Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin fordert eine Feier ohne Musik und Alkohol an Weiberfastnacht. Auch Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke findet drastische Worte.
Grüne kritisieren Entscheidung für Uniwiesen„In keinem englischen Park darf man das abziehen, was hier im Grüngürtel passiert“
Kein DJ, keine Musik, kein Alkohol – geht es nach den Grünen in Köln, soll der Straßenkarneval auf den Uniwiesen an Weiberfastnacht so spartanisch wie möglich ausfallen, um nicht noch zusätzlich Menschen in den Grüngürtel zu locken. Die Wiesenflächen sollten nur bei Bedarf und „maximal zur Gefahrenabwehr“ geöffnet werden, forderte Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin am Montagabend im Hauptausschuss des Stadtrats.
„Sonst wird das da zur Partyzone, und das kann keine gute Lösung sein, das widerspricht dem Landschaftsschutz, und das lehnen wir ab.“ Martin sprach von einer „Inanspruchnahme des Grüngürtels“, nicht von dessen Schutz. Langfristig müsse eine andere Lösung gefunden werden, und das am besten schon für den kommenden 11.11. Die Stadtverwaltung will die Grünfläche zwischen Zülpicher Straße und Luxemburger Straße beim Straßenkarneval als Ausweichfläche öffnen, sollte es auf der Zülpicher Straße zu voll werden. Weil die Uniwiesen Landschaftsschutzgebiet sind, soll der Rasen mit Matten abgedeckt werden, um Schäden zu vermeiden.
Anwohner kritisieren Konzept der Kölner Verwaltung
Einen DJ, Getränke, einen Imbiss und mobile Toiletten will die Verwaltung aber anbieten, „um die Feiernden auf der Fläche zu halten und den Druck auf die Einlassstellen“ an der Zülpicher Straße zu reduzieren. Das geplante Sicherheitskonzept der Stadtverwaltung für den Straßenkarneval steht vor allem bei Anwohnern des Kwartier Latäng und bei Naturschützern in der Kritik. Vielfach wird gefordert, die Zülpicher Straße zu entlasten, indem den Feiernden anderswo in der Stadt weitere Angebote gemacht werden.
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Die Verwaltung dagegen hat mitgeteilt, sie habe gemeinsam mit Polizei und KVB 15 alternative Orte geprüft, aber für alle bis auf die Uniwiesen gebe es „mindestens ein Ausschlusskriterium“. Die Deutzer Werft zum Beispiel? Bebauungsplan und Anwohnerschutz lassen ein weiteres Großereignis dort nicht zu, sagt die Stadt. Rhein-Energie-Stadion und Vorwiesen? Zu weit abgelegen vom Kwartier Latäng. Jugendpark an der Deutzer Brücke? Ebenfalls zu weit weg, außerdem steht der Lärmschutz dagegen. Poller Wiesen? Zu nah am Rhein, daher zu gefährlich, außerdem sei die Aufstellung von Dixi-Klos auf der Wiese „aufgrund des Untergrunds schwierig“. Die Ringe zwischen Friesenplatz und Rudolfplatz? Müssten mehrtägig gesperrt werden, auch für den Nahverkehr, zudem seien vor allem abends Konflikte mit den Gästen der Ringe-Discos zu erwarten.
Universitätsstraße in Köln könnte auch „bespielt“ werden
Es sei „unverständlich“, sagte Christiane Martin, dass der Landschaftsschutz weniger wiege als eine Einschränkung des Verkehrs auf den Ringen. „In keinem englischen Park darf man das abziehen, was hier im Grüngürtel passiert“, kritisierte Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) die Pläne der Verwaltung. Als Ausweichfläche schlug er statt der Uniwiesen die breite Universitätsstraße vor, die auch „bespielt“ werden könnte.
In der Ratssitzung blieb es bei Meinungsbeiträgen. Das Sicherheitskonzept liege in der Zuständigkeit und Verantwortung des Ordnungsdienstes, stellte Oberbürgermeisterin Henriette Reker klar, eine politische Entscheidung oder Abstimmung darüber ist nicht vorgesehen. Möglich wäre ein Dringlichkeitsantrag gewesen, um das Sicherheitskonzept zumindest theoretisch noch ändern zu können, aber davon machte keine Fraktion Gebrauch.
Unter „Contra“ listet die Verwaltung allerdings auch bei den Uniwiesen zwei Minuspunkte auf: Erstens das Landschaftsschutzgebiet, zweitens sei die Wiese wegen des Auf- und Abbaus der Absperrungen und Rasenschutzelemente eine Woche nicht als Erholungsfläche nutzbar. „Ausschlusskriterien“ sind das nach Definition der Verwaltung aber nicht.
Glasverbot im Zülpicher zeitlich ausgeweitet
Anders als am 11.11. vorigen Jahres, als der Zugang zur Zülpicher Straße nur über eine zentrale Einlassstelle in Höhe der Mensa möglich war, soll es an Weiberfastnacht einen weiteren Eingang auf der Roonstraße geben. Das Glasverbot im Zülpicher Viertel gilt Freitag und Samstag schon ab 12 Uhr und nicht erst ab 15 Uhr wie früher. Weiberfastnacht ist Glas zwischen 8 Uhr und 8 Uhr verboten, Rosenmontag zwischen 15 Uhr und 8 Uhr.