Politik soll anhaltenden Streit zwischen Denkmalschutz und GAG um Erhalt oder originalgetreuen Neubau schlichten
Das „Sonnenhaus“GAG will denkmalgeschütztes Haus in Porz abreißen – Verwaltung lehnt das ab
Das „Sonnenhaus“ an der Ecke Hauptstraße/ Poststraße wird wegen der Stuckverzierung an der Fassade so genannt, die sonnigen Zeiten hat es aber schon lange hinter sich. Seit Jahrzehnten verfällt das leerstehende Jugendstilgebäude, das im Ensemble mit der evangelischen Lukaskirche in Porz gleich gegenüber zwar als stilbildend und ortsprägend eingeschätzt wird, zu dessen Erhalt es aber seit Monaten keine guten Neuigkeiten gibt. Das wollen Politiker jetzt ändern.
Restaurierung würde fast sechs Millionen Euro kosten
Die Stadt, die das Haus seit 1979 besaß, es 1980 unter Denkmalschutz gestellt hat und seither nur das Nötigste zum Erhalt getan hat, besteht auf Sanierung des Originals. Die GAG, die das Haus samt angrenzenden Baugrundstücken unter Sanierungsauflagen 2019 erworben hat, sieht sich aus Kostengründen nicht imstande, eine immens aufwändige Restaurierung zu leisten. Selbst wenn lediglich die Jugendstil-Fassade erhalten werden müsste, würde das Projekt fast sechs Millionen Euro kosten, sagte Vorständin Kathrin Möller.
Die GAG hat deshalb vorgeschlagen, das Gebäude abbrechen und die Fassade eines Neubaus genau so gestalten zu lassen, als wäre es das Original. Das fand beim Amt für Denkmalschutz keine Zustimmung. Deshalb bot die Immobilien AG das Haus zum Verkauf an und beantragte für den Fall, dass sich kein Käufer findet, die Löschung aus der Denkmalliste und eine Abbruch-Genehmigung.
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Denkmal-Eigentümer übernimmt auch die Erhaltungspflicht
Die Stadt hat beiden Anträgen bisher nicht zugestimmt. „Mit dem Erwerb eines Denkmals übernimmt ein Eigentümer auch die gesetzliche Erhaltungspflicht für dieses Kulturgut. Ein methodisch herbeigeführter, langer Leerstand darf nicht zum Verlust des Denkmals führen und wäre somit rechtswidrig“, heißt es seitens des Presseamtes und weiter: „Für einen Abrissantrag und die nachfolgende Löschung muss ein Eigentümer eine wirtschaftliche Unzumutbarkeit durch hinreichende Unterlagen und Nachweise bzw. Gutachten beim Amt für Denkmalpflege zur Prüfung vorlegen. Der Gesetzgeber stellt hier an eine Darstellung einer wirtschaftliche Unzumutbarkeit einen hohen Anspruch.“
Das war der Sachstand vor acht Monaten, seither ist keine Änderung eingetreten, wie Anfragen dieser Redaktion an Stadt und GAG ergaben. Der SPD in der Porzer Bezirksvertretung riss im September der Geduldsfaden, sie fordert Aufklärung. Es sei nicht akzeptabel, dass die GAG eine Regelung mit der Stadtverwaltung zum Verbleib des Bestandsgebäudes getroffen habe, daran jetzt aber nicht mehr festhalte. Die vorgesehene Niederlegung des Hauses bedürfe mindestens der Zustimmung der Bezirksvertretung Porz, da der damalige Beschluss unter der Zusage zum Verbleib erfolgt sei.
„Gesichtslosen Neubau“ will SPD nicht akzeptieren
SPD-Ratsmitglied Michael Frenzel, der auch stadtentwicklungspolitischer Sprecher seiner Fraktion ist, macht deutlich: „Dass die Stadtverwaltung das Sonnenhaus jahrelang einfach hat verfallen lassen, sagt viel darüber aus, wie schlecht diese Stadt geführt wird. Wenn das Haus jetzt wirklich nicht mehr zu retten ist, wäre Abriss und Rekonstruktion durch die GAG die zweitbeste Lösung. Die GAG kann das. Einen gesichtslosen Neubau werden wir jedoch nicht akzeptieren, sondern nur einen originalgetreuen Wiederaufbau, so wie Frankfurt das in der neuen Altstadt gezeigt hat“.
Anne Henk-Hollstein, CDU-Ratsfrau und Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, war ebenso wie Michael Frenzel seinerzeit in die Verhandlungen involviert, die zum Verkauf des Hauses an die GAG unter Auflagen geführt haben. Sie bedauert den sichtbaren weiteren Verfall des Eckhauses und will den Status Quo nicht länger hinnehmen. Aus dem GAG-Aufsichtsrat hat sie Signale empfangen, denen zufolge angesichts des monatelangen Stillstandes bei den Verhandlungen „eine politische Lösung“ gewünscht ist.
Mit dem leitenden Stadtkonservator Thomas Werner habe sie ein Gespräch zum Thema vereinbart, sagt Henk-Hollstein. Sie möchte „in den kommenden Wochen einen abgestimmten Beschluss in den Gremien beziehungsweise im Rat der Stadt Köln erwirken“.