Köln – Einprägsam waren die Typenbezeichnungen, die Ford in den 1950er und 1960er Jahren wählte, nicht gerade. Es war immer eine Kombination aus Zahlen und Buchstaben, die die Einfache-Leute-Limousinen aus Köln mit auf den Weg bekamen. Die Zahl hinter dem P (für „Produktion“) gab die Baureihe an, die Zahl vor dem „M“ (für „Meisterstück“) die Motorisierung. So war es lange Zeit. Die zusätzliche Bezeichnung „Taunus“ als Synonym für Ford Deutschland machte die Verwirrung komplett. Aber was soll’s: Die Autos verkauften sich trotzdem gut, zumal die Konkurrenz aus Fernost noch nicht auf dem deutschen Markt angekommen war.
Den letzten der „Meisterstück“-Modelle widmet Bernd Tuchen, Ford-Mitarbeiter von 1973 bis 2009, nun ein Buch, das die Modellpolitik in den 1960er Jahren beleuchtet. Die kann getrost als bieder bezeichnet werden. Während der Ford-Mutterkonzern 1964 in den USA mit dem Mustang einen sportlich-coolen Bestseller landete, ging der Kölner Ableger im selben Jahr mit dem Nachfolger des Taunus 17M P3 an den Start, einem typischen Vertreter der „Linie der Vernunft“, mit der ab 1960 alles Barocke und Amerikanische über Bord geworfen wurde. Es waren brave, sachliche und konventionelle Familienkutschen, die in die Verkaufsräume rollten. Lediglich der Ford Osi mit seinem italienischem Design zeigte ab 1967 weltläufige Eleganz.
Nummer zwei in Deutschland
Erfolgreich waren die Modelle der 1960er Jahre trotzdem. „Ford hatte zum Teil zweistellige Marktanteile, da träumt man heute von“, sagt Bernd Tuchen. Marktführer VW mit seinem Käfer konnte man zwar nicht Paroli bieten, im Blick hatte man aber ohnehin vor allem Opel. Und hier konnte Ford mit seinen konservativen Taunus-Modellen punkten: 1965 besetzten die Kölner erstmals überhaupt bei den Zulassungszahlen Platz zwei hinter VW. Opel. Bei aller Biederkeit war unter der Haube einiges los, besonders stolz war man in Köln-Niehl auf die V-6-Motoren, die Ford als erster deutscher Hersteller auch in einen Kombi einbaute.
Das Buch von Bernd Tuchen ist etwas für eingefleischte Ford-Fans, gespickt mit vielen Hintergrundinformationen und reichhaltiger Bebilderung. Auch der Flop des Modells P7a wird eingehend beschrieben. Das Design mit der „Kummerfalte“ fiel durch, dazu kamen technische Unzulänglichkeiten. Die Baureihe von 1967 wurde nach nur zehnmonatiger Produktionszeit abgelöst. Mit dem P7b kehrte Ford schließlich wieder zur „Linie der Vernunft“ zurück. Danach besetzte der Granada die Mittelklasse. Endlich ein Name, der besser im Gedächtnis haften blieb.
Bernd Tuchen, „Ford 17M, 20M und 26M. Die letzten M-Modelle aus Köln“, Verlag Dr. Faustus, ISBN 978-3-946387-35-0