Köln – Leuchtende Strichmännchen tanzen im Dunkeln. Riesige Augen wandern vor der schwarzen Kulisse hin und her. Eine gelbe Nase taucht auf, dann ein roter Mund. Ein Gesicht ohne Körper lächelt lautlos ins Publikum. Seit 50 Jahren begeistert das legendäre Schweizer Figuren- und Maskentheater Mummenschanz mit seiner wortlos poetischen Kunst weltweit die Theaterwelt und das Publikum.
Deutschlandpremiere mit dem Jubiläumsprogramm
Am Wochenende feiert die preisgekrönte Schweizer Formation mit ihrem Jubiläumsprogramm „50 Years“ zum Auftakt des 33. Kölner Sommerfestivals in der Philharmonie Deutschlandpremiere. Bei ihrem bundesweit einzigen Gastspiel zeigen die „Poeten der Stille“ das zeitlose Programm ihrer erfolgreichsten Nummern aus dem großen Repertoire der letzten fünfzig Jahre.
Auf unnachahmliche Weise gelingt es den fünf Künstlern von Mummenschanz, darunter die künstlerische Leiterin und Gründungsmitglied des Ensembles Floriana Frassetto (71), mit einfachen Requisiten den ganz normalen menschlichen Alltag darzustellen. Gesichtszüge mit Kreppband aus dem Baumarkt entstehen auf einem schwarzen Karton, der als Kopf auf einem menschlichen Körper sitzt.
Zwei bunte Röhren, geformt aus biegsamen Abluftschläuchen, begegnen sich, tanzen als überdimensionale Würmer umeinander und wirbeln einen großen roten Ballon durch die Luft. Alles wirkt leicht, in der vollkommenen Stille. Mit der universellen Sprache der Mimik und Gestik und mit Alltagsgegenständen wie Bändern, Stöcken, Drähten oder Materialien wie Knete erschaffen die Bühnenkünstler verblüffende Momente, die überraschen, amüsieren, die witzig, melancholisch, romantisch, magisch und dramatisch zu gleich sind.
Klopapier-Gesichter verlieren Tränen meterweise
Neben legendären Charakteren wie den Klopapier-Gesichtern, die vor lauter Liebeskummer meterweise Tränen verlieren, tauchen auch die fragilen, mit Luft gefüllten Plastikfolien-Riesen auf, die blau angestrahlt ein Meer simulieren, das plötzlich ein darauf fahrendes Schiff verschlingt. Im nächsten Moment gleiten schillernde Meerestiere durch imaginäre Wellen.
Aus einem Drahtgebilde entsteht ein Seepferdchen. Tütü-Schwäne formen ein Herz aus ihren langen Hälsen. Alles ohne Worte, alles ohne Musik. Skurril auch die Liebesgeschichte zwischen einer Viola und einer Violine, einem Mann und einer Frau.
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Sie begegnen sich, kommen sich näher, missverstehen sich, finden aber zusammen. Über das Zupfen an den Saiten kommunizieren sie. Unterschiedlich hohe (Violine) und tiefe Töne (Viola) lassen die Harmonie zwischen beiden erahnen. Ein Spiel, das jeder im Publikum versteht. In oft surrealen, nur angedeuteten Kostümen, kaschiert hinter Masken und schwarzer Kleidung, fesseln die Künstler rund 90 Minuten lang die Besucher mit ihrem einzigartigen Mimen Spiel. Stehender Beifall ist der Lohn für das scheinbar leichte Spiel der Artisten.
Für die beiden Vorstellungen am Samstag, 9. Juli, 15 Uhr und 20 Uhr, in der Philharmonie, Bischofsgartenstraße, Köln-Innenstadt, gibt es noch Restkarten ab 34,50 Euro zzgl. VVK an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter der Tickethotline der Philharmonie unter 0221 – 280 280.