Beim Kölner Großbauprojekt knirscht es im Hintergrund. Offenbar müssen noch Fragen geklärt werden.
Großbauprojekt am Kölner DomEntscheidung zur „Historischen Mitte“ könnte erst 2024 fallen
Der Baubeschluss zum Kultur-Großbauprojekt „Historische Mitte“ direkt am Welterbe Dom könnte nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ doch nicht wie geplant bis zum Jahresende fallen. Ausgemacht ist das noch nicht, aber es ist eine Option, die Entscheidung zu verschieben, weil noch zu viele Fragen offen sind. Ursprünglich sollte der Stadtrat den Bau am 7. Dezember beschließen – und damit schon drei Jahre später als es 2018 vorgesehen war. Damals hatte der Rat 5,4 Millionen Euro freigegeben, um die „Historische Mitte“ zu planen.
Doch im Hintergrund diskutieren dem Vernehmen nach Verwaltung und Politik seit Tagen über das weitere Verfahren, auch am Mittwoch tagten die Beteiligten. Eigentlich war demnach geplant, die Informationsunterlagen am Freitag für die Politikerinnen und Politiker ins Internet zu stellen, damit sie fristgerecht für die ebenfalls involvierte Bezirksvertretung (BV) Innenstadt verfügbar sind. Die BV tagt am 23. November. Möglicherweise bringt die Verwaltung die Unterlagen erst in den nächsten Sitzungsumlauf der beteiligten Fachausschüsse des Rates ein. Die nächste Ratssitzung ist für den 6. Februar 2024 angesetzt, also zwei Tage vor Weiberfastnacht.
Bauprojekt von Stadt und Hoher Domkirche
Der Begriff „Historische Mitte“ steht für ein gemeinsames Bauprojekt der Stadt Köln mit der Hohen Domkirche. Das Kurienhaus der Domkirche und das kleine Studiohaus des Römisch-Germanischen Museums (RGM) am Roncalliplatz sollen abgebrochen werden. Stattdessen sollen ein neues Kölnisches Stadtmuseum (KSM) sowie ein Bürogebäude für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von RGM, KSM und Domkirche entstehen. RGM und KSM sollen miteinander per Durchgang verbunden werden.
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Die Stadt zahlt 80 Prozent, die Kirche 20 Prozent. Zuletzt betrugen die prognostizierten Kosten 183,06 Millionen Euro, die Summe stammt von 2021. Doch die Summe gilt als überholt, sie dürfte gestiegen sein und den Ratspolitikern in der aktuellen Entscheidungsvorlage präsentiert werden.
Unter anderem ist dem Vernehmen nach unklar, was mit dem städtischen Zeughaus passiert und wie die Meinung im Rat dazu ist. Das denkmalgeschützte Haus ist zwischen 1594 und 1606 erbaut worden, gehört zum historischen Erbe der Stadt und war mehrere Jahrzehnte Heimat des Stadtmuseums. Nach einem Wasserschaden 2017 musste das Haus schließen, das Museum wollte möglichst schnell ins umgebaute Interim im früheren Modehaus Sauer ziehen. Doch der Umbau verzögerte sich um Jahre, erst Anfang Dezember soll das Museum eröffnen.
FDP sprach von heißer Luft
Aber wie geht es mit dem Zeughaus weiter, wenn die „Mitte“ kommt? Mehr oder minder konkrete Pläne für ein Bezirksrathaus oder ein Karnevalsmuseum kamen nicht zustande, und weder Landschaftsverband Rheinland, Land noch Bund interessierten sich offenbar dafür, es nach einer Sanierung zu nutzen. Ein Interesse dieser Einrichtungen sollte die Stadt prüfen, so sah es der Planungsbeschluss des Rates 2018 vor.
FDP-Fraktionschef Ralph Sterck hatte diese unkonkreten Zukunftspläne der Verwaltung damals als „heiße Luft“ bezeichnet. Die FDP lehnt die „Mitte“ ab, unter anderem forderte sie, die Kosten für eine mögliche Sanierung des Zeughauses immer in die Planungen für die „Historische Mitte“ einzubeziehen. In der Vergangenheit war mal die Rede von 91 Millionen Euro für eine Sanierung des Stadtmuseums, doch die Zahl gilt als überholt. Statt 183 Millionen Euro wären es dann theoretisch rund 274 Millionen Euro für „Mitte“ und Zeughaus.
„Irgendwas müssen wir damit ja machen“, heißt es aus dem Rat. Die Politik hatte vor fünf Jahren von der Verwaltung gefordert: Wenn das Gremium über den Bau der „Mitte“ beschließt, muss die Verwaltung Ergebnisse zum Zustand und zu den Entwicklungspotenzialen des Zeughauses samt benachbarter Alter Wache vorlegen. Das will sie nun tun – und diese Ideen dürften dem Vernehmen nach die politische Stimmungslage in Zeiten gestiegener Baukosten und Belastungen für den Haushalt beeinflussen. Wobei das Mehrheits-Bündnis aus Grünen, CDU und Volt den Bau der „Historischen Mitte“ in seinem Kooperationsvertrag notiert hat.
Im September hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) überraschend öffentlich gesagt: „Das Zeughaus soll in die Entwicklung des Stadtmuseums in der Historischen Mitte einbezogen werden.“ Vorstellbar sei ein zweiter Standort, der vom Stadtmuseum kuratiert werde. „Wir hätten dann ein Museum über einen einzigen Standort hinaus“, sagte Reker. Der Rat hatte 2021 beschlossen, dass am Roncalliplatz nicht nur das KSM ausstellen soll, sondern RGM, KSM, das Jüdische Museum „MiQua“ und das NS-Dokumentationszentrum 2000 Jahre Stadtgeschichte präsentieren sollen.