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Straßenkünstler in KölnVerbot auf der Domplatte geht vielen zu weit

Lesezeit 3 Minuten

Für Straßenmaler und andere Kleinkünstler soll die Domplatte künftig tabu sein.

  1. Musiker, Pflastermaler, Pantomimen, Skater – was für die einen zu einem pulsierenden Großstadtleben einfach dazugehört, stellt für andere eine mitunter erhebliche Belastung dar.
  2. Die Verwaltung hat eine neue Schutzzone rund um den Dom angeregt.
  3. Der Stadtrat wird am 17. November über die dafür nötige Änderung der Kölner Stadtordnung beraten.

Köln – Kürzlich, so wird erzählt, wurde es einigen Mitarbeitern aus dem Domforum zu bunt. Panflötenspieler und andere Musikanten hatten ihre Nerven mit immer den selben Melodien dermaßen strapaziert, dass sie zur Tat schritten. Mit einem selbst gestalteten Plakat stiegen sie zu den Straßenkünstlern vor ihren Büros hinab. Aufschrift des Transparents: „Gnade“.

Musiker, Pflastermaler, Pantomimen, Skater – was für die einen zu einem pulsierenden Großstadtleben einfach dazugehört, stellt für andere eine mitunter erhebliche Belastung dar. „Wir müssen zeitweise zum Telefonieren die Fenster schließen, weil wir sonst nichts verstehen“, klagt etwa Rudger von Plettenberg, Geschäftsführer des im Domforum ansässigen Gesamtverbandes der katholischen Kirchengemeinden in Köln. Durch die Gebäude werde der Schall noch verstärkt und hochgetragen. „In den obersten Stockwerken ist es am lautesten.“ Für Plettenberg wäre ein Komplettverbot von Musikdarbietungen rund um den Dom ein Segen.

Die Verwaltung hat jetzt auf die zunehmenden Beschwerden reagiert und eine neue Schutzzone rund um den Dom angeregt. Der Stadtrat wird am 17. November über die dafür nötige Änderung der Kölner Stadtordnung beraten.

Aus für Musiker und Maler

In der Schutzzone soll nicht nur – wie im übrigen Stadtgebiet auch – aggressives Betteln, Wildpinkeln, Vandalismus oder Belästigungen in Verbindung mit Alkohol- und Drogenkonsum unzulässig sein. Rund um den Dom soll künftig auch jegliche Form von Straßenmusik, Schauspiel und Straßenkunst ausnahmslos verboten werden. Die ansonsten geltende Zeitregel, wonach die ersten 30 Minuten einer Stunde musiziert werden darf und danach eine halbstündige Ruhepause eingehalten werden muss, würde für die Domumgebung dann nicht mehr gelten.

Eine rigorose Lösung, die nicht überall auf Gegenliebe stößt. So ist Dompropst Gerd Bachner zwar dankbar, dass die Stadt die Missstände rund um den Dom endlich anpacken will. „Aber meine Bitte ist: Lasst dem Dom die Kleinkunst, sie gehört zum kölschen Lebensgefühl. Der Dom braucht ein würdiges Umfeld, kein steriles.“ Bachner plädiert für eine differenzierte Lösung: Man könne die Musik zeitlich begrenzen, eine Qualitätsprüfung oder eine Dezibel-Grenze einführen. Und: „Elektronisch verstärkte Musik geht gar nicht.“

Ähnlich sieht es Josef Sommer, Geschäftsführer von Köln-Tourismus: „Die jetzige Situation ist untragbar. Aber in einer weltoffenen Metropole kann man keine rigorosen Verbote aufstellen. Das muss ja auch kontrolliert werden.“ Für Stadtmarketing-Chef Helmut Schmidt steht die positive Besetzung des Domumfelds im Vordergrund, nicht aber Abschottung. „Einerseits muss die Würde des Doms erhalten bleiben. Andererseits sollte die Domplatte lebendiger städtischer Mittelpunkt sein.“ Henning Matthiesen, Direktor des Hotel Excelsior Ernst, würde einen Qualitäts-Check und zeitliche Begrenzungen zwar begrüßen, sieht das Problem jedoch an anderer Stelle: „Um das subjektive Sicherheitsgefühl zu erhöhen, brauchen wir mehr Sauberkeit und Ordnung – aber in der ganzen Innenstadt, nicht nur am Dom.“

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