Köln – Für die Betreuung von Notunterkünften, in denen Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht werden, hat der Kölner Caritasverband 39 neue qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eingestellt, zum Teil befristet. Es sind pädagogische Fachkräfte, Sozialarbeiter und -arbeiterinnen sowie Kulturmittler und -mittlerinnen.
Zum Einsatz kommen sie vorwiegend in der Messehalle 3.1, wo Wohnbereiche für rund 1100 Menschen eingerichtet sind, um die sich auch das Deutsche Rote Kreuz und das Diakonische Werk kümmern, und in einer Leichtbauhalle in Mülheim für 400 ukrainische Geflüchtete, für die die Caritas die Betreuung übernommen hat.
Zusätzliche Sprechzeiten eingerichtet
Überdies hält sie Beratungsdienste für Geflüchtete bereit; aktuell arbeiten 25 Personen an zehn Orten in der Stadt. Sie helfen sowohl ukrainischen Staatsangehörigen als auch Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, aber eine andere Nationalität haben und deren Aufenthaltsperspektive unklar ist. Die Caritas ist dabei, ihr Beratungsangebot auszubauen, etwa mit zusätzlichen Sprechzeiten und der Einstellung einer Fachkraft, die Ukrainisch, Russisch und Weißrussisch spricht. Zum bestehenden Personal gehören vier russischsprachige Kräfte.
Ein Beispiel aus der Beratung ist die Ukrainerin, die mit zwei Kindern nach Köln gekommen ist, schnell arbeiten möchte, für sich einen Sprachkurs sucht und für ihre Kinder einen Schul- und Kita-Platz. Ein anderes Beispiel ist der ghanaische Student, der in der Ukraine sein Medizinstudium fast abgeschlossen hat und eine Möglichkeit sucht, seine Ausbildung zu beenden. In den Gesprächen spiele häufig die Sorge um zurückgelassene Angehörige eine Rolle, sagte Tim Westerholt, Leiter des Fachdienstes Integration und Migration, am Mittwoch bei der Jahrespressekonferenz der Kölner Caritas. Um die zusätzliche Aufgabe, ukrainische Flüchtlinge zu unterstützen, erfüllen zu können, sei die Caritas auf eine stärkere Förderung und auch auf Spenden angewiesen.
Gespräche mit Ungeimpften geführt
Ein weiteres Thema war die Pandemie. Caritas-Vorstand Peter Krücker sagte, die Impfpflicht in der Pflege sei „wichtig und notwendig, denn es geht um den Schutz von äußerst gefährdeten, vulnerablen Menschen“. Von den rund 1250 Mitarbeitenden in den Einrichtungen für alte und pflegebedürftige Menschen seien etwa 98 Prozent geimpft.
Mit den 25 Ungeimpften habe man im Dezember begonnen, Gespräche zu führen, um sie davon zu überzeugen, sich impfen zu lassen. Wie vorgeschrieben, seien sie ab Mitte März dem Gesundheitsamt gemeldet worden, das nun über ein mögliches Beschäftigungsverbot entscheiden muss. Wegen der hohen Impfquote droht keine Einschränkung des Betriebs in den Einrichtungen. Allerdings stifte die Haltung der Ungeimpften „Unfrieden“, sagte Pflegefachkraft Lea Görich. „Wir haben uns alle für einen sozialen Beruf entschieden, das setzt Grundsolidarität voraus.“
Initiative „Out of Church“ begüßt
Mit Blick auf die Krise im Erzbistum sagte Krücker: „Wir sind froh, mit der Caritas ein positives Bild von Kirche in die Gesellschaft zu strahlen“ Der Wohlfahrtsverband stehe für eine „offene, vielfältige Kirche, die den Menschen zugewandt ist“. Exemplarisch begrüßte er die Initiative „Out of Church“, das gemeinsame Coming-out von kirchlichen Mitarbeitern. Queere Menschen zu beschäftigen, sei beim Caritasverband kein Problem: „Wir grenzen uns aktiv vom geltenden kirchlichen Arbeitsrecht ab.“