Die Krankenhauslandschaft steht vor gewaltigen Veränderungen. Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann sprach unlängst von der „wohl größten Reform seit Jahrzehnten“. Mit Spannung wird daher der neue Krankenhausplan für Nordrhein-Westfalen erwartet. Der Entwurf soll Ende des Jahres fertig sein. In Köln richtet sich der Blick vor allem auf die Kliniken der Stadt Köln. Nach wie vor fehlen Antworten auf die Frage, wie die Zukunft des kommunalen Klinikkonzerns aussieht. Das könnte sich rasch ändern. In der Ratssitzung am kommenden Donnerstag, 7. November, steht das Thema gleich dreimal im nichtöffentlichen Teil auf der Tagesordnung.
Wie könnte es weitergehen?
Der Rat soll beschließen, dass Oberbürgermeisterin Henriette Reker in Gesprächen mit dem Land und der Kölner Uniklinik eine detaillierte Grundlage zur Umsetzung eines Klinikverbundes erarbeitet. Dann könnten in den nächsten Monaten Details der bestehenden Konzepte ausgearbeitet werden und die Abstimmung mit dem Land erfolgen. Der jüngste Vorschlag sieht die Gründung einer Krankenhausstiftung vor.
Passt das zeitlich mit dem neuen Krankenhausplan zusammen?
Mit der Umsetzung der Strukturreform ist nicht vor 2021 zu rechnen. Erst dann sollen Minister Laumann zufolge die Verhandlungen über den Krankenhausplan mit den Beteiligten vor Ort beginnen. Bis zum Ende der Legislaturperiode im Land 2022 soll die Reform unter Dach und Fach sein.
Wie ist der Blick von außen?
Der Wissenschaftsrat mit Sitz in Köln hat im Auftrag der Landesregierung die Situation der Universitätskliniken in NRW untersucht. In der vor wenigen Tagen veröffentlichten Stellungnahme zur „Weiterentwicklung der Universitätsmedizin der Universität zu Köln“ heißt es unter anderem: „Das Universitätsklinikum (UKK) steht hinsichtlich der Krankenversorgung in intensivem Wettbewerb mit umliegenden Krankenhäusern. Eine mögliche Beteiligung des UKK an den städtischen Kliniken Köln erachtet der Wissenschaftsrat nur unter bestimmten Bedingungen, wie einer differenzierten, abgestimmten Krankenversorgung, für sinnvoll.“ Neben den Chancen für die klinische Forschung gingen die Pläne auch mit Herausforderungen einher, etwa bei der Koordination der Krankenversorgung des dann mit verdoppelter Bettenkapazität ausgestatteten Klinikums „sowie hinsichtlich der finanziellen Risiken und kapazitätsrechtlichen Konsequenzen“. Die Empfehlung des Wissenschaftsrats lautet, alternativ zur Beteiligung der Uniklinik an den städtischen Kliniken eine strategische Zusammenarbeit zu erwägen, „die zwar begrenzteren Gestaltungsspielraum böte, aber auch weniger risikobehaftet wäre“, heißt es weiter.
Woran arbeitet die Geschäftsführung der städtischen Kliniken?
Im Rahmen der Sanierung des hoch defizitären Konzerns laufen mehrere Projekte. Unter anderem wird ein neues, zukunftsfähiges Medizinkonzept erstellt. Dabei wird auch die Unternehmensstruktur überdacht und hinterfragt, ob alle Standorte auf Dauer sinnvoll sind. Zum Unternehmen zählen das Krankenhaus Merheim, das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße und das Krankenhaus Holweide.
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Welche Pläne gibt es für den Standort Holweide?
Es gibt strategische Überlegungen, das Brustzentrum unter der Leitung von Professor Mathias Warm von Holweide nach Merheim zu verlegen. Beschlossen ist das noch nicht. Ebenso wenig, ob womöglich andere Abteilungen wie die Frauenklinik und das Perinatalzentrum dem Klinikum Merheim angegliedert werden. Diese Entscheidungen trifft – nach einem entsprechenden Votum des Aufsichtsrates – ohnehin die Stadt als Trägerin, nicht die Geschäftsleitung der Kliniken.
Wem gehören die Immobilien?
Die Kliniken der Stadt Köln gGmbH besitzen sämtliche bebauten und unbebauten Liegenschaften an den Standorten Holweide, Merheim und Amsterdamer Straße sowie das ehemalige Waldkrankenhaus in Rosbach an der Sieg.
Was ist mit den Immobilien am Standort Holweide?
Zu dem Krankenhauskomplex gehört neben der Zentralverwaltung, Wirtschaftsgebäuden und Personalwohnhäusern in erster Linie das Krankenhaus mit Anbauten wie Intensivstation, OP-Trakt und Kapelle. Das Haus hat zwölf Geschosse (inklusive zweier Untergeschosse) und verfügt über eine Bruttogeschossfläche von circa 38000 Quadratmetern. Das Gebäude aus dem Jahr 1972 ist stark sanierungsbedürftig. Dafür fehlt den Kliniken das Geld.
Wären Abriss und Neubau des Krankenhauses Holweide sinnvoll?
Das wird nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ als eine mögliche Alternative diskutiert. Allerdings wäre der Neubau womöglich keine Klinik wie bisher, sondern könnte als Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) eingerichtet werden. Die Vorteile: Der Standort Holweide bliebe erhalten, und die Kliniken könnten Betreiber des MVZ sein. Gesundheitspolitiker, allen voran Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, möchten die ambulante Versorgung stützen und ausbauen, unter anderem über derartige Versorgungszentren. Die Baukosten müsste das Land tragen. Die Krankenhausfinanzierung basiert auf einem dualen System: Betriebskosten (alle Kosten, die für die Behandlung von Patienten entstehen) zahlen die Krankenkassen. Investitionskosten wie der Unterhalt der Gebäude sind Ländersache.
Könnten die städtischen Kliniken Teil des Stadtwerke-Konzerns werden?
In der Ratssitzung am 7. November wird über einen Antrag der Bezirksvertretung Kalk beraten. Der sieht vor, die Kliniken in den Stadtwerke-Konzern einzugliedern. Experten halten die Idee für nicht praktikabel. Wirtschaftlich sei das nicht notwendig, da die Stadt selbst kapitalstark sei. Auch unter Managementgesichtspunkten ergäben sich keine Vorteile, weil die Stadtwerke über keine besondere Expertise auf dem Gesundheitssektor verfügten.