Köln – Schon vor der Eröffnung des Drive-In-Impfzentrums an der Lanxess-Arena am Dienstagmorgen war der Ansturm gewaltig. Die Autoschlange zog sich die Rampe zur Halle hinab bis zur Justinianstraße – und da ging schnell nichts mehr für den Verkehr, Linienbusse inklusive. Zwei Stunden nach der Eröffnung der Impfstelle normalisierte sich der Verkehr dann wieder.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) kamen, um sich das Spektakel persönlich anzuschauen. Die Erwartungen an die neue Impfstelle sind hoch.
„Köln setzt hier ein starkes Signal“, lobte Wüst. 1000 Menschen sollen hier täglich geimpft werden, in den kommenden Tagen sollen es bis zu 3500 sein, Ziel seien schließlich 6000 Impfungen pro Tag in allen städtischen Impfstellen, erklärte Reker. „Mit den Impfungen in den Hausarztpraxen wären wir dann bei 15.000 Impfungen am Tag“, sagte Reker.
Die Impfstelle an der Lanxess-Arena ist weniger ein Drive-In, eher eine Impfstation mit Parkplatz. Die Registrierung erfolgt noch aus dem Auto heraus. Danach jedoch heißt es warten im Wagen, bis die Impflinge vor dem Eingang Südwest einen Parkplatz zugewiesen bekommen. Von dort geht es zu Fuß ein paar Meter in das Zelt mit den insgesamt elf Kabinen, um sich den Piks zu holen. Für Booster-Impfungen müssen auch hier - im Gegensatz zu den mobilen Impfstellen - Termine beantragt werden. Reker kündigte zudem an, dass künftig man "in wenigen Tagen" auch mit dem Rad und zu Fuß das Angebot an der Lanxess-Arena nutzen könne.
„Impfen ist der Schlüssel raus aus der Pandemie. Deshalb ist es nötig, dass wir kräftig an den Kapazitäten arbeiten“, sagte Wüst. In Köln geschehe dies erfolgreich. Mit 74 Prozent vollständig Geimpften liege Köln über dem Bundes- und NRW-Durchschnitt, mit einer Hospitalisierungsinzidenz von 2,2 darunter, betont Reker: „Wir sind bislang vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen.“
Nachdem NRW-Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) am Montagabend in der ARD äußerte, das er sich ein allgemeine Impfpflicht „gut vorstellen“ könne, wollte sich dessen Chef Wüst an der Lanxess-Arena weniger klar zu dieser Frage positionieren. „Es ist gut, dass die Debatte angestoßen wurde“, sagte Wüst.
Ruf nach allgemeiner Impfpflicht
Er könne den Ruf vor allem der Geimpften nach einer allgemeinen Impfpflicht nachvollziehen, weil die Minderheit der beharrlich Ungeimpften möglicherweise Restriktionen wie neuerliche Lockdowns verursachen könne. Die Frage nach einer Impfpflicht für alle müsse jedoch im Ethikrat geklärt werden, sagte Wüst.
„Wir haben das hier gemeinsam mit der Stadt innerhalb von einer Woche aus dem Boden gestampft“, berichtete Arena-Chef Stefan Löcher an Rand der Eröffnung. Die Veranstaltungsbranche und die Gastronomie habe in den vergangenen zwei Monaten die sich verschärfende Corona-Lage stark zu spüren bekommen. „Wir wollen einen Beitrag leisten“, dass sich die Situation wieder entspanne, sagte Löcher weiter. Dass das Angebot diesmal vor der Arena und nicht im Parkhaus – wie noch vor einigen Monaten die Drive-In-Tests – stattfinde, habe logistische Gründe. „Wir wollen das Parkhaus nicht für Veranstaltungen blockieren“, denn die seien ja zurzeit möglich, erläuterte Löcher.
Mobiles Impfangebot am Bürgerhaus Kalk
Vor ihrem Besuch an der Lanxess-Arena schauten Wüst und Reker beim nicht weit entfernten mobilen Impfangebot am Bürgerhaus Kalk vorbei. In Deutz wie in Kalk habe er gut gelaunte, motivierte Menschen gesehen – Mitarbeitende wie Impflinge, sagte Wüst. Solche Angebote seien unverzichtbar, um die Pandemie zu bewältigen, betonte der Ministerpräsident.
Dessen ungeachtet bedankte sich Reker bei Wüst für die gute Zusammenarbeit mit der NRW-Regierung. Das Land habe der Stadt ermöglicht, dass Karneval gefeiert und Weihnachtsmärkte geöffnet werden konnten.