Sollen Frauen Prinzen sein können und das Kölner Dreigestirn stellen können? Nach der Prinzenproklamation entfacht die Diskussion erneut.
Reker zur Diskussion im Karneval„Noch besser fände ich ein weibliches Dreigestirn“
Nachdem das Festkomitee am Freitagabend mit dem Auftritt von Nici Kempermann bei der Prinzenproklamation im Gürzenich ein kleines Zeichen gesetzt hat, steht die Frage nach einem weiblichen Dreigestirn oder zumindest einem weiblichen Prinz erneut in der öffentlichen Diskussion.
Die Sängerin von Kempes Feinest bewarb sich mit ihrer Soulnummer für den Job als „Prinz“ in einem Kölner Dreigestirn. „Ich wünsch mer nur, eimol Prinz ze sin,/ und dat he in Kölle am Rhing./in nem Dreijesteen/ voller Östrogen,/ sach wie wie kriejen ich dat nur hin.“
Noch deutlicher hätte das Statement kaum ausfallen können. „Ich glaube, Tradition ist das Wichtigste, was wir in Köln haben, aber nach 200 Jahren würde eine charmante Veränderung dem Karneval guttun und der Prinz könnte einfach mal ein Mädchen sein“, sagte Kempermann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Freitagabend.
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Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die das Dreigestirn proklamierte, sprach sich am Sonntag für eine weibliche Besetzung aus. „Ich fände gut, wenn es mindestens einen weiblichen Prinzen geben würde – aber noch besser fände ich ein weibliches Dreigestirn. Und ich hoffe, dass dies in den kommenden Jahren Realität wird“, sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Kuckelkorn: Keine weibliche Jungfrau neben zwei Männern denkbar
Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn hatte vor knapp zwei Jahren gesagt, dass eine Frau als Prinz möglich sei, wenn sie von einer der Mitgliedsgesellschaften ins Rennen geschickt würde. Er persönlich können sich allerdings keine weibliche Jungfrau neben zwei Männern vorstellen – das erinnere ihn zu sehr an die Nazi-Zeit, als ein Mann in Frauenkleidern als unmännlich galt. Ein weiblicher Bauer wäre hingegen denkbar.
Grundsätzlich kommt es dem Festkomitee darauf an, dass mögliche Bewerberinnen ebenso wie die männlichen Bewerber mit einem klaren Konzept antreten und sich bei den Bewerbungen als die Besten herausstellen – das gilt auch für gemischte Besetzungen.
„Natürlich kann man über einen weiblichen Prinzen nachdenken, ich bin ein großer Fan der Freiheit von Gedanken“, sagte Bernd Stelter, der am Freitag im Gürzenich als Redner auftrat, am Sonntag. Was er nicht leiden könne, seien Verbote. „Ich will sagen dürfen, was ich denke. Also eine Frau als Prinz – warum nicht, wenn man das Andere nicht verbietet“, sagte Stelter.
Komikerin und Musikerin Carolin Kebekus hatte sich bereits dafür ausgesprochen, den Prinz auch mit Frauen zu besetzen. „Ich bin sehr dafür, auch Frauen ins Dreigestirn zu integrieren. Kann doch nicht sein, dass der Karneval so eine verbohrte Instanz wie die katholische Kirche bleibt. Es muss ja auch nicht unbedingt eine Jungfrau sein – die kann ruhig männlich bleiben. Aber so eine Prinzin fänd ich toll“, sagte sie.
In der Vergangenheit sprachen sich bereits mehrere Künstlerinnen und Aktive für eine Revolution im Dreigestirn aus. „Wenn Frauen Spaß an diesem ,Amt’ haben, sollen sie es auch machen können“, sagte etwa Biggi Wanninger, Präsidentin der Stunksitzung.
„Ich fände es persönlich schön, wenn ich mal ein weibliches Dreigestirn sehen würde. Aber ich glaube, die Zeit ist noch nicht reif dafür“, sagte Judith Gerwing, Tanzmariechen bei den Roten Funken. Der traditionelle Karneval entwickele sich genauso wie die katholische Kirche relativ langsam.
Jüngere Kölner können sich einen weiblichen Prinzen vorstellen
Uschi Brauckmann, Präsidentin der Damen-KG Colombina Colonia sagte, sie würde zwar ein komplett weibliches Trifolium favorisieren, sei aber auch mit einer Frau in der Prinzenrolle oder als Bäuerin zufrieden.
Eine nicht repräsentative Umfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte 2020 ergeben, dass rund zwei Drittel der etwa 8000 Teilnehmer wollen, dass das Dreigestirn als Tradition im Karneval unbedingt erhalten bleibt. Allerdings meinten 49 Prozent – in der Altersgruppe der 21-bis 35-Jährigen sogar 57 Prozent – , dass der Prinz durchaus auch mal von einer Frau dargestellt werden solle.