Das neue Radstadion kostet 122,7 Millionen Euro. Die Stadt will die Kosten unter anderem durch Parkgebühren decken – geplant war das nicht.
Kostenexplosion beim Kölner RadstadionHöhere Parkgebühren könnten Neubau finanzieren
Der Kölner Stadtrat hat trotz der Verdopplung der Kosten dem Weiterbau des neuen Radsportzentrums am Rhein-Energie-Stadion zugestimmt. Statt 60,4 Millionen Euro soll der Umbau des bisherigen reinen Bahnradstadions zur Multifunktionsarena inklusive Flächen für Volley- und Basketball nun 122,7 Millionen Euro kosten. Das entspricht einem Plus von 103 Prozent. Und statt wie zuletzt öffentlich kommuniziert 2026, soll das Großprojekt laut Stadt erst 2027 beendet sein.
Vergangenes Jahr stellten die Kölner Sportstätten (KSS) als Besitzer den Betrieb zunächst ein, der Abbruch begann. Im Innenraum der neuen Radbahn sollen unter anderem Volleyballer und Basketballer vor bis zu 3000 Zuschauern spielen, die Halle dient als Bundes- und Landesstützpunkt für den Bahnradsport.
Von den 122,7 Millionen Euro übernehmen Bund und Land 30 Millionen Euro, die Stadt muss 92,7 Millionen Euro tragen. Die Stadt gibt den städtischen KSS ein weiteres Darlehen über knapp 44 Millionen Euro.
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Falls der Etat des Sportdezernates trotz Umschichtungen nicht ausreicht, soll für den Bau ab 2026 ein Teil der geplanten 5,36 Millionen jährlichen Einnahmen aus den Anwohnerparkgebühren genutzt werden. Die Erhöhung von derzeit jährlich 30 auf 100 bis 120 Euro hat der Rat ebenfalls am Donnerstag beschlossen.
Bewohnerparken finanziert möglicherweise Arenabau
Allerdings ordnete die Verwaltung die umstrittenen höheren Gebühren als Teil der städtischen Mobilitäts- und Verkehrsentwicklungsstrategie ein. Sie schreibt in der Begründung: „Die kontinuierliche Verwendung von Gebührenerträgen für konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der nachhaltigen Mobilität unterstützt das Erreichen der Klimaschutzziele.“ Das Geld soll demnach in den Haushalt des Verkehrsdezernates fließen – mit einer Einschränkung: wenn die städtischen Finanzen es hergeben.
Aber ist der Bau einer Sport-Multifunktionsarena eine Maßnahme zur Verbesserung der nachhaltigen Mobilität? Und Teil der städtischen Mobilitätsstrategie? Die Verwaltung verwies am Freitag gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ explizit auf ihre Einschränkung, dass die gesamtstädtischen Finanzen die Verwendung der Parkgebühren für die Mobilitätsstratgie erlauben müssten. Sie bestätigte aber auch, dass „der Bau des Stadions keine konkrete Maßnahme zur Verbesserung der nachhaltigen Mobilität sei“.
Die späteren Nutzer äußerten sich am Freitag erfreut über den Beschluss, auch wenn es mal wieder länger dauert. Bislang fehlt in Köln eine Halle mit 3000 Zuschauern, bei Radveranstaltungen sind es sogar 4000. Die Basketballer der drittklassigen Rheinstars spielen aktuell in der ASV-Halle, ihr Geschäftsführer Stephan Baeck sagte: „Für uns ist die neue Halle unglaublich wichtig, damit wir aufsteigen können. Wenn es zu lange dauert, können wir die Kölner Gesichter hier nicht halten, die sind aber wichtig.“
Die zweitklassigen Volleyballerinnen von DSHS Snowtrex Köln mussten in der Vergangenheit sogar schon auf den sportlichen Aufstieg in die erste Liga verzichten, weil die Halle 22 in der Deutschen Sporthochschule mit rund 500 Plätzen zu wenig Zuschauerkapazität hat. Der Vorsitzende Thomas Bartel sagte: „Später ist nicht besser, bedeutet für uns aber auch keinen Weltuntergang. Offensichtlich muss man bei solchen Projekten einen langen Atem haben.“ Bislang sei der Verein eher nur im Westen bekannt, Bartel sagte: „90 Prozent der Kölner kennen uns nicht, das ändert sich erst, wenn wir die neue Halle haben.“