Köln – Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz, wenn es um die Kür von Kandidaten geht. Je früher der Name eines Aspiranten bekannt wird, desto geringer sind seine Chancen. Insofern dürfte es den Rodenkirchener Bezirksbürgermeister Mike Homann nicht gefreut haben, dass ein „Parteifreund“ über Boulevardmedien lanciert hat, er sei als SPD-Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl im September 2020 im Gespräch. Homann ließ sich mit dem Satz zitieren: „Ich kann das nicht dementieren.“
Gespräche mit allen Abgeordneten
Auch SPD-Chefin Christiane Jäger dementierte nicht, fügte aber hinzu, dass man mit vielen Persönlichkeiten im Gespräch sei – darunter seien „alle Bundestags- und Landtagsabgeordneten sowie die Bezirksbürgermeister“ der SPD. Damit bringt Jäger gleich elf weitere Namen ins Spiel, wovon jedoch tatsächlich einige gleich wieder ausscheiden dürften. So ist Rolf Mützenich gerade zum Chef der Bundestagsfraktion gewählt worden. Für andere wie Jochen Ott und Martin Börschel ist das kommunalpolitische Kapitel erledigt. Und unter den immer noch fünf Bezirksbürgermeistern, die die SPD stellt, sind mindestens zwei, die aufgrund ihres Alters ausscheiden dürften.
Den Spekulationen begegnet Jäger mit demonstrativer Gelassenheit: Man habe ein klares Verfahren verabredet. Es gebe keinen Zeitdruck. Zusammen mit SPD-Fraktionschef Christian Joisten werde sie dem Parteivorstand beizeiten einen Personalvorschlag machen. Am 15. Februar 2020 werden auf einem Parteitag die Kandidaten für die Kommunalwahl gewählt. „Vermutlich zügiger“ werde die Findungsphase für den OB-Kandidaten abgeschlossen sein.
Vorgaben schwer zu erfüllen
Bislang galt für die Kandidatenkür die Vorgabe, dass man ein prominentes Parteimitglied suchen will, das nicht zu viel mit dem politischen Alltag in der Stadt zu tun hat. Dass nun Bezirksbürgermeister zu denen gehören, mit denen Gespräche geführt werden, zeigt, wie schwer sich die Vorgabe erfüllen lässt. Die Personaldecke der SPD ist dünn.
Keine Entscheidung vor Dezember
Nachdem sich mit der Europawahl die Option zerschlug, mit der gebürtigen Kölnerin und Ex-Justizministerin Katarina Barley ins Rennen zu gehen, streben zwei weitere chancenreiche Kölner den Parteivorsitz in Berlin an. Ex-NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans und Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach sind mögliche OB-Kandidaten. Priorität hat aber zur Zeit die parteiinterne Wahlkampftour.
Die Kölner SPD wird wohl den Abschluss des Verfahrens zur Auswahl der neuen Vorsitzenden der Bundespartei abwarten. Am 29. November endet die Mitgliederbefragung, am ersten Dezemberwochenende sollen sie beim Parteitag in Berlin offiziell gewählt werden.