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Glückliche VerliererinWie eine Zollstockerin dank vielfacher Nachbarschaftshilfe ihren Schlüssel wieder bekam

Lesezeit 5 Minuten
Eine dunkelhaarige Frau mit Brille überreicht einer blonden etwas kleineren Frau eine rotweiße Rose.

Lost and found: Caroline Kron und Angela Kurth tauschen Schlüssel gegen Rose auf dem Klettenberger Markt.

Dank aufmerksamer Nachbarn hat eine Kölnerin ihren Schlüssel wieder. Verloren hatte sie ihn beim Gassi-Gang.

Es war an einem dieser Hundstage. Caroline Kron war mit ihrem Mischlingsrüden Fritz in der Zollstocker Brache unterwegs. Doch bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke ging sowohl Frauchen als auch dem sonst so quirligen Vierbeiner bald die Puste aus. Frauchen und Hund rasteten auf einem umgestürzten Baumstamm. Als das Gespann später zu Hause ankam, fehlte ihm nicht nur vollends die Kräfte, sondern auch der große Schlüsselbund, der an einem langen Lederriemen befestigt war.

„Ich vermute, dass ich ihn neben den Stamm gelegt und dort vergessen habe“, so die Redakteurin des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die sich um „wir helfen“, den Unterstützungsverein des Verlags für Kinder und Jugendliche in Not, kümmert. Nun war sie selbst dringend auf Hilfe angewiesen.

Letzte Hoffnung: Aushänge an Bäumen

„Natürlich ging ich sofort wieder zurück, um den Schlüssel zu suchen, auch mein Freund machte sich noch einmal auf den Weg, und am nächsten Morgen begleitete mich eine Freundin auf einer erneuten Such-Runde, aber der Schlüsselbund war partout nicht aufzufinden.“ Auch das Durchforsten eines Nachbarschaftsportals, auf dem häufig Verlorenes auftaucht, blieb ergebnislos.

Caroline Kron unterwegs mit Fritz im Vorgebirgspark.

Caroline Kron unterwegs mit Fritz im Vorgebirgspark.

An dem Schlüsselbund hingen nicht nur Haus-, Auto- und Büroschlüssel, sondern auch ein kleines Gerät, das zum Einloggen in den Arbeitscomputer dient. „Ich war maximal verzweifelt, denn neben all den anderen hing auch der Schlüssel einer Nachbarin am Bund. Ich war mit den Nerven am Ende, rief mehrmals bei der Polizei an und hoffte, am Montag auf der Online-Seite des Fundbüros fündig zu werden.“ Einen letzten Funken Hoffnung versprachen Aushänge, die Caroline Kron mit starkem Tape an Bäumen in und um die Brache herum anbrachte.

Markthändler starten Petition zum Erhalt des Kölner Großmarkts

Dass sich der Schlüssel schon längst in Sicherheit befand und unweit des Vorgebirgsparks in der Wohnung von Angela Kurth auf seine Besitzerin wartete, stellte sich am Montagabend heraus. „Während ich beim Sport war, erhielt ich mehrere Anrufe einer unbekannten Nummer. Ich hoffte auf keinen Werbeanruf, und rief zurück. Es war Angela, die sagte, sie hätte wohl meinen Schlüssel. Mir fiel ein Fels vom Herzen“. Angela Kurth, die 60-jährige Zollstockerin, hatte den Schlüsselbund von ihrem Sohn und ihrer Enkeltochter in Empfang genommen.

„Die beiden waren am Samstagabend im Park spazieren und hatten dabei den Schlüssel gefunden. Weil mein Sohn keine Zeit hatte, sich darum zu kümmern, gab er ihn mir, ich hätte ihn montags zur Polizeiwache gebracht“. Die 60-Jährige, die seit über 30 Jahren einen Textilgroßhandel betreibt und regelmäßig mit ihrem Stand auf dem Markt am Auerbachplatz oder am Klettenberggürtel steht, ist es gewohnt, Dinge in die Hand zu nehmen.

Rose und Weinflasche zum Dank für die Finderin

„Ich habe dann direkt eine Fundmeldung bei nebenan.de eingestellt.“ Weshalb Caroline Kron diese nicht gesehen hat, ist ihr noch immer ein Rätsel. „Ich hatte dort ja immer wieder nachgesehen, aber vielleicht war der Eintrag schon zu weit nach unten gerutscht.“ Dass der Schlüssel dann doch noch zu seiner Eigentümerin kam, dafür ist noch eine weitere Frau aus der Zollstocker Nachbarschaft verantwortlich, die Krons Aushang im Vorgebirgspark sah samt Handynummer und auf dem Internetportal die Meldung von Angela Kurth entdeckte. „Die Frau namens Svenja schickte mir dann in einer persönlichen Nachricht die abfotografierte Handynummer von Caroline“, sagt Kurth.

Weil Angela Kurth sich strikt weigerte, einen Finderlohn anzunehmen und die glückliche Besitzerin stattdessen zu einem Glas Wein einlud, kam es am vergangenen Samstag noch zu einem zweiten Treffen zwischen Finderin und Verliererin. Kron besuchte Kurth an ihrem Marktstand am Klettenberggürtel, und überreichte ihr zum Dank eine Flasche Wein und eine Rose.

„Wir haben am Großmarkt eine über 2000 Quadratmeter große Lagerhalle, machen uns nun aber große Sorgen, dass das ganze Gelände geschlossen wird. Die Stadt Köln hat den Umzug des Großmarkts nach Marsdorf ja verworfen“, kritisiert Kurth. Und der Rat der Stadt Köln hat gerade das Aus des bisherigen Standorts zum Ende des Jahres 2025 beschlossen.

Per Petition wollen die Markthändler nun auf ihre Sorgen um ihre Existenz aufmerksam machen. „Wenn ihr mir noch einen Gefallen tun wollt, schreibt darüber gerne mal im Kölner Stadt-Anzeiger.“


Schlüssel gefunden oder verloren - Was tun?

Warum sollte ich den Fund anzeigen? Der Finder ist gesetzlich dazu verpflichtet, „dem Eigentümer unverzüglich Anzeige zu machen“ (§ 965 Abs. 1 BGB). Außerdem stärkt die Hilfeleistung den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Wo soll ich den Fund anzeigen? Am schnellsten ist der Weg zur nächsten Polizeidienststelle, die den Schlüssel innerhalb von 3 bis 4 Werktagen an das Fundbüro in Kalk, Ottmar-Pohl-Platz 1, 51103 Köln weitergibt. Auch dort können Finder den Schlüssel – oder online eine Fundanzeige abgeben (www.stadt-koeln.de/service/adressen/fundbuero). Egal, ob bei einer örtlichen Behörde oder bei der Polizeidienststelle – Finder sollten sich die Übergabe immer quittieren lassen, inklusive des Datums, der Beschreibung des Fundes, sowie der Daten des Finders.

Welche Möglichkeiten bietet das Internet? Das zentrale Online-Fundbüro listet nach Regionen gefundene Gegenstände auf. Die Übermittlung der örtlichen Fundbüros dauert allerdings einige Tage (www.fundburodeutschand.de); viele Funde werden auch in örtlichen Social-Media-Kanälen wie Facebook („Verloren und gefunden in Köln“) oder „nebenan.de/Köln“ gemeldet. Außerdem bietet „KeyRefinder“ an, den Besitzer, wenn er dort registriert ist, und den entsprechenden Anhänger an seinem Schlüssel angebracht hat, zu ermitteln.

Kann ich einen gefundenen Schlüssel einfach in den nächsten Postkasten werfen? Bis Ende 2024 bietet die Deutsche Post noch den Dienst an, Schlüssel, die in Postkästen geworfen werden, weiterzuleiten an Schlüsseldienst-Systeme wie „Keymail“ oder „Keygarant“

Wie kann ich meinen Schlüssel noch absichern? Verschiedene Schlüssel-Tracker, z.B. „Apple AirTag“, „Holo Tag“ oder „Chipolo One“ bieten die Möglichkeit, dass der Besitzer nachverfolgen kann, wo sich sein Schlüssel befindet.