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Neue U-Bahn für Innenstadt?Tunnelvariante in Köln ist förderfähiger als oberirdischer Ausbau

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So könnte der Neumarkt mal aussehen.

So könnte der Neumarkt mal aussehen, wenn es einen Tunnel gibt.

Bekommt die Innenstadt einen U-Bahn-Tunnel oder nicht? Am Mittwoch äußert sich die Stadt, doch erste Details sind bekannt.

Die Entscheidung über das möglicherweise teuerste Bauprojekt der Stadt Köln der nächsten Jahre fällt auf Basis einer ganz knappen Grundlage: Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll der sogenannte Kosten-Nutzen-Faktor für den rund 2,1 Kilometer langen Stadtbahn-Tunnel auf der Ost-West-Achse um 0,1 Punkte höher sein als für den oberirdischen Ausbau der Strecke. Am Mittwoch (29. Mai) informiert die Stadt Köln auf einer Pressekonferenz zum Thema.

Dass beide Ausbauvariante förderfähig ist, hat das Verkehrsdezernat zuletzt mitgeteilt (wir berichteten). Mitte März hieß es: „Die Förderfähigkeit ist aller Voraussicht nach gegeben, auch wenn die Abstimmungen mit den Zuwendungsgebern noch nicht abgeschlossen sind.“ Unklar war aber, wie groß der Abstand ist. Diese Angaben will die Verwaltungsspitze um Oberbürgermeister Henriette Reker (parteilos) und Verkehrsdezernent Ascan Egerer am Mittwoch offiziell präsentieren. Dem Vernehmen erfüllt die Tunnel-Variante deutlich mehr der relevanten Kriterien als der oberirdische Ausbau.

Bei der Analyse eines solchen Bauprojektes wird gegengerechnet, was es kostet und was es bringt. Dabei wird unter anderem die Reisezeit betrachtet. Die entscheidende Grenze ist 1,0. Liegt der Kosten-Nutzen-Wert über einem Wert von 1,0, sind Fördermittel von Bund und Land möglich. Ohne diese ist ein solches Projekt für die Stadt Köln nicht zu stemmen. Sie hofft im Idealfall, nur zehn Prozent zahlen zu müssen. Varianten mit einem Wert kleiner als 1,0 erhalten kein Geld.

Alles zum Thema Henriette Reker

Der Name Ost-West-Achse steht für den Abschnitt zwischen Heumarkt und Universitätsstraße am Aachener Weiher. Der Stadtrat muss entscheiden, ob die Stadtbahnen wie bisher weiter oberirdisch fahren oder unterirdisch. Bislang sind 60-Meter-Bahnen im Einsatz, zukünftig werden sie auf der gesamten Strecke zwischen den Haltestellen Bensberg und Weiden West 90 Meter lang sein.

Haltung der SPD ist entscheidend

Auf dem Abschnitt mit 34 Haltestellen fahren die Linien 1,7 und 9 der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Die Linie 9 zweigt aber am Neumarkt ab, die 7 an der Kreuzung der Aachener Straße mit dem Gürtel.

Die Tunnel-Befürworter wie CDU und FDP argumentieren, diese langen Züge samt längerer Bahnsteige verschandelten das Stadtbild und ein Tunnel böte einen reibungslosen Bahnverkehr, weil es nicht wie am Neumarkt eine Kreuzung mit dem Autoverkehr gibt. Zudem erhoffen sie sich eine schönere Stadtgestaltung. Die Grünen und Linken dagegen lehnen den Tunnel aus, unter anderem wegen der Kosten, die über eine Milliarde Euro betragen sollen.

Die Frage ist politisch brisant, weil CDU und Grüne mit Volt in einem Mehrheitsbündnis sind, in dieser Frage aber nicht überein kommen. Im Kooperationsvertrag ist geregelt, dass beide Fraktionen unterschiedlich abstimmen. Letztlich wird die Haltung der drittgrößten Fraktion, der SPD, entscheidend sein.

Die Informationsunterlagen zu dem Bauprojekt werden am Mittwoch den Politikern des Rates präsentiert. Ob dann wirklich am 27. Juni der Stadtrat eine Entscheidung trifft oder über die Sommerpause noch Fragen geklärt werden müssen, bleibt abzuwarten. In der Vorlage nennt die Verwaltung anders als sonst keine bevorzugte Variante, sondern stellt die Ausbauoptionen gegenüber.