Mehr als ein Jahrzehnt war der Sanierungsstau des RGM bekannt, doch erst dieses Jahr hat der Bau begonnen. Ein Rundgang über die Baustelle.
Museum am Kölner DomSo sieht es auf der Baustelle des Römisch-Germanischen aus
Dem Römisch-Germanischen Museum (RGM) fehlt ein „M“: Über dem Haupteingang des Hauses am Roncalliplatzes ist aktuell „Römisch-Germanisches Museu“ zu lesen – doch diesem Museum fehlt mehr als nur ein Konsonant, viel mehr. Das Haus ist 49 Jahre nach der Eröffnung, salopp gesagt, durch. Museumsdirektor Marcus Trier hatte 2017 gesagt: „Das Gebäude pfeift aus dem letzten Loch.“
Britta Albus, Projektleiterin der städtischen Gebäudewirtschaft, drückt das bei einem Rundgang über die Baustelle sanfter aus, sie sagt diese Woche: „Das Haus ist mittlerweile fast 50 Jahre alt und durch hunderttausende Besucher jährlich abgenutzt worden. Es ist einfach in die Jahre gekommen und hat eine grundlegende Generalinstandsetzung nötig.“ Vor allem die Technik ist veraltet.
Römisch-Germanisches Museum: Sanierungsbedarf seit 2011 anerkannt
Das RGM ist jenes Kölner Museum, das insgesamt mehr als 20 Millionen Gäste besucht haben, darunter viele Kölner Schulklassen. Es ist jenes Museum, das direkt neben dem Welterbe Dom steht, als Tourist ist es vermutlich schwierig, es zu übersehen. Es ist jenes Museum, dessen Sanierungsbedarf der Stadtrat schon 2011 anerkannt hat und dessen Betriebserlaubnis die Stadt immer wieder notdürftig verlängert hat – bis es wirklich nicht mehr ging und das Museum Ende 2018 bis auf einzelne kleinere Führungen schloss.
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Und es ist jenes Museum, bei dem es nach der Schließung fast viereinhalb Jahre dauerte, bis die Sanierung im April dieses Jahres tatsächlich begann. Erstens war das Interim im rund ein Kilometer entfernten Belgischen Haus nach der Schließung nicht direkt fertig. Und zweitens war noch kein Depot für all die Exponate gefunden – obwohl seit Jahren klar war, dass das RGM saniert werden muss. Wenn es gut läuft, soll die Sanierung zwischen Juli und September 2026 abgeschlossen sein.
Sanierung des RGM soll bis mindestens 2026 dauern
Im Inneren ist buchstäblich mehr oder weniger kein Stein auf dem anderen geblieben, an vielen Ecken liegt der Abbruch-Schutt herum. Das Haus kommt momentan eher als ein „Lost Place“ daher als ein Museum direkt neben dem Dom. Der Keller ist leergeräumt, die Exponate sind auf die 15 Depots der Stadt verteilt. In einigen Räumen stehen große alte Heizungs- und Kühlanlagen, an vielen Stellen ist Rost zu sehen. Zwei Brunnen sind bei den Arbeiten gefunden worden. Und die Außenwände gehören zum alten Dombunker aus dem Zweiten Weltkrieg, auf dem die Stadt das RGM in den 1970er-Jahren erbaut hat. Sie sind laut Albus zwischen 1,60 und 1,80 Metern dick.
Richtig viel los ist diese Woche auf der Baustelle nicht, nur vereinzelt sind Bauarbeiter zu sehen. Formal hat der Stadtrat ja noch nicht mal den Baubeschluss getroffen, das soll bis Jahresende erledigt sein. Die Stadt hat trotzdem mit einem Teil der Arbeiten begonnen, obwohl sie nebenher noch plant. Stephanie Brans, Abteilungsleiterin Kulturbauten bei der Gebäudewirtschaft, sagt: „Unser Ziel ist es, durch den vorgezogenen Rückbau möglichst viele Risiken im Vorfeld aufzudecken und dies in die Planungen aufzunehmen.“ Momentan steht das Projekt bei 91,2 Millionen Euro, schon jetzt gilt als wahrscheinlich, dass die Summe nicht ausreichen wird. Erst voriges Jahr hatte die Stadt die 2015er-Prognose von 41,7 auf 91,2 Millionen Euro erhöht.
Denkmalschutz für Gebäude und Konzept
Sowohl das Haus als auch das Ausstellungskonzept stehen seit 2017 unter Denkmalschutz, das macht die Sanierung noch komplizierter. Die Ausstellung mal eben komplett auf links drehen geht laut Albus nicht: Zwar dürfen die Ausstellungsinseln an eine andere Stelle verschoben werden, aber sonst bleibt es nach der Sanierung dabei: An den Außenwänden sind in Vitrinen Exponate ausgestellt, weitere sind auf den Inseln in den Räumen zu sehen. Das neue Ausstellungskonzept hat die Verwaltung Ende August dem Stadtrat vorgestellt.
Von dem Gebäude soll möglichst viel erhalten bleiben, deshalb sind beispielsweise das Treppenhaus oder ein Teil der früheren Ausstellungsinseln mit Grobspanplatten geschützt. Auch das Dionysos-Mosaik und das Poblicius-Grabmal sind eingehaust, sie können aufgrund ihrer Größe nicht einfach anderswo untergebracht werden. Das Mosaik ist ja direkt am Dom gefunden worden, das Museum steht deshalb an eben dieser Stelle.
Trotz Denkmalschutz: Römisch-Germanisches Museum in Köln wird sich verändern
Albus sagt: „Wir müssen bei diesem Projekt mehrere Umstände berücksichtigen, unter anderem den Denkmalschutz, die modernen Anforderungen an die Barrierefreiheit sowie die Risiken des Bauens im Bestand, die Schadstoffbelastung und natürlich die prominente Lage im Herzen der Stadt am Dom.“
Trotz des Denkmalschutzes wird sich das Haus verändern: Der alte Teppich verschwindet, stattdessen soll möglicherweise ein Linoleum-Boden ihn ersetzen, noch steht das nicht fest. Albus sagt: „Wir ringen dabei in Einzelfällen auch mal mit dem Denkmalschutz, das gehört zum Abstimmungsprozess, finden aber immer gemeinsam eine Lösung.“ Auch lässt die Stadt die Glasfassade im Erdgeschoss erneuern, sie erhält neue Scheiben. Der Glas-Anteil soll sich vergrößern, weil einige Teile der Glasfassade im Laufe der Jahre verdeckt worden sind, das will die Stadt wieder rückgängig machen.
Der offene Durchgang durch das RGM verschwindet
Einige der Fassaden-Platten an der Außenhaut im Obergeschoss werden ausgetauscht, die anderen einmal hübsch gemacht. Der offene Durchgang durch das Museum verschwindet. Damals war die Idee laut Albus, dass die Menschen vom Roncalliplatz bis zum Rhein schauen können, quasi durch das RGM hindurch. Diese Idee war erledigt, als die Stadt das Museum Ludwig samt Philharmonie in den 1980er-Jahren baute und der Bau seitdem den Blick versperrt. Also lässt die Stadt den Durchgang schließen, das Museum gewinnt so an Fläche. Doch in dem früheren Durchgang sollen keine Exponate ausgestellt sein, sondern die Menschen sollen dort beispielsweise sitzen können und sich laut Albus überlegen, ob sie ins Museum gehen oder nicht.
Beschließt der Stadtrat bis Jahresende zudem die sogenannte „Historische Mitte“, wird das RGM per Durchgang mit dem Gebäude des neuen Kölnischen Stadtmuseums verbunden. Das Stadtmuseum wird anstelle des RGM-Studienhaus gebaut, es steht neben dem Museum. Und ein neues Bürogebäude ersetzt das Kurienhaus am Roncalliplatz, Kirche und Stadt bauen die „Mitte“ gemeinsam. Für den Durchgang müsste allerdings ein Durchbruch in die dicke Mauer des Dombunkers gemacht werden – es dürfte nicht die einzige Schwierigkeit in den Jahren der Sanierung sein. Stephanie Brans sagt: „Ein solches Projekt macht man nicht jeden Tag.“