die Jahre nannte die Stadt aber nicht nur immer nur neue Termine zur Fertigstellung, sondern auch neue Kosten, zuletzt in arg rasanter Reihenfolge: Aus 41,7 Millionen Euro aus dem Jahr 2015 wurden im August 2022 dann 91,2 Millionen Euro, bevor Baudezernent Markus Greitemann Anfang dieses Jahres den erneut geschockten Politikern rund 177 Millionen Euro präsentierte.
Greitemann sagte im Rat, die Stadt habe alle Decken und Wände aufgemacht: „Wir haben Zustände vorgefunden, die diesen Preis rechtfertigen.“ Und Greitemann machte noch einen Zusatz, der mit Blick auf mögliche zukünftige Kostensteigerungen interessant werden könnte, er sagte: „Mit allen Risiken, die da drinstecken.“
Das ist das Römisch-Germanische Museum
Am 4. März 1974 eröffnete das Römisch-Germanische Museum (RGM) am Roncalliplatz am Kölner Dom. Seitdem haben laut Stadt mehr als 20 Millionen Gäste das Museum besucht. Seit 2016 steht das Haus unter Denkmalschutz.
Die Stadt Köln schreibt über das RGM: „Das Römisch-Germanische Museum der Stadt Köln zeigt das archäologische Erbe der Stadt und ihres Umlands von der Altsteinzeit bis ins frühe Mittelalter. Zu den einzigartigen Sammlungsbeständen des Museums zählen reiche Funde aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit, hochkarätige Goldschmiedearbeiten aus der Zeit der Völkerwanderung, Kunst und Kultur der römischen und frühmittelalterlichen Stadt und Region.“
Bekannt sind vor allem das knapp 15 Meter hohe Poblicius-Grabmal und das Dionysos-Mosaik. Denn das Museum steht über den Grundmauern einer römischen Stadtvilla mit eben diesem Dionysos-Mosaik.