- Es ist wohl die größte Wahlwerbung, die es in Köln jemals gab.
- Henriette Reker lächelt von einer Hauswand in der Südstadt.
- Die Meinungen der Kölner zu dem Bild gehen auseinander.
Köln – Etwa elf Meter hoch und sechs Meter breit ist die wohl großflächigste Wahlwerbung, die es in Köln jemals gab. Henriette Reker lächelt – etwas verkniffen – von einer kompletten Hauswand an der Severinstraße auf die Südstadt herunter. Allein die aufgemalten Großbuchstaben ihres Nachnamens sind rund drei Meter groß. Die auf dem Wandbild schwarz-weiße Amtsinhaberin sitzt vor einem gelb-orangefarbenen Hintergrund, in Händen hält sie ein Laptop, um sie herum schweben weiße Kreise.
„Wir haben ein halbes Jahr lang nach einer Fläche gesucht“, sagt Rekers Wahlkampfmanager Frederik Schorn. Manche Besitzer hätten keine Wahlwerbung auf ihrem Gebäude haben wollen. Norman Schlegel von der Kölner Firma Coloured Boulevard, die kommerziell Fassadenbilder malt, hat das Bild erschaffen. Fünf Tage lang hat er an der Riesen-Reker gearbeitet. Als Vorlage diente ihm ein Foto, den Hintergrund hat er selbst erdacht, sagt er. „Es sollte Farbe in den Stadtteil bringen.“ Der Auftrag von Rekers Wahlkampfbüro sei für ihn „in erster Linie eine weitere künstlerische Arbeit. Aber wenn die OB auf einen zukommt, sagt man ja nicht »nein«“. Nach Angaben von Rekers Team habe das Bild rund 6000 Euro gekostet, bezahlt aus der Wahlkampfkasse der OB.
„Diese Jugendlichkeit hat Frau Reker nicht“
Die Meinungen der Kölner zu dem Bild gehen auseinander. „Sie versucht, junge Leute anzusprechen“, urteilt Hendrik Klein, Betreiber einer Selbstverteidigungsschule im Erdgeschoss des Hauses. „Man muss selbstbewusst sein, sich so groß zu zeigen.“ Ebenjene Größe irritiere sie, sagt eine Passantin, die ihren Namen nicht nennen möchte. „Vor allem sagt das Bild überhaupt nichts über ihr Wahlprogramm. Es sagt nur: »Hier bin ich«“, kommentiert die 22-Jährige. Ein Vater mit zwei kleinen Kindern, der ebenfalls anonym bleiben möchte, befindet, dass „die Gesichtszüge missraten“ seien. Das bunte Bild suggeriere „eine Jugendlichkeit, die Frau Reker gar nicht hat“.
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Was mit dem Bild nach der Wahl geschieht, ist laut Wahlkampfmanager Schorn noch unklar. Andere Wahlwerbung im Straßenraum wie Plakate müssen spätestens eine Woche nach dem Wahltag verschwunden sein. „Weil es eine private Hauswand ist, gehen wir aber davon aus, dass die Lage hier anders ist“, sagt Schorn. Womöglich lächelt Reker also noch länger auf die Südstadt – ob weiterhin als Oberbürgermeisterin, das steht nach dem 13. September fest.